Behinderung, Gedanken, Junioren

38,3°C

  • nässende Buttonstelle bei Carstens PEG
  • blutende Blase – Carsten
  • Brustschmerzen beim Atmen – auch Carsten
  • Neurodermitis an Wiebkes Rücken
  • sehr dicke Füße, auch nach dem Schlafen – Wiebke
  • Knötchenbildung der langen Haare  – Wiebke
  • dem Kerle fallen sie langsam aus
  • Temperatur variiert 
  • aber die Laune ist stabil 

Liebe Gegenwart, du willst doch, dass wir den Verstand verlieren. Gib‘s zu!

Behinderung

fremdes Gedicht

Warum lächelst Du

Warum lächelst Du
so freundlich, wenn
Du mich siehst?

Warum fragst Du
nicht
was Du tun
kannst,
damit auch ich
zu den Orten kommen
kann,
zu denen Du kommst,
auch mit meinem Rollstuhl?

Kassandras Ruhm

∙∙∙∙∙

In Stuttgart haben wir, trotz Gedränge, auch Hilfsbereitschaft erfahren. Junge Männer wollten die Rollstühle Treppen hochtragen, Menschen haben an Engstellen Platz gemacht. In der U-Bahn war allerdings ein Vater merkwürdig. Sein Kind hatte offensichtlich Angst vor Carstens freundlichem Grinsen. Der Vater nahm sein Kind, warf mir einen bösen Blick zu, hielt dem Kind die Augen zu und verschwand in eine hintere Sitzreihe um dort kopfschüttelnd Platz zu nehmen…

Behinderung, Familie

guten Morgen

Das war wieder einmal eine harte Nacht mit Sirdischen. Obwohl der Kerle diesen Ausdruck gar nicht mehr benutzt, kommen sie dennoch um ihn zu entführen. Erst will er nicht einschlafen und dann weint er plötzlich in der Nacht bitterlich. Schreit und lässt sich nicht beruhigen! Unser Verhältnis ist im Moment nicht besonders gut. Wir haben Differenzen mit der Lautstärke. Ich schreie: Mach deine Musik leiser. Carsten dreht am Regler, um ihn keine 2 Minuten wieder aufzudrehen. Ich mach’s leise, er motzt. Ich schreie. Er schreit zurück und das Töchting mischt sich ein und kreischt. Zum Glück in dieser Nacht nicht.

In dieser Nacht waren nur in des Kerles Zimmer die Entführer, sie ließen sich nicht vertreiben, schon gar nicht mit Cola bestechen und ein Umzug in mein Bett wurde kategorisch abgelehnt. „Ich bin ja schließlich kein Baby mehr!“ Mir war kalt, so im Nacht-T-Shirt, aber weggehen sollte ich auch nicht. Schlussendlich haben wir uns auf ein kleines Licht geeinigt.

Kaum, dass ich wieder Bett lag, kommt aus dem anderen Zimmer ein kläglicher Ruf: „Ich muss aufs Klo!“ Gerade noch rechtzeitig rauscht der Bach…