09:39 Uhr – Ich schreibe einfach mal am Morgen weiter. Tagebuchbloggen! Jetzt würgen alle, niemand kotzt wirklich. Aber ich hätt sehr gerne ein bisschen Verlässlichkeit bei allem. Da sagt mir jemand vor Wochen für Sonntag Begleitung zu, kommt gestern um sich auszuheulen und sagt im gehen, dass das Sonntag nichts wird. Dumm gelaufen. Wir könnten mit aufs Oltimertreffen. Auf ein abgemähtes Feld mit Rollstühlen – habt ihr das schon mal gemacht? Mit zwei Rollstühlen nicht zu schaffen! Bleiben wir halt daheim. Dabei ist im Dorf Kärwe, aber auch das kann ich alleine nicht!
Der rauschebärtige Notfallsanitäter, der den Kerle ins Krankenhaus begleitet hat, war zu Besuch beim Nachbarn – zufällig. Er hat kurz gewunken, gefragt wie‘s dem Kerle geht – ich konnte ihm sagen, dass es schon viel besser geht – und dann ist er wieder weg, weil der Nachbarssohn ja hier nicht mehr wohnt. Eine schöne Geste!
10:24 Uhr – Mit dem Töchting auf dem Arm habe ich gerade getanzt! Eine Seltenheit, lässt sie sich ungern anfassen. Deswegen war es auch besonders schön!
Gudrun sagt:
Liebe piri, fast alle Kommentare, die ich bei dir lese, sind verständnisvoll und wohlwollend geschrieben. Und wenn du dann schreibst: „… sucht euch eine andere Spielwiese.“, dann frage ich mich, wenn du mit euch meinst. Das kann ein arges Missverständnis werden, was Kommentatoren abhält, etwas zu schreiben. Ich hab auch schon bei dir gelesen: „Das geht euch gar nichts an.“ Das ist schon sehr harsch ausgedrückt. Würdest du schreiben, dass du das lieber für dich behältst, würde es jeder auch verstehen und das vielleicht sogar besser.
Versteh mich bitte recht, ich möchte nicht an dir herumkritisieren oder dich maßregeln. Ich möchte einfach nur mal sagen, wie manche Sätze wirken können.
Ich wünsche euch baldige Genesung. Ich weiß, dass es euch dann immer doppelt und dreifach trifft.
piri sagt:
Das, was ich geschrieben habe, gilt nicht den wohlmeinenden Kommentartor*innen. Die bösen schalte ich nicht mehr frei und es sind einige! Ich bin Asperger-Autistin, das muss ich immer wieder sagen und meine Wahrnehmung ist manches mal für Nichtaustisten krude. Ich versuche immer wieder Verständnis zu wecken und bekomme, dann bitterböse Kommentare in dem Sinne, dass ich doch selbst ins Heim gehen sollte.
So, wie meine Sätze missverständlich wirken können, so können Sätze von Nichtautisten für mich ebenso missverständlich sein und mich gegebenenfalls verletzten. Ich bewege mich gerade in einem Forum und da haben ganz viele Verständigungsschwierigkeiten – Autisten ticken eben anders!
Gudrun sagt:
Und ich habe dir als Asperger-Autistin einfach mal geschrieben, wie Worte wirken können. Das war schon alles. Ich bewundere meine Tochter, die dem kleinen Enkel geduldig erklärt und zeigt, wie man mit anderen Menschen klar kommt. Er versteht es immer besser und das macht sein Leben und auch das der anderen leichter. Wir zeigen ihm bei aller Liebe schon, wenn uns etwas nicht gefällt. Mein Enkel ist Autist und er hat noch einen langen Weg vor sich. Du weißt das. Er ist anders, aber das ist nicht schlimm.
piri sagt:
Ja, das bekomme ich immer wieder aufs Butterbrot geschmiert. Was du verlangst ist, dass ich als Autistin mich in die Denkweise der Nichtautisten versetze. Aber gerade bei diesem Beitrag habe ich gedacht, dass ich gut geschrieben habe. Ich werde mich jetzt nicht rechtfertigen! Bedenke bitte immer – und das weißt du von deinem Enkel – dass Autisten eigentlich nicht boshaft sind und selten jemanden verletzen wollen.
Gudrun sagt:
Nein, sie sind nicht boshaft. Das sind sie wahrlich nicht. Manchmal klappt es eben nicht so gut mit der Kommunikation. Und doch kann man als Nicht-Autist schon mal sagen, wenn das, was gesagt, getan oder geschrieben wurde, harter Tobak ist. Das ist auch nicht boshaft.
Ich habe mich hier jetzt weit aus dem Fenster gelehnt und ich habe das nicht getan, um dich zu ärgern. Ich hoffe sehr, du weißt das.
geschichtenundmeer sagt:
Gibt es nicht immer und überall ab und zu Missverständnisse? Man kann darüber reden, aber man kann auch beschließen, dass man nicht darüber reden will und eine Grenze setzen. Piri, ich habe den Eindruck, dass Du Deine Worte sehr bewusst wählst. Das nur nebenbei.
Und was das angebliche Jammern betrifft: „Jammern“ ist so ein widerwärtiges Wort. Vielleicht kann ich es in diesem Kommentar durch „klagen“ ersetzen. Man klagt über eine Situation, mit der man nicht gut zurecht kommt. Jede_r tut das gelegentlich, und die Menschen sind unterschiedlich. Was dem einen Grund zur Klage ist, steckt die andere locker weg und umgekehrt. Es muss legitim sein, auf dem eigenen Blog über Schwierigkeiten zu klagen. Niemand wird gezwungen, das zu lesen. Wem es auf die Nerven geht – da bin ich ganz Deiner Meinung – darf woanders spielen.
piri sagt:
Danke, du triffst mit deinem Kommentar den Punkt.
Conny sagt:
Liebe Piri,
ich glaube, Deine Stammleser und Leserinnen kennen Dich mittlerweile doch ganz gut und lassen sich von ehrlichen Worten, die barsch klingen mögen, nicht verschrecken. Verbiege Dich also nicht und bleib wie Du bist und werdet jetzt bitte ganz schnell wieder gesund.
LG – Conny
piri sagt:
Ich hoffe auf das Verständnis und bestimmt lasse ich mich nicht verbiegen!