Junioren, Kuddelmuddel

wieder kalter Kaffee

Um warmen bzw. heißen Kaffee trinken zu können, muss ich wohl noch etwas früher aufstehen. Mag ich aber nicht! Oder ich muss schneller trinken.

Ich sitze vor der Glotze, gucke Morgenmagazin und die unendliche Geschichte des Brexit, trinke lauwarmen Kaffee und lasse die heutige Morgendebatte an mir Revue passieren. Diesmal ging es darum, dass die Junioren immer am letzten Tag der Woche ein Spielzeug (egal welcher Art) mit in die Werkstatt nehmen können. Heute ist Donnerstag. Aber morgen ist geschlossen. Ist dann heute der letzte Tag? Carsten meint ja. Natürlich hat sich der Kerle behauptet und breitgrinsend den kleinen Tankwagen eingepackt …

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Mein Fingernägelproblem ist wieder da – sie splittern und biegen sich mal wieder. Ich bin versucht, mir künstliche ankleben zu lassen.

Kuddelmuddel

nicht schlafen können

Die ganze Nacht höre ich schon Reinhard Mey.

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Nachtrag am Morgen 7:45Uhr: Nach gefühlten eineinhalb Stunden Schlaf habe ich die Junioren sicher und fröhlich ‚versorgt‘ – jetzt gehe ich noch einmal ins Bett und hoffe auf guten Schlaf.

Behinderung, Junioren, Kuddelmuddel

Bandauftritt | am Morgen danach

Oft bin ich dazwischen. Auch gestern wieder. Nicht dabei – es ist was anderes. Gestern war ich Mittler, war ausgleichendes Element und Gegensteuerer gegen den Pessimismus, gegen die Angst ohne den Bandleader – den Musiktherapeuten – zu versagen. Ausgerechnet ich! Ich, die doch als Bedenkenträgerin bekannt ist. 

R. ist krank, liegt mit 40-Fieber im Bett und die anderen Bandleute haben niemanden an den sie sich hangeln/festhalten können. Er spielt doch den Gitarrenpart, er ist der Hauptsänger, gibt den Ton vor und ist der Macher. 

Alles absagen? Nein, geht nicht. 

Diese Inklusionsband muss an höchster Stelle auftreten und ihre Professionalität beweisen. Die behinderten Musiker sind stark verunsichert. In der Künstlergarderobe verteile ich Kekse, mache Späße. Ich mache Späßchen. Ich, die so was gar nicht kann. Halte die Moral hoch, währenddessen M. übt und übt und übt. M. ist Vollblutmusikerin. Sie hat die Lieder schon mal gespielt. Doch eigentlich spielt sie in dieser Band Bass. 

Im Auto auf der Hinfahrt saß sie neben mir und büffelte Noten und Gitarrengriffe. Jetzt übt sie. Wir dürfen nicht stören. Dabei haben Carsten & Co so viele Fragen. Ich versuche den Druck rauszunehmen. Es gelingt mir. Nie hätte ich gedacht, dass mir das so eine Freude macht. 

Die Spannung ist greifbar. Das Programm wird umgeschmissen. Für Menschen mit kognitiven Einschränkungen  eine Mordsherausforderung. Sie sind aufgeregt. „Ich kann das nicht!“ „Ich habe das noch nie gemacht!“ … und dann dies alles im Neuen Schloss in Stuttgart, bei der Weihnachtsfeier des Sozialministeriums. Was für eine Leistung!

Soundcheck. Wow,  ein Klang! Profis machen die Steuerung. Der ganze Saal bebt und jeder wird gehört und keine Übersteuerung, kein Quietschen wie sonst. Richtig geiler Sound. Ein Klang, wie bei einer ‚echten‘ Band. Nein – sie sind eine echte Band, sind klasse und sie können alle was. Sie sind super und der große C. managt ganz easy die Misere und macht peu a peu ein Ganzes draus. Ohne, dass man die Anstrengung sieht. Ohne, dass die Bandmitglieder Panik kriegen – ohne den Bandleader, den Musiktherapeuten. Super. 

Die Gäste trudeln ein. Die Spannung ist greifbar. Alles wird gut! Wird es das? 

Sie gehen auf die Bühne. Singen mit dem Saal – o je, ich weiß nicht mehr welches Weihnachtslied – dann spielen sie We are the World und haben den Saal, das Publikum. Von da an ist es ein Selbstläufer. Ein Läufer mit Gehwagen und Rollstuhl, mit Stolperern und winzigen Pannen. Mein Carsten spielt Mundharmonika an Stellen, wo er noch nie gespielt hat. Wiebke gähnt während einer Rede im Hintergrund auf der Bühne, als ob sie die Rednerin fressen wollte. 

Die Band spielt sich in die Herzen des Ministeriums. 

Beim anschließenden Empfang sagt eine Frau zu mir und sagt es immer wieder: „Das war die schönste Weihnachtsfeier seit langem!“ Ich bin stolz. 

Die bunten Mützen sind wahnsinnig stolz und zu Recht – es war wunderbar. Platt und erschöpft – aber glücklich und stolz. 

Das muss erst mal jemand nachmachen.  Da bin ich gerne dazwischen.