Behinderung, Gedanken, Junioren, Kuddelmuddel

immer wieder

Diese blöde Angst, dieses blöde keine Helfer haben, dieses blöde in der Luft hängen und dieses blöde mit den Problemen und -chen alleine zu sein!

Heute hat, aus sehr trifftigen Gründen, eine wunderbare Helferin absagen müssen. Mein volles Verständnis ist ihr sicher und dennoch verunsichert mich das sehr. Das kommende Wochenende sind wir auch alleine. Dabei ist Geld vorhanden, die ehrenamtlichen Helfer entschädigen zu können. Nur, es gibt halt niemanden! Ich mag jetzt nicht hören, dass ich alles gut mache – ich mache es nicht gut, wenn wir zweieinhalb Tage aufeinanderhocken und wir nicht raus können. Es stresst mich, es würde jeden stressen. Das tut es auch, denn ich bin/wir sind in ‚Behindertenkreisen‘ keine Ausnahme. Es geht vielen Angehörigen so. Eine Mutter, die ebenfalls 2 behinderte Kinder zusammen mit ihrem Mann zu betreuen hat, hat ein noch schlechteres Gewissen, als ich. Sie geht auf dem Zahnfleisch und denkt, dass sie ihre Kinder abschiebt, wenn diese für ein paar Tage in die Kurzzeitpflege gehen. Eine andere Mutter sucht händeringend stundenweise eine Betreuung für ihren Sohn, der ab und zu beatmet werden muss. Sie findet niemanden auf Dauer. Genau das ist es, das zermürbt. Nicht nur manchmal brauchen wir – da schließe ich andere Angehörige mit ein – Helferinnen und Assistenzkräfte. Nein, wir bräuchten diese regelmäßig und verlässlich. Dann wären meine Ängste weniger und ich hätte auch nicht das Gefühl, Gelder in Anspruch zu nehmen, die mir nicht zustehen. 

Gefühle sind Gefühle und garantiert nicht rational nachzuvollziehen.

Ich hoffe ja immer noch, dass es Menschen gibt, die Zeit mit uns verbringen möchten und denen es Spaß macht regelmäßig zu kommen. Mit uns spazieren gehen (momentan sind zwei der sporadisch kommenden Damen relativ fußlahm oder ziemlich unflexibel), mit uns ins Kino gehen, oder schwimmen. Die Junioren möchten gerne mal wieder auf ein Konzert!

Blödes Angstkarussell, blödes!

Allgemein, Gedanken

ein bisschen Schwund – 11.9.01

Jetzt weiß ich wieder nicht, was ich schreiben wollte:

 – Über den elften September vor 23 Jahren? Es ist doch noch kein Jubiläum! Jubiläum? Um Himmels Willen, das wird es hoffentlich nie werden. Eine kurze Momentaufnahme von meinen Minuten damals:

∙∙∙∙∙

Ein Dienstag, vormittags lief die Waschmaschine wieder ununterbrochen, weil der Kerle in der Nacht ohne Windel geschlafen hat. Ich war leicht gestresst, hatte Kopfweh und überhaupt keine Lust zu bügeln. Um mir wenigstens die Zeit vertreiben zu können, sie ein wenig kurzweiliger zu machen, stellte ich mein Bügelbrett vor den Fernseher und wollte mir gerade einen Schnulzenfilm in den Videorecorder schieben da wurde die laufende Talkshow – Jürgen Fliege war es so glaube ich mich zu erinnern  – die Talkshow wurde je unterbrochen.

Eine Sondersendung der Tagesschau flimmerte über den Bildschirm. In New York sei ein Flugzeug ins World-Trade-Center geflogen. Ein Turm brennt. Menschen, rufen aus dem Büros die Rettung und die Feuerwehr an. Sirenengeheul auf den Straßen der Riesenmetropole, Panik! Alle rennen, laufen, die Kameraeinstellungen sind wirr, stolpern, stürzen und wackeln. Ein eilig hingelaufen Reporter steht bleich auf der Straße – mitten drauf – vor den beiden Türmen und weiß vor lauter Aufregung nicht, was er sagen soll.

Mich beschäftigt das in diesem Augenblick sehr, so sehr, dass ich meinen Mann anrufe: „Was willst du? Ich bin mitten in einer Besprechung, ist es etwas wichtiges?“ „Schalt mal das Radio ein und versuche irgendwie an einen Fernseher zu kommen. In New York ist die Hölle los!“ „Interessiert mich doch nicht, was in Amerika passiert!“

Aufregung im Fernseher. Die Bilder auf der Mattscheibe beginnen zu wackeln, hektischer Kameraschwenk. Schreie, Entsetzen, völliges Durcheinander. Ein Kameramann reißt sein Gerät nach oben, zu den Wolkenkratzern – und da passiert das unglaubliche! Während die Bilder laufen, live im Fernsehen gezeigt werden – Bilder von schreienden, hysterischen Menschenmassen, die um ihr Leben rennen, über und über mit Schutt und Asche bedeckt sind – rast ein zweites Flugzeug in den anderen Turm.

Ich will das nicht sehen, will den Kasten ausmachen. Möchte seichte Musik und Schlager hören, will mich berieseln lassen und komme trotzdem von den Bildern nicht weg. Die CD, die ich in den Player lege, regt mich nur auf – weg damit. Im Radio gibt’s auch nur hektische Stimmen.

Es klingelt an der Haustür. Was schon so spät? Die Junioren kommen.  „Mama,“ schreit Carsten schon von weiten,  „Mama. Hast du das gehört? Da sind Idioten unterwegs. Es sind zwei Flugzeuge ins World-Trade-Center geflogen und eins ins Pentagon und die blöden Menschen…“

Mein Bügelbrett und die darauf liegenden Hemden waren mir völlig ega! Soll doch MamS  ungebügelt ins Büro gehen, wenn er sich nicht dafür interessiert, was ich ihm dringend mitteilen wollte. Dann sollte er doch auch selbst sehen, wie er herumläuft…

∙∙∙∙∙

Noch heute beschäftig mich dieser Anschlag genauso wie damals. Nimmt mich mit. Macht mir Herzklopfen und es ist völlig egal, was ich eigentlich schreiben wollte!

 

Audio, Gedanken, Gedicht

hmm

Nicht nachgedacht

Ach
du heiliger Strohsack

Da legt sie sich
mit Schuh‘n
ins Bett

Wundert sich
dass etwas drückt
schiebt‘s auf die
Matratze
legt einfach
ein Kissen unter

Erwacht am
Morgen
mit Schmerzen

© petra ulbrich

∙∙∙∙∙

Eine Bekannte beklagt sich, dass sie nicht gut schläft. Sie würde im Sessel schlafen, weil sie im Bett nicht liegen kann. Als ich ihr Bett sah, war mir klar, warum nicht. Ihr Bett ist nur 165cm lang und am Kopfende ist ein dickes festes Kissen zum anlehnen.

Im Keller hat sie ein altes Mahagonibett aus der Gründerzeit stehen – einschließlich Lattenrost, nur halt keine Matratze.