Behinderung, Familie, Gedanken

wer sagt

Wolken

…, dass es auf dem Dorf still ist, der wohnt nicht bei uns!

Gerade acht Uhr und die Heckenscheren rattern, die Rasenmäher brummen und die Feuerwehr von gegenüber fährt mal eben alle Fahrzeuge mit Blaulicht raus. Das Dorf putzt sich – morgen beginnt das Weinfest! Sogar ein Kinderkarussell gibt es und natürlich Weinstände und Fressbuden und zu Carstens Freude und Wiebkes Leidwesen (weil es zu viele Menschen anzieht) Livemusik von den hiesigen Musikvereinen. Schauen wir mal, wie wir hinkommen – naja eher, wie wir durchkommen, ich bin nämlich alleine mit den Junioren. 

Heute Abend spielen sie noch einmal selber. Wir hoffen auf viel Publikum!

Familie, Junioren, Kuddelmuddel

Tête de la course

Im Fernsehen läuft Tour de France, auf den Tablet der Junioren schon eine ganze Weile. Der Opa vom Kerle und dem Töchting hat sich vor Jahren, als Tour de France im Fernsehen lief, immer Bockwürstchen und Alsterwasser an den Sessel bringen lassen. Selbst ist er vermutlich niemals mehr als fünfzehn Kilometer am Stück mit dem Rad gefahren – ich habe ihn eigentlich nie Radfahren sehen! Aber sobald die Radfahrsaison begann, gab‘s für ihn nichts anderes mehr.
„Gertrud, bring mir noch ein Schnäpsken!“
„Auguste, sind die Würstchen heiß?“
„Kann mal jemand Zigaretten holen gehen?“
„Ist es vielleicht möglich, dass das quengelnde Kind woanders brüllen kann?“

Das quengelige Kind von damals hockt jetzt selbst vor der Glotze und ruft: „Mama, ich hab Durst!“

An der Spitze der ersten Gruppe tut sich nicht viel – wie ein Eilzug ziehen sie durch die Landschaft. Sich kontinuierlich abwechselnd, ist immer ein anderer vorne. Als mein Schwiegervater Radsport guckte, hatten die Fahrer noch keine Helme auf, hatten noch keinen Knopf im Ohr. Die Männer an der Spitze hatten ihre Wasserträger, der träge Mann im Sessel seine Lakaien und mein Sohn hat mich…

∙∙∙∙∙

18:35 Uhr – übrigens, der andere Opa, der Großvati genannt wurde – mein Vater – war ebenso ein fanatischer Fernsehsportgucker. Aber er war im realen Leben, zwar nicht auf dem Fahrrad, aber wandernd, kletternd und skifahrend unterwegs.

Familie, Fragen, Gedanken

kalt – Schafskälte

Vielleicht wird mit der Zeit so manches vielleichter!*

Es ist kalt geworden. Ich erinnere mich, dass immer wieder Schafskälte am Geburtstag meiner Mutter war. Wir drei frieren sehr schnell und jetzt, da Wiebke krank ist, geht mir auch das an die Nieren. Dem Kerle war gestern der Auftakt zur Fußball-EM ein innerer Vorbeimarsch. Er war total happy, auch noch um halb eins in der Nacht. Meinen Schrei deswegen hat man sicherlich auf der Straße gehört. Okay, er kann heute ausschlafen. Bei der Kälte und dem Regen können wir sowieso nichts tun. Helfer sind aus triftigen Gründen verhindert.

Vorsicht ich möchte nicht, dass ihr weiterlest wenn euch das nervt. In mir brodelt die große Angst! Es gibt keinen ersichtlichen benennbaren Grund und somit kann ich nur die Symptome schildern: Atemnot nach dem Aufwachen, mit Übelkeit und Husten am Rande des Erbrechen. Weiche Wackelbeine und Grummelbauchweh. Ich weiß, dass ich den Tag (an)packe und meistere. Diese Müdigkeit hat nichts mit mangelnden Schlaf zu tun. Eher etwas damit, dass ich dürste – nach Menschen, nicht nach Leuten, nach Menschen, bei denen ich ich sein kann und nicht immer nur Theater (vor)spiele.

Ich höre gerne zu. Das habe ich gestern den ganzen Tag gemacht. Am Morgen der Wunschtochter, am Nachmittag einer alten Dame – wir haben sie im Altersheim besucht. Am Abend wurde mein Töchting krank, samt solidarischer Unterstützung ihres Bruders. Da ging’s mit richtig gut, auch nachts habe ich prima geschlafen.

  … nur aufgewacht bin ich – mal wieder, und das ist langweilig für euch – wie immer.

Nachtrag um 09:10 Uhr – Was würde ich machen, wenn ich nicht die ganze Energie hätte, die ich habe?

*kein Schreibfehler