Gedicht, Junioren

ein Morgen

Ein Morgen wie gewaschen
der Himmel noch mit Lauge bedeckt
sonnengrauverhangene Gedanken
pustet der Wind

Nachtschlafende Gefühle erwachen
kitzeln zaghaft an der Nase
die junge Frau im gelben
Regenmantel eilt vorbei

Maibrückentage
Milch fehlt, auch Kakao
der Notaufnahmetag fehlt
beim einkaufen

In den Juniorenzimmern erwacht
das Leben

© piri ulbrich

Behinderung, Gedanken

ein neuer Stern

Darf ich überhaupt erschüttert sein? Um ein Kind trauern, das ich nicht einmal persönlich kannte? Das aber eine sehr ähnliche Behinderung wie meine Junioren hatte? Ein gleiches Gesundheitsrisiko? Ist es nicht blasphemisch? Geht‘s doch dem Kerle gerade sehr gut! Ich denke ja. Was geht in meinem Hirn herum? Welche Ängste kommen wieder nach vorne? Mehr, als wenn jemand anderes gestorben ist. Ein nahes Schicksal verbindet, auch wenn man sich nicht kennt.

Behinderung, Gedanken

Schnellgedanke

Ich weiß auch nicht wie ich das schaffe, aber irgendwie schaffe ich das doch immer wieder!

Jeder Morgen ist durchgetaktet. Die Junioren und ich sind ein eingespieltes Team, da sollte nichts schiefgehen. Heute ist mein Töchting mit einer dicken Lippe aufgewacht und wer schon einmal Herpes hatte, der ahnt wie sie sich fühlt! Aciclovircreme habe ich da und sofort aufgetragen. Im selben Moment hat sie die Creme abgeleckt. Noch mal eincremen. Jetzt aber ermahnen, dass abschlecken kontraproduktiv ist. Sie nickt, dreht sich um und schleckt über die Lippen…