Familie

der Knacks der Generationen

Hat unsere ganze Generation einen Knacks? So kommt es mir vor, wenn ich im Internet Blogs lese. Wir sind keine Kriegskinder und dennoch hat uns der Krieg immer begleitet. Unsere Väter waren Soldaten und haben Schlimmes erlebt. Unsere Mütter jung im Krieg und auch sie hatten Traumata, die sie nicht losgelassen haben. Ich habe gelernt, dass sich Traumata vererben können, dass diese solange an die Oberfläche gespült werden, bis sie verarbeitet sind. Nicht nur gelernt, sondern auch schmerzlich erfahren habe ich das. Generation nach Generation durchlebt in abgewandelter Form, die schicksalhaften Begegnungen der Vorfahren. 

Erwartet von mir keine wissenschaftliche Abhandlung, ich schreibe emotional und so kann ich vieles, was meine Mutter mir angetan hat verstehen. Aber, dass mein Sohn fast jede Nacht schreit, wie es sein Großvati fast jede Nacht getan hat, das beängstig mich. Carsten wird überfallen, sagt er und er wird entführt und ist gefangen. Er will da raus und kann nicht. Mein Vater war einer der letzten Kriegsgefangenen, die aus Sibirien heimkamen. Nie hat er was erzählt und dennoch wussten wir alle von seinem Leid. Zeit seines Lebens war er unstetig, immer auf dem Sprung – quasi auf der Flucht. Nichts war fertig bei ihm, alles konnte er, meinte er. Anerkennung dafür hat er vergebens gesucht. Da sind die Schnittmengen mit mir, nur ist es bei mir so, dass ich denke nichts wirklich zu können. 

Mein Großonkel war blind, ein armer Mann, der ein Zimmerchen hatte, das wir nötig hatten, denn wir wohnten zu siebt in zwei Zimmern. Dieser Onkel hat mich oft auf seinen Schoß gesetzt, aber ich wollte das nicht. Mit ein bisschen Fantasie könnt ihr euch vorstellen, was passiert ist. Jetzt hängt dessen Regulator bei mir im Wohnzimmer und meine Hassliebe ist dieser Uhr sicher.

Kuddelmuddelgedankenchaos

Familie

12. Mai

Ein Tag vor dem 99. Geburtstag meines Vaters – Muttertag. Oft hatte er am Muttertag Geburtstag und selten hat ihm das was ausgemacht. Er vergötterte seine Mutter. Sie war aber auch eine wunderbare Frau. Ihr Sohn war ein wunderbarer Mann, ein bisschen größenwahnsinnig vielleicht, aber herzensgut. Er liebte seine Frau, meine Mutter und als Muttertag, Geburtstag und meine Konfirmation auf denselben Tag fiel, hatte meine Mutter das Sagen. Sie inszenierte diesen Tag und das sehr prachtvoll mit dem schönsten Kleid für die Konfirmandin und einem Essen, nachdem sich alle die Finger leckten. 

Nur die Musik hatte sie nicht im Griff, die wollte mein Vater organisieren – aber es war nicht ihre Musik – und so boykottierte sie diese so gut sie es konnte. Schmollend saß sie am Oberhaupt des Tisches, wenn sie nicht herumwuselte. Doch die Musik konnte sie nicht beeinflussen, es wurden die Schlager der Saison gesungen: Mendocino (schreibt man das so?) – ein Lied mit M! Stadt, Land, Fluss haben wir gespielt! Mit dem höherwerdenden Alkoholkonsum stieg die Stimmung. Der Mann meiner Cousine war blau wie eine Haubitze (darf man nicht sagen, ich weiß), aber er war total besoffen und Muttertag und Konfirmation waren perdu – es wurde fröhlich Geburtstag gefeiert und mein Vater hatte sich endlich einmal von seiner Frau emanzipiert!

Alltag, Familie

unterwegs und wieder Daheim

Meine kleine Schwester habe ich besucht und kaum geschlafen, dafür Waldspaziergänge im Matsch gemacht, mir ein paar neue Wanderschuhe gekauft und gelacht, geredet und Geld ausgegeben. Jetzt bin ich müde, aber in zwei Stunden kommen die Junioren und dann geht‘s erst mal rund!