Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren, Kuddelmuddel, Musik

Werkstatt frei

Als Überschrift lasse ich das gelten, denn eigentlich ist das schlechtes deutsch!

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Die Flügel sind gestutzt

Ich kann nicht mehr fliegen
Stürze ab und bleibe liegen

Damals, als die Zeit noch schön
Niemand hat sie so gesehn
Wie ich

Damals, als die Flügel länger waren
In den bunten jungen Jahren
War ich klein

Mit den großen schweren Zeiten
Und den begrenzten Möglichkeiten
Kam die Schere […]

© petra ulbrich

… und wieder ist die Fantasie weg. Es geht nicht mehr weiter im Gedicht! Geht es anders weiter? Immer! Es geht immer weiter. Das halte ich mir zugute, ich gebe nicht auf – ich kann kämpfen. Über den gestrigen Tag möchte ich nicht viel schreiben – er war anstrengend und wie es weitergeht, so mit der Entscheidung keine PEG legen zu lassen, kann ich leben, weil die Option ja nicht vom Tisch ist.

Ich bin immer noch kalone, fix und fertig, müde und kaputt. Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht aufgebe, auch wenn ich am Boden liege. Wie sagte meine Oma: Dreh dich um, wenn du am Boden liegst, dann kannst du die Sterne beobachten, bist du die Kraft hast wieder aufzustehen! 

Behinderung, Gedanken, Kuddelmuddel

Bleiben Sie gesund!

Wenn man es doch nur selbst in der Hand hätte – in diesen Tagen, in der, zwar abklingenden, Pandemiezeit, gesund zu bleiben. Es hängt doch von so vielen Faktoren ab und ist eigentlich wahre Glückssache! Der gleiche dumme Spruch, den ich immer höre, ist: Pass auf dich auf! Natürlich passe ich auf mich auf. Das ist selbstverständlich. Vielmehr wünschte ich mir, jemand anderes würde auch zusätzlich auf mich aufpassen. Zu dem, wie ich auf meine Junioren aufpasse!

Neben mir liegt das Buch von Gabriele von Arnim: Das Leben ist ein vorübergehender Zustand. Ich bin in der Lektüre noch nicht weit gekommen, müsste ich, wenn ich all das anstreichen sollte, was mich innerlich sehr berührt jedes Wort unterstreichen. Sie schreibt von einer diffusen Angst, die nicht zu benennen ist. »Es« — das war der ständige Angstschmerz, der sich wie eine wässrige Lösung in den ganzen Körper ergoss. Zehn Jahre lang sitzt die Angst mit am Tisch — oder ihre kleinen Cousinen Unruhe, Sorge, Bangigkeit sitzen neben mir auf dem Sofa [_] Ja, so ist es, denke ich, lege das Buch an die Seite und kann nicht benennen, was mich umtreibt. Dann höre ich draußen auf der Straße Stimmen und wünsche mir nichts sehnlicher, als dass diese Menschen sehen, was ich mache und vielleicht nicht wegsehen, wenn in ihrem Umfeld jemand Hilfe braucht. Ein Essen vielleicht. Oder einfach nur da sein – für den Pflegenden, nicht nur für den zu Pflegenden. Bleiben Sie gesund, klingt da manchmal wie Hohn.

Wie so oft, wenn ich schreibe, verlässt mich hier wieder der Mut schonungs- und emotionslos über meine Situation zu berichten – kann doch niemand, der nicht in einer ähnlichen steckt, auch nur ansatzweise nachvollziehen, wie belastend oder auch nicht, die Aufgabe ist. Mag sein, dass mein Töchting gerade ins Bett pinkelt – sie wollte nicht aufstehen und das respektiere ich. Sie jetzt aufs Klo setzen zu wollen, fordert mir mehr Kraft ab, als später das Bett neu zu beziehen. Oder, wenn der Kerle mal wieder nichts isst, dann muss ich sehr abwägen, ob ich ihn dränge oder lasse. Es könnte sein, dass ich dann an zwei Fronten kämpfen müsste. Meine Kraft ist begrenzt, da muss ich haushalten und dennoch habe ich es nicht selbst in der Hand gesund zu bleiben. Auch kann ich nur bedingt auf mich aufpassen, denn ich habe Verantwortung.

Bedenkt bitte nächstes Mal, wenn ihr etwas so dahinsagt – ich nenne es Phrasen dreschen – was ihr sagt und überlegt vielleicht einmal, wie so etwas bei euch ankommen würde.

Dankeschön!

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Nachtrag um 9:10 Uhr: Irgendwie ist es doch schön, wenn ich Kommentare bekomme – wird doch der Beitrag gelesen. Offensichtlich feindliche Kommentare werde ich aber dennoch – wenn’s mir auch in den Fingern juckt – nicht freischalten!

Gedanken, Junioren, Kuddelmuddel

Wochenende

Schon wieder Wochenende. Schon wieder ohne große Änderungen und die Frage, was machen wir… Ich spüre, wie mir alles zu eng und zu viel wird. Lösungen habe ich keine. Wir müssen, wie alle weiter durchhalten. Ich versuche mir ein paar Momente zum Durchatmen zu schaffen – also ihr ahnt es. Es wird eigentlich mal wieder gar nichts passieren.

Gestern haben wir Kerzen gegossen, das ist wirklich nicht nichts – aber ich hätte lieber einen großen Ausflug mit den Junioren gemacht. In den Schwarzwald oder so! Der Kerle hat Rückenschmerzen und mag nicht aufstehen und des Töchting linke Hüfte tut erbärmlich weh. Sitzen ist nicht gut und liegen auch nicht. Sie liegt gekrümmt sehr schief im Bett. Ihre ganze Körperhaltung ist schlecht und mir tuts in der Seele weh – wie gerne würde ich den beiden ihre Schmerzen abnehmen!

Meiner linken Niere gehts besser, meine Lunge ist gut, heute Nachmittag, so denke ich, wird die Pastorenfreundin kommen und dann ist auch bald wieder Wochenbeginn. Die Sonne traut sich verhalten hinter dem grau heraus – vielleicht können wir etwas spazieren gehen.