Kategorie: Gedanken

schon wieder

Schon wieder schleiche ich, seitdem die Junioren aus dem Haus sind, um einen Beitrag herum. Ich schreibe, ich lösche, schreibe neu und zensiere mich selbst, weil ich nicht schon wieder über Angst schreiben will, weil ich denke, es langweilt euch, beziehungsweise ihr könnt es nicht mehr hören.

Manche meiner Ängste (Sorgen) sind sehr konkret. Die körperlichen Einschränkungen meiner Junioren zum Beispiel. Da sind die stark geschwollenen Beine des Töchtings, sie sitzt den ganzen Tag auf dem Rollstuhl, die Venenpumpe funktioniert wegen der Spastik nicht und ihre Beine und Füße tun ihr höllisch weh. Stützstümpfe in der Größe gibt es nicht, noch nicht einmal maßgefertigt. Da ist der Kerle, der zwar eine PEG-Sonde hat, aber dennoch stark untergewichtig ist. Dass Beide sehr schlecht trinken habe ich schon oft genug erzählt. Es sind keine neuen Sorgen, aber auch permanente Sorgen können enorme Angst machen.

Jetzt habe ich schon wieder ganze Abschnitte gelöscht, weil ich entweder zu emotional oder zu rational geschrieben habe – beides wird meinem wahren Zustand nicht gerecht.

Dazu kommt, dass Angst auch ein Autismus-Ding ist, ein Selbstwert-Ding, eins, dass man sich infrage stellt und doch nicht selbst so wichtig nehmen soll. Jedenfalls mein Ding. Aber die Erfahrungen in der letzten Zeit – die mit der Psycho-Reha (die meiner Meinung nach gehörig schief gelaufen ist) und die mit den fehlenden, bzw falschen Helfer*innen – tragen auch nicht gerade dazu bei, dass Ängste abgebaut werden können.

Zusätzlich treibt mich auch die allgemeine politische Situation um. Die Kriege, die Erderwärmung etc pp.

fünf nach zwei

Dann war ich doch einkaufen und habe meine Angst weggelächelt, habe mich in eine Sommerstrickjacke gekuschelt und für den Förderbereich, in den meine Junioren gehen, einen großen Eimer Gummibärchen gekauft.

Dann habe ich telefoniert. Ein Gespräch mit viel Herzklopfen. Eins, mit leichter Feder und eins, das ich lange vor mir hergeschoben habe. Alles war gut, sag ich mal so. Ich bin doch alt genug, warum kann ich das (ein Gespräch am Telefon führen) immer noch nicht? 

Gleich ist hier Leben in der Bude. Können wir spazieren gehen? Können wir ein Spiel machen? Können wir Eis essen? Kannst du mir vorlesen? 

Standpunkt

Nur wer einen Standpunkt hat, kann seinen Blick weiten.

Aber es muss ja nicht folgerichtig immer derselbe sein. Man kann auch mal zur Seite treten. Der gestrige sehr spontane Friseurbesuch hat mit aufgezeigt, dass man alte Zöpfe abschneiden muss, um was Neues zu wagen. 

Eins habe ich mir geschworen, nach dem stehengelassen werden, so was soll mir nie wieder passieren. Diese Demütigung hängt mir immer noch nach. Während ich so beim Friseur saß, sind mir doch auch Gedanken durch den Kopf geschossen, dass ich selbst schuld sein könnte, dass wir stehengelassen wurden. Hätte ich nicht dankbarer sein sollen? Wir wären doch sonst kaum aufs Fest gegangen, ohne die Helferin. Ich habe dadurch wieder gesehen, dass wir schon sehr auf fremde Hilfe angewiesen sind und das auch mit Dankbarkeit honorieren sollen/müssen. Es gibt Situationen, da verbiege ich mich regelrecht. Es tut mir nicht gut, nützt aber den Junioren damit sie was erleben. 

Auch jetzt sitze ich hier, wie jeden Morgen, mit Bauchschmerzen. Ganz realen Bauchschmerzen. Seit Tagen esse ich nicht. Wenn ich Stress habe, kann das schon mal passieren. Ich vergesse es einfach. Gestern Abend habe ich das wenige, was ich überhaupt gegessen habe, wieder hergegeben – in die Kloschüssel. Ist nicht gut, liest sich nicht gut und ist auch nicht schön. Inzwischen rebelliert sogar mein Magen. Warum nur kann ich keine Kontakte knüpfen? Ihr lest hier meine Kuddelmuddelgedanken ungefiltert, direkt ins Eingabefeld hinein, völlig unstrukturiert und Lösungsansätze sind noch nicht einmal rudimentär vorhanden. 

Heute beginnen in der nahen Großstadt die Special Olympics Landesspiele. Eigentlich, so war der Plan, wären wir mit besagter Helferin zur Eröffnungsfeier gegangen. Es kann gut sein, dass sie am frühen Abend bei uns vor der Haustür steht und uns mitnehmen will – aber solange noch nicht einmal ein Anflug einer Entschuldigung im Raum steht, mag ich dieser Frau nicht begegnen. Allerdings verwehre ich meinen Junioren das Ereignis. So, und jetzt steckt mal in meiner Haut! Was mache ich? Am besten bete ich, dass sie gar nicht kommt. Aber das schiebt das Problem nur nach hinten.

Was hat dieser Beitrag mit Standpunkt haben zu tun? Keine Ahnung,  Thema verfehlt.

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09:42 Uhr – Ich friere, habe Angst, mag noch nicht einmal rausgehen – muss es heute wohl auch nicht, aber ich muss eine Sache fürs Betreuungsgericht ausfüllen …

19:09 Uhr – Die vermeintliche Freundin hat nicht die Größe gehabt zu kommen. Sie hüllt sich in Schweigen. Offensichtlich sieht sie kein Verschulden ihrerseits – ihr geht ja auch nichts ab. Allerdings hängt bei uns im Gästezimmer ihr Hochzeitskleid. Sie wird sich melden müssen. Macht mir das Bauchschmerzen? Natürlich.

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