Behinderung, Familie, Gedanken

von Versprechungen

Narzissen
Narzissen

Vorab – dies ist ein Kuddelmuddelgedankenchaos, sehr schnell dahingeschrieben. Quasi aus dem Bauch heraus.

„Ja, ich komme dich besuchen!“ Oder: „Das machen wir im Sommer, wenn das Wetter besser ist!“ Oder: „Jetzt haben wir uns ja einiges ausgesucht, müssen nur noch einen Termin finden!“ 

Könnt ihr euch vorstellen wie das ist, wenn nichts zustande kommt? Weder der am Telefon angekündigte Besuch, noch der Spaziergang zum Biergarten und schon gar nicht der Termin, der bis zum SanktNimmerleinsTag verschoben wird? Carsten ist traurig und Wiebke zieht sich noch mehr in ihr Zimmer zurück. Wenn dann noch dieser Spruch kommt: „Du musst doch nur Bescheid sagen, dann machen wir was gemeinsam!“, dann zieht sich in mir so vieles zusammen. Unverbindlichkeiten. „Mama, die xxx hat gesagt, dass sie mit uns in den Tierpark geht.“ „Und xyz wollte mit uns ins Kino!“ „Ach, die kommen doch sowieso nicht. Die reden nur!“ Könnt ihr euch vorstellen in welche Bedrängnis mich das bringt? Ich darf doch die Menschen nicht bloßstellen vor den Junioren. Aber darauf ansprechen kann ich sie auch nicht immer – das geht vielleicht einmal. Ich bekomme dann die Antwort, dass irgendwas dazwischen gekommen ist und deswegen das Treffen leider nicht geklappt hat. 

Carsten fragt mich immer wieder und Wiebke fragt mich auch immer wieder. Gerade heute Morgen: „Warum kommt xxx nicht? Sie hat es doch schon so lange versprochen.“ Mir tut es in der Seele weh, wenn ich sagen muss, dass sie nicht kommt! Aber nicht nur das, ich bekomme auch die schlechte Laune und den Frust ab: „Das ist gemein, versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen.“ Manchmal passiert eine Absage sehr kurzfristig. Die Junioren haben sich gefreut und Pläne gemacht … Oft ist es, dass der Kerle mich fragt, warum denn die Menschen, die er liebevoll einlädt, nicht kommen.  Dabei ist es gar nicht wichtig, dass die Menschen lange bei uns bleiben – kurz vorbeikommen, ein bisschen reden, nen Kaffee oder was anderes trinken, einen kleinen Spaziergang machen, uns vielleicht auf die Hunderunde mitnehmen – ins Alltagsleben integrieren. Nicht nur zugucken lassen – teilhaben lassen! 

Veröffentlicht von piri

In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ☀️ ❤️ Viel lieber als Likes, sind mir Kommentare herzlich willkommen.

10 Gedanken zu „von Versprechungen“

  1. LP sagt:

    Das ist kaum lesbar, ohne dass es einem nicht kurz die Kehle zuschnürt und es weh tut. Und dann erwischt man sich selbst doch auch immer wieder dabei, unverbindlich zu bleiben bei Verabredungen, Plänen usw. und solche Termine zu verschieben, weil sie einem gerade nicht in den Kram passen ohne die Spur eines Gedankens, wie der/die andere das wohl empfindet.
    Danke, dass Du darauf aufmerksam machst. Danke für diese Lektion zum Thema des achtsamen Umgangs miteinander.

    1. piri sagt:

      Oh, es sollte beim Lesen niemanden die Kehle zuschnüren. Ich wollte nur aufzeigen, wie unsere Situation ist. Offensichtlich ist es mir gelungen!

  2. dergl sagt:

    Ja, ich kann deine Bedrängnis verstehen. Aber es gibt etwas, das ich nicht verstehe (ich meine das ernst): Es ist absolut möglich, dass das ein Generationen-Ding ist, aber ich verstehe den Satz, du dürftest die Leute doch vor den Junioren nichts bloßstellen nicht. Was ist für dich dieses Bloßstellen? Insofern als dass ich mich gerade frage (weil ich es nicht verstehe), ob „X. hat abgesagt, ersie hat doch keine Lust“ oder „Y. kommt nicht, ersie braucht die Zeit für sich/diese oder jene Aktivität/etc.“, also eine vermeintlich ehrliche Antwort, für dich schon Bloßstellen ist. Es passiert nunmal, dass Leute abspringen, weil sie keinen Bock haben oder lieber was anderes machen, klar ist das enttäuschend für diejenigen, die dann „hängengelassen“ werden, aber ehrlich zu sagen was ist (oder was man vermutet, dass ist), ist kein bloßstellen. Und das hilft euch ja auch die Leute einzuschätzen und euch vielleicht nicht mehr so sehr draufzuverlassen, wenn ihr zum Beispiel offen drüber sprecht, dass ihr entweder tatsächlich oder weil du das Gefühl hast für Person XY eher die Option seid, wenn XY nichts anderes zu tun hat oder dass Person Z. Dinge nie definitiv fest versprechen kann, weil in Z.s Leben oft mal spontan was zwischen kommt etc.

    1. piri sagt:

      Sorry – aber was erzählst du mir da Neues? Ändert doch auch nichts an der Tatsache, dass wir in Stich gelassen werden!

      1. mona lisa sagt:

        Sie erzählt dir vielleicht nichts Neues,
        weist aber auf eine andere Art des Umgangs mit diesen Absagen hin ;)
        Ja, die Enttäuschung bleibt, aber der Umgang damit wäre – auch für mich – ein ehrlicherer, weil der Realität angemessen.
        Menschen sind leider so. Diese Erfahrung habe ich mehrfach gemacht. Ich versuche dann, wenn mir die Menschen wichtig sind, von mir aus eine Verbindlichkeit herzustellen, indem ich z.B. mit ihnen einen konkreten Termin zu vereinbaren suche. Meist merke ich dann recht schnell, ob sie es ernst meinen oder nicht.
        Liebe Grüße

        1. piri sagt:

          Es tut dennoch weh und vielleicht bist du – und auch andere – nicht so sehr darauf angewiesen, Kontakte zu haben. Eventuell bestehen mehr Möglichkeiten Menschen woanders kennen zu lernen. Aber, um Menschen kennen lernen zu können, müssen wir rauskommen und das geht nur in Begleitung anderer. wenn diese dann allerdings nicht kommen?!
          Es ist eine sehr viel komplexere Situation. Dazu kommt, dass ich als Autistin Hemmungen habe, überhaupt Kontakte zu knüpfen. Warum Menschen nicht kommen wollen/können, das sind deren Gründe und vermutlich sogar stimmig – aber weh, so alleingelassen zu werden, tut es doch. Und wenn Carsten traurig ist, dann kann ich nicht mit vernünftigen Gründen kommen!

          1. mona lisa sagt:

            Nein, das kannst und musst du sicher auch nicht. Da ist es not-wendig, ihn in und mit seiner Trauer anzunehmen.
            Es ist aber auch nicht die Rede davon gewesen, dass du ihm mit vernünftigen Gründen kommen sollst ;)

  3. Trude sagt:

    Kenn ich Wieviele sagten nach dem Tod meines Mannes „Meld dich, wenn du Hilfe oder einfach nur jemanden zum Reden brauchst.“ Das ging sogar bis: „Ich spring sofort ins Auto und komme rüber.“

    Ob sie es alle ernst gemeint haben kann ich nicht sagen. Aber Zeit hat ggf. Kaum jemand gehabt. Oder auch keine Ahnung von dem Wobei ich wirklich Hilfe gebraucht hätte

    1. piri sagt:

      Es ist oft Selbstschutz derjenigen, die sagen, dass sie kommen – es aber nicht können, aus den verschiedensten Gründen heraus. Oft sind sie tatsächlich hilflos oder sogar überfordert! Böse bin ich niemanden deswegen, nur oft traurig ob der Situation.

      1. Trude sagt:

        Böse bin ich auch keinem. Ich habe immer einen Plan B = z.B. Budget für Handwerker kalkuliert

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