Behinderung, Familie, Gedanken, Kuddelmuddel, Musik

keine Zeit zu lesen

Oder: andere Katastrophen und Carsten!

Na klar, das war Carstens Spruch – ihr habt es gut erkannt. Allerdings macht mir der Kerle großen Kummer, er baut stark ab. Seine Belastbarkeit ist sehr gering, seine Sprache leidet, indem er stottert und Worte suchen muss. Mir macht das Angst! Wie soll ich durch diese Angst?

Und dann ist das Thema, das mich so stark belastet, noch immer nicht vom Tisch. Ich möchte mich nicht mehr damit beschäftigen und bekomme es dennoch immer wieder aufgetischt. Für mich habe ich jetzt beschlossen, dass ich auf Mails und Anrufe nicht mehr reagieren werde. Wie oft kann man sich eigentlich täuschen? Mir wird vorgeworfen, ich sei egoistisch – dabei hat die Therapeutin, und nicht nur sie, mir letztens gesagt, ich solle mehr an mich denken. Ein Bekannter will mich missionieren und schickt mir Du-Botschaften. Ich hatte gelernt, dass solche Botschaften als Belehrung oder gar Vorwurf aufgefasst werden könnten…

Die Junioren sind mir wichtig – nicht das Seelenheil anderer Menschen. Wenn ich sehe, wie Wiebke sich immer mehr verkriecht, weil sie nicht sehen kann, wie Carsten immer weniger wird, dann könnte ich nur noch weinen – um beide und um mich, weil ich nicht weiß, wie ich es ändern kann. 

Bei so viel Dramatik brauche ich nicht auch noch Bücher. Musik. Ich höre Edvard Grieg,  Robert Schumann, Klaus Hoffmann, Zaz und viele
melancholische Lieder, erfreue mich am Sonnenschein und sehe die Wollmäuse tanzen!.

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Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨ Hier gibt es die Möglichkeit etwas in den, wenn auch nur virtuellen Hut zu werfen. Herzlichen Dank!

11 Gedanken zu „keine Zeit zu lesen“

  1. Rabenzahn sagt:

    Musik für die Seele, Balsam.
    Hör auf Dich und nicht auf andere, auch wenn es nicht immer leicht ist, die leben nicht Dein Leben. Am Ende mag man wunderlich erscheinen, aber man bleibt man selbst.

    1. piri ulbrich sagt:

      Sind nicht die wunderlichen Menschen, die interessantesten Gestalten?

      1. Rabenzahn sagt:

        Mir sind sie lieber als der Rest.

  2. Wechselweib sagt:

    Schumann höre ich in melancholischen Augenblicken und Leonard Cohen.

  3. Ulli sagt:

    Liebe Piri, du trägst einen riesigen Rucksack, da kannst du dir nicht auch noch wohlfeile Tipps mit aufladen oder Vorwürfe oder … mach doch mal … all das ist kein Mitgefühl. Ich lese es als ein Ändern- Wegmachenwollen, was nicht zu ändern und schon gar nicht weg zu machen ist. Mir tut es weh, dass Carsten so abbaut.
    Traurige Grüße
    Ulli

    1. piri ulbrich sagt:

      Ich trage diesen Rucksack gerne – aber auch was man gerne macht, kann manchmal zu viel werden.

  4. christine b sagt:

    sehr traurig zu lesen, dass carsten abbaut, du und wiebke habt große sorgen. ich hoffe euer lieber „kerle“ erfängt sich wieder. diese jahreszeit ist generell anstrengend für den körper.
    ich denke, dem wenigesser und wenigtrinker von aufbaukost werden wichtige minerale, vitamine und spurenelemente fehlen.
    carsten leg los und zeig, wieviel du trinken kannst!
    alles gute!

    1. piri ulbrich sagt:

      Eigentlich ist die Astronautenkost voll bilanziert. Unterversorgt an Vitaminen und Spurenelementen ist Carsten nicht – nur unterversorgt an Kalorien…

      Momentan isst er nebenbei Amarettini – kleine Mandelkekse, die von alleine im Mund auseinanderfallen.

  5. Paula sagt:

    Von Menschen, die einem nicht gut tun, muss man sich trennen, auch wenn sie noch so schlau oder gar mit der Moralkeule daherkommen. Was sind denn Du-Botschaften?

    1. piri ulbrich sagt:

      Ich hoffe inständig, dass dieser Mensch kapiert hat, dass ich ‚unmissionierbar‘ bin.

      Du-Botschaften sind:
      Du musst nur
      Du sollst bloß
      Du kannst doch
      Du bist
      Du machst
      etc. pp.

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