Alltag, Gedanken, Kuddelmuddel

Samstagnachmittag

Schiefersteine
Schiefersteine

Manche leben mit einer so erstaunlichen Routine, dass es schwerfällt zu glauben, sie lebten zum ersten Mal. | Stanislaw Jerzy Lec

Die Nachbarin von Gegenüber fegt die Straße und schüttelt von Zeit zu Zeit den Kopf ob der abgestorbenen Monstergrashalme von meiner Seite. Ich werde nen Teufel tun, die alle einzusammeln. Sind eh wenige, und jetzt ist auch das große Büschel abgeschnitten! Neidisch gucke ich auf ihr sauberes Haus, wie es drinnen aussieht kann ich mir denken. Bestimmt nicht so chaotisch wie bei uns. Der Nachbar mit dem akkuraten Garten hat seine Tage strukturiert, freitags geht er frühmorgens einkaufen und samstags ist Putztag. Wenn er nicht daheim ist, steht auch nichts vor der Haustür und abends pünktlich werden bei einer anderen Nachbarin die Rollläden runtergelassen – zu meiner Schande muss ich gestehen, ich vergesse das oft. So kann jeder reingucken und wir liefern unfreiwillig pantomimisch gratis ein Theaterstück. 

Der Kerle hört Bundesligaberichterstattung – volle Pulle Lautstärke und kommentiert stimmgewaltig jedes Tor. Es fallen viele Tore! Mir fallen die Ohren aus, ich tät gerne schwerhörig sein. Das Töchting räumt auf. Carstens Rollstuhl steht, für sie, an der falschen Stelle und so bugsiert sie selbst ihren Rollstuhl anschiebend den ihres Bruders in dessen Zimmer – auch meuternd kommentierend. Wie kann ich mich erdreisten, den Rollstuhl an falscher Stelle stehen zu lassen? Der Nachbarin Auto gehört ja auch sofort in die Garage. Der Nachbar zur rechten Seite grüßt und saugt weiter den Innenraum seines Auto, ich denke wieder einmal nicht daran meine dreckigen Schuhe auszuziehen und müsste den Flur kehren … 

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨

8 Gedanken zu „Samstagnachmittag“

  1. anneeulia sagt:

    Und leben DIE den ganzen Tag putzen echt.
    Hier wird immer das nötigste gemacht.
    Keine Ahnung ob das richtig oder nicht richtig ist.
    Hier sieht es eh keiner und beschwert hat sich hier nich keiner.
    In meiner Wohnung hat sich einer meiner Übernachtungsbesucher mal beschwert, dass das Bad nicht blitzblank ist und das ich keinen Fernseher hab.
    Ich meinte und nächstes Mal gehst DU einfach ins Hotel ,
    wenn DU mich besuchst.
    Mir doch egal,
    wenn es Dir/Euch nicht mehr passt wirst Du/Ihr was dagegen tun bin ich mir sicher.

  2. monsieurquirit sagt:

    Ich leihe mir mal den Spruch einer Möbelfirma : „Wohnst du noch oder lebst du schon?“

  3. andrea sagt:

    vielleicht hat dieser hang zur routine was mit dem sicherheitsbedürfnis zu tun. fixe ordnungen und die routine, die es braucht, um sie zu erhalten, geben ja halt und sicherheit. daran ist ja nichts auszusetzen, problematisch wird es erst, wenn es zum maßstab für andere wird oder wenn es derart überhand nimmt, dass keinerlei abweichung, kein bisschen überraschung, veränderung, … mehr möglich ist.
    zwischen erstarrung und chaos muss/kann/soll wohl ein jeds seinen weg finden. 🙂

    liebe grüße, andrea

  4. mona lisa sagt:

    Ich hatte mal Nachbarn, nach denen konnte man die Tage und Uhrzeiten ablesen –
    amüsant und praktisch.
    Wünsche dir einen geruhsamen Sonntag

  5. Trude sagt:

    Kommt mir sehr langweilig vor, deine Nachbarschaft. Ich glaube, ich lebe auf der „Krachmacherstrasse“
    Aber hier haben auch fast alle Haushalte Kinder ‍♀️

    Ordentlich und routiniert ist nur das Rentnerpaar von gegenüber. Und er ist über 90 und die beschäftigen Personal.

    Ich selbst liebe mein leichtes Chaos. Ich unternehme bekannterweise lieber etwas, als zu putzen. Das schließt mein Auto mit ein.

    Du bist auf jeden Fall eine liebevolle Mutter. Und das ist viel wichtiger, als alles andere

  6. Verwandlerin sagt:

    Cooles Zitat!

  7. Rosa sagt:

    Vielleicht supersauber und aufgeräumt – bei den Nachbarn, aber auch gemütlich? Fragezeichen.

    1. piri sagt:

      Bestimmt nicht ungemütlich, sicher nicht! Aber vermutlich nicht mein Geschmack.

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