Behinderung, Kuddelmuddel

kein Passwortschutz

Ich tät‘ jetzt so gerne einen passwortgeschützen Beitrag schreiben, mache es aber nicht. Depressionen und Ängste sind in aller Munde, in allen Medien und momentan salonfähig. Wie lange? Bis was Neues kommt? Dabei sind Gemütserkrankungen, wie es schon früher hieß, keine Moderescheinung. Wer will diese Mode schon haben? Ich nicht. Ich hasse diesen Wehdam. Ich mag diese Angst nicht – diese undefinierbare.

Jetzt wird sicherlich so mancher anmerken wollen, dass ja kein Wunder ist, dass ich ängstlich bin. Sicherlich gibt es gute Gründe. Die Junioren sind mehrfachbehindert, ich selbst habe eine schwere Krankheit hinter mir und ein Lungenemphysem. Aber damit bin ich – so denke ich – klargekommen. Seit längerer Zeit ist es aber so, dass zur normalen Antriebsschwäche, eine Lethargie hinzukommt – ich schaffe gar nichts mehr. Es wird allerhöchste Eisenbahn, dass wir zur Mutter-Kinder-Kur kommen. Alles strengt mich unbändig an, vieles wird mir zuviel. Wenn der Kerle wieder (fast) jeden Tag mit Wechselwäsche nach Hause kommt und Daheim dann in den Seilen hängt, mag ich das hier nicht mehr schreiben – es ist Alltag geworden. Sch…alltag, zermürbend. Wenn das Töchting jedes Mal ein Theater macht und zusammenzuckt, wenn C. nur hustet, dann ist das für mich immer eine Qual, sie so mitleiden zu sehen. Wenn dann der Kerle absichtlich seine Schwester in Panik versetzt und diese deswegen schreit und Randale macht, dann überkommt mich der hochheilige Zorn. Diese, meine Hilflosigkeit nagt an mir und ich weiß nicht ein noch aus.

Wenn meine seelische Verfassung stabiler wäre, dann … Tja, was wäre dann? Hätte ich dann mehr Kraft? Habe ich nicht genug Kraft? Ich habe viel Kraft …

… und jetzt höre ich auf, setze den halbfertigen Beitrag ins Blog und denke nicht, dass es euch nichts angeht, denke nicht, dass ich eventuell den Nerv der Zeit nicht getroffen haben könnte, denke nicht so viel etc. pp.

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨ Hier gibt es die Möglichkeit etwas in den, wenn auch nur virtuellen Hut zu werfen. Herzlichen Dank!

7 Gedanken zu „kein Passwortschutz“

  1. karfunkelfee sagt:

    Es gibt ein altes Sprichwort: Geteiltes Leid ist halbes Leid.
    Das ist keine Phrase, es ist wahr. Niemand kann Dir Deinen Angstdämon von den Schultern nehmen und die Verantwortung, die Du trägst ist eine große und Du bist obendrein krank. Es wird Zeit, dass Du und die Junioren eine Alltagsauszeit bekommen und ich freue mich trotz all dieser täglichen Unbillen mit Euch auf Eure Kur.
    Das Mögesternchen steht hier nicht, weil mir alles so super gefällt, was Du berichtest. Es tut was es soll: Euch mögen.
    Liebe Grüße
    Amélie

  2. Verwandlerin sagt:

    Genau, denk nicht so viel, was deine Leser:innen denken könnten, kann ich nur empfehlen.

  3. Monika sagt:

    Schreib einfach wonach dir ist. Wer sich nicht dafür interessiert braucht es ja nicht lesen.
    Fühl dich erneut von mir gedrückt – du packst das schon.

  4. piri sagt:

    @ alle: manchmal fallen mir keine guten Antworten ein!

  5. Grinsekatz sagt:

    Alles wurde gesagt, wenn auch nicht von mir.
    Ich fühle mit dir … L.G., Reiner

    1. piri sagt:

      Kannst du gar nicht. Wei du gar nicht in meiner Lage bist.

  6. christine b sagt:

    wenn das bloß irgendwie ginge, würde ich dir so gerne unmengen kraft schicken.

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