Gedicht

noch einmal Rilke

Berühre ruhig mit dem Zauberstabe
das Ungenaue, das du um mich scharst,
und du wirst wieder wissen, wie du Knabe
und in der Dinge Freundschaft warst.

Berühre nochmals, und es wird sich zeigen,
daß dich die Liebende empfing,
weil aller Glanz, den Himmlische verschweigen,
aus deinem Neigen in sie überging.

Ein drittes Mal berühr, um zu erfahren,
daß Macht sich giebt und sich entzieht,
und nun sei rein in deinem Offenbaren
und sage dienend, was geschieht.

Rainer Maria Rilke

Veröffentlicht von piri

In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. | ✨ Likes✨ sind okay, Kommentare sind herzlicher willkommen.

4 Gedanken zu „noch einmal Rilke“

  1. Wolfgang sagt:

    So unglaublich stark der Rilke, manchmal

    1. piri sagt:

      Manchmal passt mir Rilke sehr ‚in Kram‘ – in der letzen Zeit öfter!

  2. Georg Rode sagt:

    Ich mochte Rilke als Dichter. Das Bild hat sich verändert, als ich etwas über Clara Rilke-Westhoff las und wie schädlich er sich gegenüber ihr und dem gemeinsamen Kind verhalten hat.
    Und trotzdem komme ich nicht umhin, seine Gedichte zu bewundern. Schön, dass du mir diese Seite wieder gezeigt hast.

    1. piri sagt:

      Rilke war vermutlich ein in sich zerrissener depressiver Mensch mit massiven Ängsten und Gefühlen. Ein Mensch, der immer auf der Flucht war. Er wollte gut sein und hat nicht anerkannt, dass andere – unter anderem Clara, aber auch Paula Becker-Modersohn – hervorragende Künstlerinnen waren. Vermutlich konnte er nur so, in all seinem Durcheinander so schöne Texte schreiben.

      Ich danke dir fürs Erinnern an die Frauen an Rilkes Seite. Das wird heute, unter anderem, meine Beschäftigung sein.

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