Familie

der Knacks der Generationen

Hat unsere ganze Generation einen Knacks? So kommt es mir vor, wenn ich im Internet Blogs lese. Wir sind keine Kriegskinder und dennoch hat uns der Krieg immer begleitet. Unsere Väter waren Soldaten und haben Schlimmes erlebt. Unsere Mütter jung im Krieg und auch sie hatten Traumata, die sie nicht losgelassen haben. Ich habe gelernt, dass sich Traumata vererben können, dass diese solange an die Oberfläche gespült werden, bis sie verarbeitet sind. Nicht nur gelernt, sondern auch schmerzlich erfahren habe ich das. Generation nach Generation durchlebt in abgewandelter Form, die schicksalhaften Begegnungen der Vorfahren. 

Erwartet von mir keine wissenschaftliche Abhandlung, ich schreibe emotional und so kann ich vieles, was meine Mutter mir angetan hat verstehen. Aber, dass mein Sohn fast jede Nacht schreit, wie es sein Großvati fast jede Nacht getan hat, das beängstig mich. Carsten wird überfallen, sagt er und er wird entführt und ist gefangen. Er will da raus und kann nicht. Mein Vater war einer der letzten Kriegsgefangenen, die aus Sibirien heimkamen. Nie hat er was erzählt und dennoch wussten wir alle von seinem Leid. Zeit seines Lebens war er unstetig, immer auf dem Sprung – quasi auf der Flucht. Nichts war fertig bei ihm, alles konnte er, meinte er. Anerkennung dafür hat er vergebens gesucht. Da sind die Schnittmengen mit mir, nur ist es bei mir so, dass ich denke nichts wirklich zu können. 

Mein Großonkel war blind, ein armer Mann, der ein Zimmerchen hatte, das wir nötig hatten, denn wir wohnten zu siebt in zwei Zimmern. Dieser Onkel hat mich oft auf seinen Schoß gesetzt, aber ich wollte das nicht. Mit ein bisschen Fantasie könnt ihr euch vorstellen, was passiert ist. Jetzt hängt dessen Regulator bei mir im Wohnzimmer und meine Hassliebe ist dieser Uhr sicher.

Kuddelmuddelgedankenchaos

Alltag, Behinderung, Familie

Kreislaufwetter

… und ein Besuch in der Stadt!

Wir haben heute eine Spende bekommen und gleich auf den Kopf geklopft. Der Junioren beider Armbanduhren haben fast zeitgleich ihren Geist aufgegeben. Des Töchtings Uhr schon länger und nun auch die, des Kerle. Heute war eine junge Nachbarin als Helferin bei uns. Sie ist sehr spontan. Wann fährt der Bus? In zehn Minuten! Na, dann los. Lass uns rennen. Ab in die Stadt. Ins Kaufhaus, das nicht geschlossen wird. Uhr aussuchen, bezahlen, raus aus dem Gewimmel, ab an den Neckar. Nein, vorher noch ins Spielwarengeschäft, es gab ja auch Taschengeld und das muss unter die Leute – Uhren brauchten die Junioren sich nicht selber kaufen – haben wir ja von der großzügigen Spende gemacht. DANKESCHÖN liebe S.K.!

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Aber warum heißt das Kreislaufwetter? Heute ist’s wieder heiß, müdes Kopfschmerzwetter. Eisesswetter, viel trinken und Schatten suchen, am besten am Flussufer. Schön war‘s – und ich bin dennoch erschöpft.

Kommentare sind das Salz der Suppe!

Alltag, Behinderung, Familie

frieren im Sommer

Heute friere ich. Wir sind alle viel zu luftig angezogen, tragen keine Socken und nasse Füße nach dem Sturzregen laden die Erkältung geradezu ein. Der Kerle hustet: „Mama, was ist das für ein Sommer?“ Ich hole das Handtuch und rubble ihn warm. Das Töchting will nicht angefasst werden: „Lass mich.“ sagt sie und zieht sich das nasse T-Shirt alleine aus, verlangt ein neues und den ‚Kuschelpullover‘. Mir selbst ist inzwischen wieder warm, kann mich aber noch nicht umziehen, weil Carsten bibbernd an der triefenden Hose zerrt. Habt ihr schon mal einen zitternden Menschen mit Spastik in den Beinen ausgezogen – gestaltet sich nicht einfach und wenn er auch noch motzt, dass das Wetter kacke, doof und – nee, ich sag die Wörter nicht – ist, dann macht das keinen Spaß. Er sitzt endlich eingemummelt in der Decke vorm Tablett. Wiebke singt und trinkt warmen Pfefferminztee und ich zieh mir Socken an…