Nicht alles gleich machen müssen, nicht immer parat stehen, nicht jedermanns oder -frau Dummerchens sein. Sich nicht jeden Schuh anziehen und Ratschläge auch mal liegen lassen.
Ich bin ich, das war vor Jahren mal ein Frauenbuch. Ich erinnere mich nur noch an den Titel und somit hat‘s auch keine bleibende Wirkung bei mir hinterlassen. Ich war schon immer ich und ich hab mich immer mal wieder für andere verbogen. Gerne oder unfreiwillig. In den letzten Kommentaren kam ich mir ziemlich dumm vor – als ob ich alles falsch gemacht hätte. Manchmal kann ich die Situationen, in denen wir (da schließe ich mich mit ein) noch mehr behindert werden, als sowieso schon, nicht mehr ertragen. Nicht wir sollten uns der Umwelt und den Begebenheiten anpassen (das ist jetzt auch schon wieder schwammig), sondern die Umwelt und die Begebenheiten sollten für alle barrierefrei sein und nicht zusätzlich behindern. Wenn man den Finger nicht in die Wunde legt und Missstände aufzeigt, dann passiert nichts und alles bleibt liegen/beim alten!
Ich mache schon sehr viel, doch manchmal ist auch mein Löffelvorrat aufgebraucht. Doch das ist kein spezifisches Problem behinderter Menschen und ihrer Angehörigen – diese haben nur immer mehr zu stemmen und für jeden kleinen Scheiß (sorry) um Hilfe fragen, kostet Löffel (ich verlinke es noch mal), die wir Angehörigen gut für was anderes gebrauchen könnten.
Kuddelmuddelgedankendurcheinander mit ernstem Hintergrund und berechtigtem Zorn. Oder nennt es Wut. Mir egal, ich bin’s leid:
Lasst uns endlich aufhören für die Verständnis zu haben, die für alles Verständnis haben! – steht seit längerer Zeit in der Seitenleiste dieses Blogs.
gerlintpetrazamonesh sagt:
Liegen lassen geht. Geht manchmal. Geht eine Zeitlang, geht dann gar nicht mehr – wie sieht es hier denn aus! Mutter, lange tot, schaut über die Schulter. –
Was das Toleranzedikt angeht, so finde ich es nach wie vor gut. Soll jeder nach seiner Fasson selig werden oder sich kleiden und frisieren. Darüber hinaus wird es schwierig, ja. Schon rein berufsbedingt hatte ich oft Verständnis aufzubringen für Dinge und Verhaltensweisen, die ich ablehne. Etwas verstehen zu versuchen heißt ja noch lange nicht, es tatsächlich zu tolerieren, es gar gutzuheißen. Was wäre das für ein, beispielsweise, Kriminalist, der nicht versuchte, zu denken wie der Bösewicht, um seine Taten nachvollziehen zu können und ihn schließlich zu erwischen?
Verstehen wollen ist notwendig, wenn auch nicht leicht. Akzeptieren, schön, wir wollen großmütig sein, aber gewiß nicht alles!
Margrit sagt:
Ich kann dich so gut verstehen. Ich habe keine behinderten Familienangehörige zu betreuen, aber mir reicht es trotzdem ab und zu. Erst letztes Wochenende habe ich mir beim Familientreffen Gehör verschafft mit; „Warum muss immer ich alles machen? Es bleibt immer alles an mir hängen.“ Da haben mich meine 3 Männer nur gross angeschaut.
Du hast noch viel mehr zu tragen. Ich hoffe dass du dir auch mal etwas Luft verschaffen kannst, und wenn es nur hier in deinem Blog ist.
Liebe Grüsse und eine liebe Umarmung von mir
Verwandlerin sagt:
Ja, es ist verdammt ermüdend, gegen den immergleichen Kram ankämpfen zu müssen!
Amélie sagt:
Es ist wichtig, dass Du schreibst wie Du schreibst. Mit all Deinem Kuddelmuddelchaos, das ich auch so gut kenne. Heute zum Beispiel musste ich auch alles liegen lassen. Morgen steht ein Quältermin an, dafür sammele ich Kraft, wenn ich singe und mit dem verunfallten Sohn, dem verstörten Opa spreche statt zu arbeiten. Mir die Nägel lackiere, Dein Sonnenblumenbuch in Griffnähe und in Sichtweite. Noch keine Ruhe jetzt, aber bald, flüstere ich ihm zu.
Und wie so oft: wie machst Du das bloß, wie schaffst Du das bloß?
Liegenlassen ist eine der wichtigsten Lektionen im Leben.
Mit lieben Grüßen
Amélie
Myriade sagt:
Ich kenne mich nicht aus: man soll kein Verständnis haben für jene, die für alles Verständnis haben? Du willst aber doch Verständnis, warum dann dieser Satz? Soll man Verständnis haben für die, die kein Verständnis haben? Entschuldige, aber das macht überhaupt keinen Sinn …
piri sagt:
Wenn es für dich keinen Sinn ergibt, dann kann das doch für andere sinnhaft sein. Ich bin keine Lehrerin und will auch nichts erklären – den Satz schon dreimal nicht. Mag sein, dass es so aussieht, dass ich im Moment auf Krawall gebürstet bin. Es sieht nur so aus. Krawall ist etwas, was ich grad gar nicht nötig habe. Aber auch keine Allgemeinplätze…
Myriade sagt:
Dann erklärst du es eben nicht. Nur zu deiner Info: auch ohne Lehrerin zu sein, sind doch die meisten Menschen gewillt zu erklären, was sie meinen.
Es ist also so gemeint, wie Margrit das erläutert. Danke an Margrit! Es ist also als Schlag ins Gesicht gemeint für jene wirklich lieben, netten Menschen, die hier freundliche, verständnisvolle Kommentare hinterlassen, weil verständnisvoll möchtest du ja nicht behandelt werden. Ist dir aber klar, dass, wenn man das Verständnis wegen des Autismus weglässt, dein Verhalten so ist, dass es die meisten Menschen als unerträglich empfinden würden: jammern, fordern, Rundumschläge, die jene treffen, die dir ja helfen wollen und nur nicht deinen Anforderungen entsprechen. Ich finde dich ziemlich undankbar den hier im Blog beschriebenen Menschen gegenüber, ganz ohne Verständnis gesagt.
Es ist wirklich heftig, dass du dazu aufrufst kein Verständnis zu haben für jene, die versuchen, Verständnis für dich zu haben. Wenn ich mein Verständnis wegließe, würde ich Kommentare hinterlassen, die dir sicher nicht gefallen würden, wenn sie auch durchaus zutreffend wären. Aber ich berücksichtige die Tatsache, dass du Autistin bist, ach so nein, Verständnis willst du ja nicht , aber auch keine Kommentare, in denen etwas anders steht als wie toll du doch bist. Also höfliche Kommentare ohne Inhalt. Ach nein, die willst du ja auch nicht.
Dir Freude machen zu wollen, ist unlösbar !
piri sagt:
Ich glaube, du hast es nicht verstanden und wenn du mein Blog als Jammerblog siehst, dann lies doch nicht. Wenn nicht hier, wo darf ich dann jammern?
Wir sprechen anscheinend verschiedene Sprachen und leben in jeweils anderen Welten.
Trude sagt:
Margrit sagt:
Ich bin ich, von Judith Jannberg. Habe ich als eher nervig in Erinnerung.
Sehr wunderbar dagegen, versteht sich, das Kinderbuch Das kleine Ich-bin-Ich.
Margrit sagt:
Außerdem habe ich endlich den Spruch mit dem Verständnis kapiert (glaube ich).
Wenn eine (piri) sich über Personen oder unmögliche Verhaltensweisen aufregt, reagieren andere (Kommentare) gerne mit Verständnis für eben diese Personen („sicher schwere Kindheit gehabt“). Und für diese Reaktion möchte sie und mögen wir kein Verständnis aufbringen. Denn schließlich weiß und reflektiert sie das selber, nur jetzt ist sie halt bei sich und ihrem Ärger und will darin ernstgenommen werden.
[Bitte lösch diesen Kommentar, wenn er zu mansplaining-mäßig rüberkommt.]
piri sagt:
100 Punkte und ein Licht am Morgen!
Margrit sagt:
Oh das freut mich
rot-werd-Smiley
piri sagt:
Eigentlich für meine Geschwister gedacht:
Wir leben in verschiedenen Welten,
du in deiner,
ich in meiner
und
sie berühren sich nicht mehr.
Wir sind so weit auseinander.
Alles wird schwer.
Missverständnisse bauen sich auf,
weil wir verschieden sprechen.
Wir leben in verschiedenen Welten,
du in deiner,
ich in meiner.
2.6.2024
mo sagt:
Was ist denn hier los? Ich versteh den Tumult gar nicht. Was hat piri falsch gemacht?
piri sagt:
Ich habe nichts falsch gemacht. Niemand hat hier was falsch gemacht. Es sind nur viele Missverständnisse. Keiner hat Schuld!