Allgemein, Behinderung, Gedanken

Kommunikationsnudel

Das müsst ihr mal machen. Mit dem Kerle schwimmen gehen. Erst denkt man, dass er gnadenlos absäuft und untergeht. Dann pirscht er sich langsam an – an andere, meist weibliche Schwimmerinnen, dreht wieder ab und guckt ganz harmlos und pirscht sich noch einmal an. Dann spricht er die Frau an: „Gefällt es Ihnen hier auch so gut?“ Diese guckt verblüfft, lässt sich aber auf ein Gespräch ein. Das Ganze geht immer wieder so. Ein kurzer Satz, Smalltalk, sich annähern und entfernen. Zwischendurch ertrinkender Mann spielen oder mit seiner Schwester eine kleine Wasserschlacht machen. Eine ganze Stunde geht das hin und her. 

Meine wunderbare Begleiterin (wir haben im Moment zwar nicht so viele Helferinnen, dafür sind sie aber allesamt super) und ich quatschen auch mit der Zufallsbekanntschaft des Kerle und haben nette Gespräche. Carsten hat sie inzwischen zu uns nach Hause eingeladen und festgestellt, dass sie ein Auto hat: „Da können Sie doch mal kommen. Meine Mama backt auch einen Kuchen!“ 

„Mein Auto in der Tiefgarage ist ein blauer Daihatsu, wenn ihr geht, hängt einen Zettel mit eurer Telefonnummer an den Scheibenwischer!“ Haben wir nicht gemacht, weil sie vor uns das Bad verlassen hat. „Machen wir umgekehrt, wir brauchen länger zum anziehen! Schreiben Sie doch Ihre Telefonnummer auf und klemmen diese an unseren Bus!“ Als wir beim Fridolin ankamen, hielt das Wischerblatt einen Zettel fest – mit Adresse und Telefonnummer. Ich rufe, nachdem wir zu Abend gegessen haben, gleich mal an!

Seht ihr, so schließt man Freundschaften. Der Kerle macht’s mir vor. Bei ihm sieht das aber auch sehr leicht aus.

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18:48 Uhr – tut mir leid, dass ich die Kommentarfunktion wieder zurückgeändert habe, aber die Smileys waren nicht mehr da.

Allgemein

Nussschalenboot

Wie eine Nussschale treibt das Boot auf dem Meer des Lebens. Nur mit Vertrauen ist es möglich nicht unterzugehen.  | Petra Ulbrich 

 

 

Allgemein, Gedanken

ein bisschen Schwund – 11.9.01

Jetzt weiß ich wieder nicht, was ich schreiben wollte:

 – Über den elften September vor 23 Jahren? Es ist doch noch kein Jubiläum! Jubiläum? Um Himmels Willen, das wird es hoffentlich nie werden. Eine kurze Momentaufnahme von meinen Minuten damals:

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Ein Dienstag, vormittags lief die Waschmaschine wieder ununterbrochen, weil der Kerle in der Nacht ohne Windel geschlafen hat. Ich war leicht gestresst, hatte Kopfweh und überhaupt keine Lust zu bügeln. Um mir wenigstens die Zeit vertreiben zu können, sie ein wenig kurzweiliger zu machen, stellte ich mein Bügelbrett vor den Fernseher und wollte mir gerade einen Schnulzenfilm in den Videorecorder schieben da wurde die laufende Talkshow – Jürgen Fliege war es so glaube ich mich zu erinnern  – die Talkshow wurde je unterbrochen.

Eine Sondersendung der Tagesschau flimmerte über den Bildschirm. In New York sei ein Flugzeug ins World-Trade-Center geflogen. Ein Turm brennt. Menschen, rufen aus dem Büros die Rettung und die Feuerwehr an. Sirenengeheul auf den Straßen der Riesenmetropole, Panik! Alle rennen, laufen, die Kameraeinstellungen sind wirr, stolpern, stürzen und wackeln. Ein eilig hingelaufen Reporter steht bleich auf der Straße – mitten drauf – vor den beiden Türmen und weiß vor lauter Aufregung nicht, was er sagen soll.

Mich beschäftigt das in diesem Augenblick sehr, so sehr, dass ich meinen Mann anrufe: „Was willst du? Ich bin mitten in einer Besprechung, ist es etwas wichtiges?“ „Schalt mal das Radio ein und versuche irgendwie an einen Fernseher zu kommen. In New York ist die Hölle los!“ „Interessiert mich doch nicht, was in Amerika passiert!“

Aufregung im Fernseher. Die Bilder auf der Mattscheibe beginnen zu wackeln, hektischer Kameraschwenk. Schreie, Entsetzen, völliges Durcheinander. Ein Kameramann reißt sein Gerät nach oben, zu den Wolkenkratzern – und da passiert das unglaubliche! Während die Bilder laufen, live im Fernsehen gezeigt werden – Bilder von schreienden, hysterischen Menschenmassen, die um ihr Leben rennen, über und über mit Schutt und Asche bedeckt sind – rast ein zweites Flugzeug in den anderen Turm.

Ich will das nicht sehen, will den Kasten ausmachen. Möchte seichte Musik und Schlager hören, will mich berieseln lassen und komme trotzdem von den Bildern nicht weg. Die CD, die ich in den Player lege, regt mich nur auf – weg damit. Im Radio gibt’s auch nur hektische Stimmen.

Es klingelt an der Haustür. Was schon so spät? Die Junioren kommen.  „Mama,“ schreit Carsten schon von weiten,  „Mama. Hast du das gehört? Da sind Idioten unterwegs. Es sind zwei Flugzeuge ins World-Trade-Center geflogen und eins ins Pentagon und die blöden Menschen…“

Mein Bügelbrett und die darauf liegenden Hemden waren mir völlig ega! Soll doch MamS  ungebügelt ins Büro gehen, wenn er sich nicht dafür interessiert, was ich ihm dringend mitteilen wollte. Dann sollte er doch auch selbst sehen, wie er herumläuft…

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Noch heute beschäftig mich dieser Anschlag genauso wie damals. Nimmt mich mit. Macht mir Herzklopfen und es ist völlig egal, was ich eigentlich schreiben wollte!