Es ist mal wieder viel zu früh am Sonntagmorgen. Das Töchting kann nicht schlafen: „Meine Augen gehen nicht zu und es ist so dunkel!“ Das hört sich lustig an, ist es aber nicht. Ich kann auch nicht wieder ins Bett, denn dann ruft sie mich.
Wie kann ich dir helfen?
Weiß ich nicht!
Dann schlaf.
Geht nicht, meine Augen sind offen.
Mach sie zu.
Dann seh ich nichts mehr.
Ich bin müde!
Ich nicht!
Ich will in mein Zimmer gehen, da fliegt eine Brille, kurz danach ein Maulwurf durch die Gegend mit anschließenden Weinen. Mein Töchting ist völlig aufgelöst. Warum weiß sie selbst nicht. Wir sind beide genervt. Ich möchte zurück in mein Bett, aber kaum habe ich die Tür des Zimmers erreicht, ruft sie mich wieder zu sich. Wiebke fürchtet sich, sie ist wach. Wenn ihr Bett groß genug wäre, würde ich mich zu ihr legen. Aber erstens, ist es zu kurz und zweitens, mag mein Töchting keinen Körperkontakt – schon das zögerliche streicheln von mir wehrt sie ab.
Sie will nicht, dass ich gehe. Will nicht, dass ich neben ihr sitze. Will nicht, dass ich sie berühre und will nicht alleine sein. Mittlerweile friere ich. Den Saft, den ich ihr bringe, schlägt sie mir fast aus der Hand… Es geht noch eine Weile so weiter. Sie tut mir leid. Ich kann sie verstehen, nur helfen kann ich ihr nicht. Sie ist gefangen. In ihrer Behinderung. Im Autismusspektrum und sie macht es nicht mit Absicht. Sie ist selbst unglücklich damit und eigentlich sehr müde.
Jetzt schläft sie erschöpft – ich bin wach!