Diese blöde Angst, dieses blöde keine Helfer haben, dieses blöde in der Luft hängen und dieses blöde mit den Problemen und -chen alleine zu sein!
Heute hat, aus sehr trifftigen Gründen, eine wunderbare Helferin absagen müssen. Mein volles Verständnis ist ihr sicher und dennoch verunsichert mich das sehr. Das kommende Wochenende sind wir auch alleine. Dabei ist Geld vorhanden, die ehrenamtlichen Helfer entschädigen zu können. Nur, es gibt halt niemanden! Ich mag jetzt nicht hören, dass ich alles gut mache – ich mache es nicht gut, wenn wir zweieinhalb Tage aufeinanderhocken und wir nicht raus können. Es stresst mich, es würde jeden stressen. Das tut es auch, denn ich bin/wir sind in ‚Behindertenkreisen‘ keine Ausnahme. Es geht vielen Angehörigen so. Eine Mutter, die ebenfalls 2 behinderte Kinder zusammen mit ihrem Mann zu betreuen hat, hat ein noch schlechteres Gewissen, als ich. Sie geht auf dem Zahnfleisch und denkt, dass sie ihre Kinder abschiebt, wenn diese für ein paar Tage in die Kurzzeitpflege gehen. Eine andere Mutter sucht händeringend stundenweise eine Betreuung für ihren Sohn, der ab und zu beatmet werden muss. Sie findet niemanden auf Dauer. Genau das ist es, das zermürbt. Nicht nur manchmal brauchen wir – da schließe ich andere Angehörige mit ein – Helferinnen und Assistenzkräfte. Nein, wir bräuchten diese regelmäßig und verlässlich. Dann wären meine Ängste weniger und ich hätte auch nicht das Gefühl, Gelder in Anspruch zu nehmen, die mir nicht zustehen.
Gefühle sind Gefühle und garantiert nicht rational nachzuvollziehen.
Ich hoffe ja immer noch, dass es Menschen gibt, die Zeit mit uns verbringen möchten und denen es Spaß macht regelmäßig zu kommen. Mit uns spazieren gehen (momentan sind zwei der sporadisch kommenden Damen relativ fußlahm oder ziemlich unflexibel), mit uns ins Kino gehen, oder schwimmen. Die Junioren möchten gerne mal wieder auf ein Konzert!
Blödes Angstkarussell, blödes!
mo sagt:
Meinst Du nicht, daß wir nicht wissen, wie schwer Deine Lage ist? Es macht es doch nicht besser wenn Du es immer wieder erzählst. Leider kann Dir hier niemand helfen, so gerne wir es auch wollten.
piri sagt:
Es geht doch gar nicht darum, dass ich Mitleid heischen möchte. Was hätte ich davon? Doch nichts! Ich möchte Verständnis haben – für mich und andere pflegende Angehörige. Mehr geht aus der Entfernung auch nicht. Oder vielleicht doch: Guckt mal in eurer Umgebung herum, eventuell könnt ihr Menschen, die Hilfe brauchen, unter die Arme greifen.
Nell sagt:
Ich finde es gut, dass Du uns von Deinen Ängsten und Sorgen berichtest und aus Deinem Alltag erzählst, was Dich beschäftigt.
Ich bin ja keine pflegende Angehörige. Aber ich kaufe mit ein für eine dauerkranke Nachbarin, zusammen mit Andern, und hab bis Dezember letzten Jahres nochmal für einen anderen kranken Nachbarn alleine immer eingekauft. Ich hab mitbekommen, wie schwer es für die beiden war, auch Einkäufer zu finden oder ne Pflegekraft. Alles total überlaufen. Ich hab auch mitbekommen, wie es der Nachbarin ging, als sie mal keinen Einkäufer hatte, da hing sie auch in der Luft und brauchte einfach Hilfe.
Leider wohne ich nicht bei Dir in der Nähe und kann mich da nicht freiwillig melden. Aber ich bin mit der einen Nachbarin momentan eigentlich auch ausgelastet. Zwei sind fast schon zu viel.
Ich drücke Dir feste die Daumen, dass sich die Situation stabilisiert und Du verlässliche Assistenzkräfte findest!
piri sagt:
Das du Einkaufsdienste machst, habe ich schon in deinem Blog gelesen. Ich finde das toll. Manchmal reicht tatsächlich nur eine kleine Frage: Wie kann ich helfen? Nicht nur: Kann ich helfen? Verstehst du den Unterschied? Ich danke dir für dein Engagement.
Nell sagt:
Zum Glück sagt mir meine Nachbarin immer sehr offen, wie ich ihr helfen kann. Man muss auch mal fragen: Wie geht’s Dir eigentlich? Das ist auch wichtig, dass man sich austauscht. Deswegen ist es auch wichtig, dass Du hier offen schreiben kannst!
piri sagt:
Da hat deine Nachbarin mir einiges voraus. Mir fällt so etwas sehr schwer.
Mona Lisa sagt:
Aber immer wieder zu sagen, zu schreiben, dass, was und wie es dir schwerfällt, ist vielleicht auch Teil des Problems und/oder der Lösung.
Sorry, ich hoffe, du kannst das erst einmal „reaktionslos“ auf dich wirken lassen.
Liebe Grüße
piri sagt:
Darf ich jetzt reagieren und fragen, wie ich das ändern kann?
Nell sagt:
Mir würde das auch schwer fallen. Man möchte niemandem zur Last fallen. Aber manche helfen auch gerne und es ist besser, wenn man weiß, was man wirklich helfen kann.
anneeulia sagt:
Und dann gibt es noch die, Eltern die sich mit weit über 80 selber schwer krank um ihre inzwischen wieder im Rolli sitztende Tochter kümmern.
Ich habe ganz viel Respekt vor jedem der das tut. Bei dieser Mutter habe uch immer das Gefühl, ohne uhre Tochter die Sie so sehr braucht wären Sie nie so alt geworden.
Die Eltern meiner besten Freundin,sind der Hammer. Er wird im Januar 90 und ist inzwischen so gut wie blind. Ihre Mutter ist 86 und hatte 3 nal Krebs und schiebt immer noch die Tochter im Rolli trotz Hüft OP durch die Gegend, steht nachts auf um Ihre Tochter im Bett umzudrehen, die Tochter jann es nicht mehr.
2 Wirbel sind gebrochen und es wurde zu spät entdeckt.