Behinderung, Familie, Gedanken, Kuddelmuddel

Du Mama

Carsten ist heute lange vor mir wach, er hockt im Bett und hat Bücher um sich verstreut. „Du Mama, es sind Gestalten aus den Büchern gekommen, heute Nacht!“ Er sieht etwas verängstigt aus. „Hast du Krimi geguckt?“ „Ja, manchmal!“ Ich bekomme nichts aus ihm heraus, sehe nun auch, dass er seine Smarties mit samt der Schale durchs Zimmer geworfen hat. Ich frage nicht mehr. Er wird mir  sowieso nichts sagen.  Aber er hat gekämpft in der Nacht. Ich habe es nicht gehört, ich habe geschlafen.

Wiebke badet heute, den Kerle lasse ich noch eine Weile im Bett. Das Töchting macht Überschwemmung und diskutiert mit mir über Unterhemden und Lieblingsshirts. Das mit dem Mädchenaufdruck ist aber gerade in der Wäsche. „Hol das her, ich will das anziehen!“ Aus dem Schrank hole ich ein Zweitlieblingsshirt und das ist auch recht.

Bei Carsten ist es still, kein Zug rattert vom Tablet und auch keine Nachrichten quäken – irgendwas ist. Ich kenne meinen Sohn. „Mama, warum sind wir immer so alleine und wenn dann jemand da ist, dann müssen wir immer was machen!“ „Willst du nicht?“ „Doch, aber manchmal was anderes! Außerdem, … ach ich will jetzt nicht reden.“ Mein Sohn lässt mich nachdenklich zurück. Er ist erwachsen und ich muss ihn wie einen Erwachsenen behandeln. Wir werden reden und wir werden herausfinden, was ihn plagt und gemeinsam Lösungen finden.

Es wird nicht einfach – für mich nicht, aber auch für Carsten nicht. Und Wiebke ist noch eine andere Baustelle!

Gedanken, Kuddelmuddel

Aufhören

Könnt ihr mal aufhören, einfach nur zu liken?  Es ist so viel schöner eine Resonanz in Form eines schriftlichen Kommentars zu haben.

Kuddelmuddel

Fünf Uhr sechsundzwanzig und 17 Sekunden

Vorsicht!

Nehnt es metaphysisch, diese Zeit. Ich weiß es nicht, wann ich genau wach geworden bin. Es tut auch nichts zur Sache, die Situation in der ich mich befinde, scheint surreal. Ich schwebe. 10 cm über einem festen Boden, meine Füße, meine Hände sind riesig, bleischwer und ziehen mich zappelnd hoch. Der andere Körper, so scheint es, ist nur Bauch und Kopf. Der Bauch ein schwarzes Loch, das alle Materie anzieht, alles verschluckt und im Kopf Ängste freisetzt, die unbegreiflich sind, weil sie ja im Schlund verschwunden sind. 

Die Entstehung der schwarzen Löcher im All habe ich nie verstanden . Wie kann es sein, dass etwas, etwas anderes aufsaugt, dass dieses verschwindet und immer noch da ist und stärker und stärker wird? Aus schwarzen Löchern werden Sterne geboren – das ist eine wunderbare Vorstellung. Bevor aber ein Neuanfang geschieht, wird vernichtet. Gnadenlos!

Ich fühle mich, als ob ich mich selber aufsauge. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen hilft nicht – ich verwechsle es und fange von vorne an. Einatmen, langsam ausatmen und nebenbei sehe ich meine großen schweren Hände schwebend über dem Abgrund, wo eigentlich meine Mitte sein sollte…

Ich mute viel zu, mute meinen wenigen Lesern sehr viel zu. Vielleicht verprelle ich euch mit diesen wüsten Fantasien. Inzwischen hat mein schwarzes Loch weiter geschluckt und es komprimiert sich immer mehr.  Das Licht um mich herum schluckt es, alle Materie verschwindet, die Masse wird dichter und dichter und je dichter sie wird, umso stärker ist die Sogwirkung – ich kann dem nicht entgehen. Ich schaffe es nicht alleine, kann dieser Anziehungskraft nichts entgegen stellen – ich sauge mich selber auf.

Angst, diffuse Ängste sind die Auslöser – wenn ich sie benennen könnte, sie packen könnte! Dann hätten sie einen Namen. Alles, was einen Namen hat, kann man greifen, begreifen. Was man greifen kann, kann man nehmen und auseinander pflücken und wegwerfen oder daraus etwas schönes machen. Einen leuchtenden Stern, zum Beispiel…

Mein schwarzes Loch hat noch, oder hatte noch nie einen inneren Gegendruck, es saugt, es saugt, es saugt und wird immer enger.

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Meine Erklärung der schwarzen Löcher ist natürlich wissenschaftlich nicht haltbar und  ich habe bewusst nicht noch einmal  recherchiert, weil mich das wahrscheinlich noch mehr irritiert hätte. Mein Mann hat vor Jahren einmal versucht, mir das Phänomen der schwarzen Löcher zu erklären und ein Physiker kam mit Zahlen und Materie/Antimeterie, weißen Zwergen und was weiß ich noch alles? Mich hat das verwirrt – so wie mich meine Ängste verwirren, mich auffressen …

Harter Tobak, ich weiß. Deswegen danke ich sehr fürs lesen.