Familie, Kuddelmuddel

Scheißspiel

Meine Eltern haben uns Kinder zu Egoisten erzogen. Bei mir wurde dieser Zahn relativ schnell gezogen – auch deswegen, weil ich 2 behinderte Kinder habe. Egoismus finde ich per se gar nicht so schlecht, nur sollte man dabei den anderen nicht aus dem Auge verlieren und verletzen. Das tut ein Großteil meiner Geschwister. Besonders meine blöde Schwester – ich werde keine Rücksicht mehr nehmen, sie tut es auch nicht. Heute bin ich mittelprächtig angepisst, ich fühle mich beschissen und kann nicht einmal genau sagen warum!

Der Kerle hat versprochen, nicht zu kotzen. Mein Kardiologentermin war, gelinde gesagt, unbefriedigend bis gut. Einen Termin beim Pneumologen zu bekommen, gestaltet sich außerordentlich schwierig: „Dieses Jahr haben wir keinen mehr frei!“ Dieses Jahr! Es ist Ende Mai! Ich habe geredet, mit Engelszungen geredet – zugegeben etwas weinerlich – aber ich habe vorzeitig einen Termin bekommen. Mit Wartezeit! Und die Zusage, dass, wenn jemand absagt, ich angerufen werde! Denn, meine Probleme, sind keine Herzprobleme – es ist die verdammte Lunge. Dies bescheuerte Lungenemphysem, dabei habe ich nicht richtig geraucht. Dass mein Herz okay ist, hat mich beruhigt, aber, dass meine Lunge so viel schlechter geworden ist, gefällt mir nicht. Baustellenverschiebung!

Inzwischen hat Carsten doch wieder Wechselwäsche an. Dicke Wollsocken habe ich inzwischen keine sauberen mehr – ich kann nicht stricken, Carsten braucht reine Wollsocken und da möglichst welche mit sehr dichter dicker Wolle!

Ich/wir leben – so habe ich das Gefühl – in einem Kokon! Das, was in der Außenwelt passiert, kommt nicht richtig rein, weil es einfach zu wenige Berührungspunkte gibt. Ich merke es am Zusammenspiel mit meinen Geschwistern. Ihr Leben ist ein komplett anderes. Berufsleben ist trillionenweit entfernt – sie leben in ihrer Welt und so sehr ich mich auch bemühe, ich komme nicht rein! Ein Zeitproblem, wenn andere ausgehen, bin ich daheim bei meinen Junioren! Sie könnten mich besuchen kommen oder ich sie – wenn denn die äußeren Bedingungen stimmen täten!

Angefangen habe ich diesen Beitrag heute Morgen mit einem Mordsgroll auf meine Geschwister, auf ihre Ignoranz mir in keiner Weise zu antworten, auf die Art und Weise wie sie leben, auf ihre Unabhängigkeit und ihren Egotripp. Aber woher sollen sie es wissen, unsere Eltern haben auch nur sich selber gesehen …

Sorry, aber das musste raus!

Kuddelmuddel, Musik

Dienstagmorgen

Tatsächlich habe ich es geschafft, bevor ich die Junioren wecke, einen heißen Kaffee zu trinken. Geschieht nicht jeden Morgen!

Carsten soll baden, nur merke ich sofort, dass irgendetwas nicht stimmt, als ich zu ihm ins Zimmer komme. Der Kerle liegt apathisch im Bett, kann nicht einmal den Kopf heben und brummt Unverständliches. Er schwitzt! Carsten ist unterzuckert. Bevor ich ihn aus dem Bett hole, bekommt er erst einmal ein Glas Cola vorgesetzt. Wie schnell die Lebensgeister wieder kommen können, verblüfft mich immer wieder. – Beängstigend ist es dennoch.

Danach geht alles seinen normalen geordneten Gang. Carsten wird in der Wanne gewaschen, Wiebke kommt aufs Klo, meckert etwas über die Klamotten, lässt sich dann doch die Jeans anziehen, will nicht gekämmt werden und bekommt von mir einen Zopf. Carsten kommentiert währenddessen alles sehr ausführlich aus dem Wasser. Wiebke trinkt ihren Kakao, überlässt mir ihre Schokocremebröcken, sinniert über den Regen und Carsten meint nur: „Wenigstens sind die Tropfen warm!“

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Seit Wochen ist im Dorf was los. Hier wird gebaut und vorher abgerissen. Ein Bauernhof muss für einen Hofladen und schnuckeliges Hotel weichen. Auf dem Gelände des Ausstattungs- und Bettenladens wird ein Lebensmittelmarkt entstehen. Momentan wummern die Bohrhammer. Vorne an der Ecke wird ein Haus zwischen Garten und Scheune gepresst, vorm Haus ist die Straße aufgerissen und wir haben immer noch keinen Behindertenparkplatz. Es ist laut auf dem Land. Ich werde heute in die Stadt fahren – etwas Ruhe tanken!

Kuddelmuddel

der Blick nach draußen

Hejo spann den Wagen an, denn der Wind treibt Regen übers Land …

Inzwischen ist es in mehr als tausend Farben grün, die Rosen knospen, das Unkraut wächst und meine Fingernägel brechen ab. Die kleinen grünen Kakteen haben die Sommerfrische erobert – noch ein bisschen zögerlich, aber morgen werden sie sich etabliert haben und im Herbst nicht wieder ins Haus wollen. Heute Abend bleibe ich aber drin!