Alltag, Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren

gestern Wind, heute nass

Es regnet prasselnd vor sich hin – halt, hier wird kein Wetterblog entstehen. Aber es regnet nun mal und richtig einladend sieht es draußen auch nicht aus. Braungrau mit einem Sprenkel grün! 

So ähnlich sieht mein Po auch aus. Dienstagmorgen bin ich von der Leiter gefallen. An dem Abend tat es nur ein bisschen weh. Mit der Farbigkeit kamen die Schmerzen. Zum großen Glück keine Einschränkungen in der Beweglichkeit, es dauert alles eben nur etwas länger. Aufstehen dauert besonders lang, wenn ich dann einmal in Aktion bin, dann flutscht alles wie gewohnt. So auch der Samstagmorgen: Die Junioren liegen in ihren Betten und genießen die wohlige Wärme. Ich bin nervös, weil ich sie bis 15:00Uhr angezogen haben sollte, denn dann ist eine Assistenzkraft hier, mit der wir am frühen Abend auf ein Kirchenkonzert gehen möchten. Mich kostet es Animationskraft, und nicht nur diese,  den Kerle und das Töchting zu motivieren. Eigentlich möchten sie ja, uneigentlich ist es auch für sie bequemer, daheimzubleiben. Gerade jetzt, da das Wetter Kapriolen schlägt, kalt ist und nass, da brauchen wir sehr lange uns anzuziehen. Und danach gleichen die Junioren Michelinmännchen, die sich nicht bewegen können…

Allgemein

Vorsichtig behandeln

Es ist der falsche Titel. Aber auch das ist mir völlig egal. Heute bin ich barsch und sehr sensibel zugleich. Ich renne, renne seit Stunden wieder in Gedanken auf einem tristen Flur vor der ITS auf und ab. Renne im Kreis, drehe 8ten und laufe auf und ab.

Es ist schon lange her, da habe ich das an einem 17. November gemacht. Alles ohne Tränen. Nur mit Bangen. Ohne zu wissen, was mit meinem Mann hinter den Türen passiert. Seit Stunden weiß ich nichts. MamS ist im Haus meiner Mutter kollabiert. Ganz langsam, eigentlich sogar sehr vorsichtig ist der Krankenwagen aus der Straße weggefahren und nachdem ich mich mitten in der Nacht angezogen, endlich einen Parkplatz vor dem Krankenhaus gefunden und den Weg zur Intensivstation fand, seitdem hatte ich mit niemanden gesprochen. Niemand hat mir gesagt, wie es meinem Mann geht. Niemand wusste etwas und ich hatte keinen Platz. Nur den grauen Flur, auf dem nicht einmal ein Stuhl stand.

Ob ich mich hingesetzt hätte? Ich weiß es nicht. Ich wollte wissen, wollte wissen, was mit meinem Mann ist! Und kein Mensch war da. Zumindest ist das Licht nicht ausgegangen. Oder es konnte gar nicht ausgehen, weil ich den Bewegungsmelder in Trab hielt. Ich rannte. Rannte (nagelt mich nicht fest) 25m in die eine Richtung und 25m in die andere Richtung – und genau das tue ich in der Nacht zum 17. November jedes Jahr.

Es ist kurz nach halb sechs. Damals hatte ich die Schwester meines Mannes angerufen. Sie kam fast gleichzeitig mit dem Arzt, der mir endlich sagte, dass MamS in die Herzklinik zur OP gebracht wird, da das Aortenaneurysma geplatzt ist und sie (die Ärzte) das in dieser Klinik nicht operieren können. Ich fing wieder an zu laufen. Tonlos. Ich musste kotzen und muss es jetzt im Moment auch.

Die Schwägerin ist dem Rettungswagen hinterhergefahren. Ich musste zu den Junioren, weil meine Mutter sie nicht versorgen konnte. Tränenlos bin ich in mein Elternhaus, habe die Junioren angezogen und wir haben gewartet.

17. November | vormittags

∙∙∙∙∙

Ich renne, renne seit Stunden und mir ist kotzübel…

Behinderung, Familie

guten Morgen

Das war wieder einmal eine harte Nacht mit Sirdischen. Obwohl der Kerle diesen Ausdruck gar nicht mehr benutzt, kommen sie dennoch um ihn zu entführen. Erst will er nicht einschlafen und dann weint er plötzlich in der Nacht bitterlich. Schreit und lässt sich nicht beruhigen! Unser Verhältnis ist im Moment nicht besonders gut. Wir haben Differenzen mit der Lautstärke. Ich schreie: Mach deine Musik leiser. Carsten dreht am Regler, um ihn keine 2 Minuten wieder aufzudrehen. Ich mach’s leise, er motzt. Ich schreie. Er schreit zurück und das Töchting mischt sich ein und kreischt. Zum Glück in dieser Nacht nicht.

In dieser Nacht waren nur in des Kerles Zimmer die Entführer, sie ließen sich nicht vertreiben, schon gar nicht mit Cola bestechen und ein Umzug in mein Bett wurde kategorisch abgelehnt. „Ich bin ja schließlich kein Baby mehr!“ Mir war kalt, so im Nacht-T-Shirt, aber weggehen sollte ich auch nicht. Schlussendlich haben wir uns auf ein kleines Licht geeinigt.

Kaum, dass ich wieder Bett lag, kommt aus dem anderen Zimmer ein kläglicher Ruf: „Ich muss aufs Klo!“ Gerade noch rechtzeitig rauscht der Bach…