Behinderung, Gedanken, Kuddelmuddel

fertig machen

Was mich fertig macht. Immer sage ich zu Leuten, bei denen ich mich überhaupt nicht freue, sie kennengelernt zu haben: „Freut mich, Sie kennen gelernt zu haben.“ Aber wenn man am Leben bleiben will, muss man so Kram sagen. | J. D. Salinger

Als ich vor Jahren Der Fänger im Roggen las, war das für mich eine schwere Lektüre. Und gestern habe ich mir diesen Roman noch einmal vorgenommen und bin immer noch nicht zufrieden mit mir. Warum verstehe ich das nicht? Oder ich habe grad nicht die Geduld dazu. „Huste noch mal!“, sagt der Kerle zur Schwester. Sie lacht. Sie hustet. Sie fiebert und beide sind gute Patienten im wahrsten Sinne des Wortes. Patient heißt nämlich geduldig zu sein.

Behinderung, Gedanken, Gedicht

Herbst

Der Herbst schert hurtig Berg und Tal
Mit kalter Schere ratzekahl.
Der Vogel reist nach warmer Ferne;
Wir alle folgtem ihm so gerne.

Das Laub ist gelb und welk geworden,
Grün blieb nur Fichte noch und Tann‘.
Huhu! Schon meldet sich im Norden
Der Winter mit dem Weihnachtsmann.

Joachim Ringelnatz

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Warm ist es im Haus. Mit der Tasse voll Milchkaffee sitze ich auf dem Sofa, gucke raus, sehe die letzten Blätter am Baum festkleben und das Vogelhäuschen, das schon wieder ratzeputz leer gefressen ist. Ich mag sie nicht, die Tauben, die den anderen Vögeln das Futter klauen. Und wahrscheinlich sind meine Meisenknödel zu alt – haltbar bis April 2025 – die Vögel verschmähen sie! 

… und irgendwas muss ich mir für die putzigen Eichhörnchen ausdenken. Nur heute wird das schwierig, die Junioren husten, schniefen und besonders mein Töchting hat eine mittelschwere ‚Männergrippe‘.

Allgemein, Behinderung

stolpern

Bin wahrscheinlich zu viel gerannt, habe den Stress unterschätzt und offensichtlich habe ich ein Medikament genommen, das kontraproduktiv zu meinem Herzen ist. Dies stolpert mehr denn je, schlägt mitten in der Nacht Purzelbaum. Der Blutdruck steigt, der Puls klopft links untern Ohr an. Ich glaube, ich habe eine Tendenz zur Dramatik. Mein Hausarzt meint allerdings, ich würde es herunterspielen. 

Am Morgen habe ich beim Kardiologen angerufen – ich hätte Mittwochnachmittag kommen können. Hätte! Geht aber nicht. Niemand da, der die Junioren ver- und umsorgt zu der Zeit. So kurzfristig bekomme ich keine Helferin! Und  allein bleiben können der Kerle und das Töchting nicht.  

Jetzt darf ich im Januar kommen. Zwei Monate minus drei Tage, soll noch mal zum Hausarzt, um mit ihm zu besprechen, ob ich nicht die halbe Pille auch schon zu viel ist. Ich brauche ein Mantra! Eins, das ich mir verinnerliche, in etwa so: Es ist, wie es ist und ich bin okay! Ich weiß ja, dass ich alles so gut, wie es mir möglich ist, mache – mehr kann ich nicht. Die Angst lähmt mich nur und Bewegungslosigkeit kann ich nicht gebrauchen. Wenn die Angst nicht weggeht, dann muss ich mit ihr leben und dem Loch in der Straße ausweichen lernen.

Das Loch in der Straße

Eine Person geht eine Straße entlang. Plötzlich stürzt sie in ein Loch, das sich unerwartet vor ihr auftut. Verzweifelt ruft sie um Hilfe. Tatsächlich kommt jemand und hilft ihr heraus. Am nächsten Tag geht sie die gleiche Straße entlang und wieder stürzt sie in das gleiche Loch. Sie empfindet Angst, aber sie findet einen Weg, sich selbst aus dem Loch zu befreien. Am dritten Tag geht sie wieder die Straße entlang und stürzt erneut in das Loch – aus reiner Gewohnheit. Sie ärgert sich über sich selbst und befreit sich durch die bekannte Möglichkeit. Am vierten Tag geht die Person die gleiche Straße entlang, wechselt aber vor Erreichen des Loches die Seite. Am fünften Tag wählt sie eine andere Straße. |  Nossrat Peseschkian

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