Behinderung, Gedanken

und dann

… kommt doch wieder alles anders, als man denkt!

Grau ist es draußen. Die Farbe kriecht durch jede Ritze und wenn der Kerle nicht einen rosa Pullover angezogen hätte, wären wir alle zusammen im Nebel verschwunden. Die Schüler einer fünften oder sechsten Klasse aus dem Gymnasium der Heuss-Stadt waren zum größten Teil in schwarz, dunkelgrau oder anderen dunklen Farben gekleidet – ihre coolen Gesichtsausdrücke waren dementsprechend. Warum ist das eigentlich so, dass Mädchen in dem Alter viel reifer wirken, es aber dennoch nicht sind? Heilig‘s Blechle, können die einen Krawall machen!  Vor der Vorstellung sind sie noch extra von ihrer Lehrerin ermahnt worden, doch nicht zu schwatzen und still zu sein. Anscheinend haben nicht alle recht hingehört, denn zeitweise wars schon ziemlich unruhig. 

Allerdings, ja allerdings bin auch ich hin und hergeswitscht, denn das Töchting war nicht so ganz bei der Sache. Konnt ich gut verstehen, denn bei aller guten schauspielerischen Leistung, den roten Faden  beim Theaterstück habe auch ich nicht – und vermutlich einige andere auch nicht – gefunden. War ein bisschen wirr, die Geschichte um King A, die dann eine Queen war.

Der Kerle hatte einen Platz von dem er nicht gut sehen konnte, manche Schüler waren dann doch zu groß und zu zappelig! Alles in allem hat’s den Junioren dennoch gut gefallen. Das Töchting hat Kuschelwetter ausgerufen. Ja stimmt, meine Tochter will kuscheln und das muss ich ausnutzen – tut sie nämlich ziemlich selten! ❤️

Behinderung, Gedanken, Junioren

einatmen – ausatmen

…oder ist es umgekehrt? Erst ausatmen und dann einatmen? Momentan scheint mir das wirklich alles egal zu sein, Hauptsache atmen – irgendwie. Leben, eben!

„Es reicht. Jetzt reicht’s.“ Das soll ich mir sagen, sagt mein Verstand. Zuerst soll ich es mir sagen. Zuallererst mir. „Denn du machst schon genug! Du musst nicht immer Volldampf fahren, musst nicht immer 150% geben, 90% reichen auch!“ Ich glaube es nicht, kann es nicht glauben – aber ich muss, sonst ist es irgendwann einmal vorbei mit dem Überlegen ein- oder auszuatmen!

Die Junioren sind in der LebensWerkstatt. Beide! Auch der Kerle und er geht gerne, er freut sich auf die Kumpel und seine Arbeitskollegen. Ja, er freut sich auf die Arbeit – nur aufs Essen dort freut er sich nicht. Er muss dann essen, wenn alle essen und meistens essen alle anderen sehr viel schneller, als er und dann hat er schon keinen Appetit mehr. Wenn dann auch noch Druck von den Betreuern kommt und insistiert wird: „C. trink, C. iss!“, dann hat er keine Lust mehr. Seit einiger Zeit hat er griffbereit kleine Snacks stehen und kann die nach seinem Gusto essen, wenn er es denn täte. Außerdem sind sie nicht immer vorrätig. Andere behinderte Mitarbeiter naschen auch sehr gerne davon. Sie sind behindert, sie nehmen, was sie kriegen können. Manche sind eh schon zu dick oder auf Diät. Da sind kleine Snacks, die griffbereit stehen, ein willkommenes Futter – im wahrsten Sinne des Wortes!  … und der Kerle ist manchmal sogar froh, dass das ungeliebte Essen verschwunden ist!

Einatmen – ausatmen. Zuhause ist es nicht anders. Töchting isst dem Kerle – damit er nicht essen muss – die Banane auf. Nur, ich habe es unter Kontrolle, kann einen bzw. zwei Menschen beobachten und gegebenenfalls einschreiten. In der Werkstatt, im Förder- und Betreuungsbereich ist das nicht möglich. Außerdem sind Menschen, die ständig Hunger haben sehr erfinderisch, wenn es um Essenbeschaffung geht. Bonbons und Kekse sind schon lange nicht mehr in den Rucksäcken der Junioren. Allenfalls das Einwickelpapier bleibt drin.

Einatmen – ausatmen. Alles gut! Es ist Advent, Zeit einen Gang runter zu schalten. Wir können sowieso nicht all das machen, was wir wollen. Werden’s halt nur 90% und das ist bestimmt genug.

Weihnachtsgeschenke werden überbewertet – alles wird gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende!

 

Behinderung, Gedanken, Junioren

Behinderung ist keine Krankheit

Immer wieder wird Behinderung mit Krankheit gleichgesetzt! Auch die Junioren werden so oft als krank bezeichnet. Nein, sie sind nicht krank – jedenfalls im Moment nicht – sie haben keine Erkältung oder Mumps oder Masern, haben auch kein Corona und herzkrank sind sie auch nicht. Sie sind so gesund, wie jeder andere Mensch auch gesund ist. 

Natürlich gibt es unter behinderten Menschen welche, die obendrein auch noch krank sind – Herzfehler haben, Epilepsie (obwohl da weiß ich nicht – ist das eine Krankheit?). Sogar auf dem Rollstuhl zu sitzen ist keine Krankheit und nur einen Arm zu haben auch nicht. Wer kognitiv eingeschränkt ist, der/die kann nur nicht so schnell oder anders denken, aber krank ist das nicht…