Alltag, Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren

Gott erhalte mir meine Vorurteile

Diese Überschrift hatte ich schon einmal! Diesmal ist es anders und doch wieder nicht! Es geht um mein momentanes Hauptthema – um pflegende Angehörige und ihre nicht vorhandene Lobby. Es geht auch allgemein um Pflegekräfte und dass sie nicht gesehen werden. Dass alles, was sie machen ja wunderbar löblich ist, aber selten honoriert wird. Mir gehts dabei noch nicht einmal um Geld. Davon kann ich mir keine Freunde kaufen! Mir gehts darum, nicht übersehen zu werden. Ich fühle mich als Mutter manchmal nur als Mittel zum Zweck. Dass es meinen Junioren gut geht, dass sie zur Bandprobe kommen, dass die vollgepinkelten Hosen gewaschen werden etc. pp. Handlanger, aber bitteschön im Hintergrund. Nicht in die erste Reihe gehen, auf gar keinen Fall. Dass ich mich dann auch noch erdreiste Gedichte zu schreiben! Aber auch da beschleicht mich das Gefühl, dass diese kaum gesehen werden. Eifersüchtig bin ich auf andere Gedichteschreiber*innen. Es ist ja nur ein Hobby von einer unausgelasteten überlasteten Mutter, die sonst nichts zu tun hat.

Was ich hier im Blog schreibe, ist ein Bruchteil dessen, was bei uns passiert. Ohne Routine, die aber auch Arbeit ist, wäre hier schon längst Schicht im Schacht. Stellt euch vor, ihr hättet seit über vierzig Jahren eine*n zwei bis dreijährige*n zu versorgen. Stellt euch das einfach mal vor!

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Alltag, Behinderung, Bücher, Familie, Gedanken, Junioren

morgens still

Ich bin nur kurz Zeitung holen, die Morgenluft ist kalt. Meine bloßen Füße frieren und ich zittere. Am Esstisch schlage ich die Seiten auf, übersehe wohlweislich die ersten politischen Seiten. Ich mag mich nicht erschlagen lassen von dem ganzen Elend.

Zehn Minuten später ruft mein Töchting nach mir – ich bin noch nicht mit dem Kaffee fertig – sie muss aufs Klo. Sie lässt sich überreden und legt sich dann doch noch mal ins Bett. Der Kerle pennt eh noch. Wir sind heute alleine. Es wird ein Vorlesetag. Für den Sohn gibts: Über die Grenze von Maja Lunde – ein Buch über Flucht aus Norwegen nach Schweden im Jahr 1942. Sehr aktuell, sehr emotional. Mein Töchting liebt zur Zeit Fantasiegeschichten mit Hexen, wilden Kerlen und Kauderwelsch.

Wieder zehn Minuten später ruft der Kerle, dass er Durst hat. Aufstehen will er nicht. Wie ich denn darauf käme, es sei doch schließlich Samstag. Und außerdem solle ich mich auch wieder hinlegen, ich sähe müde aus. Wie er das aus dem Blickwinkel seiner Sandmannaugen sehen kann!

Zwei Minuten später. Das Töchting singt und ist hellwach. Ich decke sie noch etwas zu. Sag ihr, dass um kurz nach sieben am Wochenende ihre Freunde noch schlafen. Geglaubt hat’s sie es sicherlich nicht. Aber leiser sind die Lieder.

Mein Kaffee ist kalt. Die Zeitung zerfleddert. Ein Gedicht geschrieben. Meine nackten Füße immer noch verfroren. Das Gedankenkarussell in Gang gebracht.

In zehn Minuten bestücke ich die PEG. Pragmatisch beginnt der Tag.

Behinderung, Gedanken, Junioren

Button wechseln und mehr

Sie haben beide gute Laune! Beide haben frisch pedikürte Füße, der Kerle hat seit Wochen immer wieder Durchfall. Ich habe Bauchweh und die kommen nicht ausschließlich von der Psyche. Vielleicht ein bisschen. In meiner Ursprungsfamilie sind Bauchschmerzen Usus. Ich möchte das nur zum Verständnis aufschreiben und als Gedächtnisstütze für mich.

Heute Abend habe ich den PEG-Button gewechselt. Medizinisch notwendig und eventuell verschwindet jetzt der Durchfall. Vielleicht aber auch nicht und ich liege völlig falsch. Mich hat es große Überwindung gekostet am Bauch meines Sohnes den Button zu wechseln. Immerhin habe ich das erst einmal gemacht – durch die Bauchdecke direkt in den Magen! Blut und Wasser habe ich geschwitzt und gut hab ich es gemacht. Aber dieser Durchfall macht mir Sorgen. Und natürlich ist unser Doc für 14Tage in Urlaub!

Entschuldigt mein Kuddelmuddel. Aber erstens möchte ich meinen Mut zum Buttonwechsel und zweitens meine Ängste wegen dem Durchfall erzählen. Meine Bauchschmerzen gehen davon allerdings nicht weg.