Margit schreibt in einem Kommentar: […] Wäre heilsam, ist aber sicher extrem schwierig, so eine Angststörung aufzudröseln.
Ich bin dabei, bin seit Jahren dabei und natürlich weiß ich ein ganz klein bisschen woher meine diffusen Ängste kommen. Manche liegen sehr weit in der Vergangenheit und manche genau fünf Jahre zurück. Damals hatte ich anfangs nur eine doppelseitige Lungenentzündung, die sich dramatisch entwickelte. Diese Todesangst, diese Angst vor Ungewissheit, die Angst um meine Junioren und das Alleinsein. Die Dramatik, die sich entwickelt hat, das mit dem Multiplen Organversagen, hat mich umgehauen – viel mehr oder besser, anders als der Tod meines Mannes, weil nämlich mein eigener Tod im Raum stand.
Ich bin dabei meine Ängste aufzuarbeiten. Doch leider kann ich sie viel zu oft nicht benennen. Therapeutische Unterstützung ist Mangelware – ich habe zwar im Moment jemanden, mit dem ich reden kann, leider nur sehr sporadisch, aber immerhin alle vier Wochen. Geeignete Therapeuten gibt es viel zu wenige und es werden immer mehr Menschen mit psychischen Problemen. Außerdem wird Menschen mit psychischen Problemen (Seelenkrankheiten) vielerorts das Kranksein abgesprochen.
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Das Wochenende beginnt bald. Heute mit einem Besuch im Altenheim, morgen wohl ein fauler Tag (mit meinem schlechten Gewissen, nichts auf die Beine gestellt zu haben. Doch ohne Unterstützung geht eben nichts.) Am Sonntag gehen wir für eine Stunde bowlen…
Heidi-Trollspecht sagt:
Wenn der eigene Tod im Raum steht … kann man so eine Angst überhaupt aufdröseln? Oder ist aufdröseln bereits das Wahrnehmen von dem neu erwachten Lebensgefühl? Der Tod ist weg … zumindest mal eine Zeit. Aufschnaufen, Durchschnaufen und den Moment genießen. Ich glaub ich schreibe gerade einen Schmarrn.
Liebe Grüße für dich Piri
Heidi
piri sagt:
Danke Heidi, du schreibst keinen Schmarrn. Du hast einen Kommentar geschrieben, für mich einen guten. Denn ein Kommentar sagt mir, dass die Leserinnen – in diesem Fall du – sich Gedanken gemacht haben beim lesen. Als ich so schwer krank war, kamen die Ängste und sie sind nicht mehr verschwunden. Aufdröseln ist vielleicht das falsche Wort. Aber ich muss es begreifen, warum mich das so beschäftigt!
C Stern sagt:
Ich stimme Dir bei, es bräuchte viel mehr Therapiemöglichkeiten – und vor allem auch leistbare! So viele Menschen, die unter Ängsten leiden, so sehr, dass sie sich vielfach auch aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen.
Wie schwer es ist, den Ängsten etwas Mächtiges entgegenzusetzen, das kann ich selbst sehr gut nachempfinden. Dennoch, jeder kleine Schritt aus diesem Dunkel heraus ist ein Schritt in ein besseres Leben.
Psychische Erkrankungen sind (meist) nicht ersichtlich und deshalb werden sie noch völlig anders bewertet als körperliche Erkrankungen. Wobei das eine immer öfter mit dem anderen einhergeht.
Ich schicke Dir liebe Grüße mit meinen besten Wünschen für ein gut verbrachtes Wochenende!
C Stern
piri sagt:
Ich will den Ängsten nichts Mächtiges entgegensetzen. Sie haben ihre Berechtigung, ich möchte sie verstehen!
C Stern sagt:
Ich will meine Ängste natürlich auch verstehen und dennoch ihnen auch ihre Schärfe nehmen. Ich glaube, wenn ich sie orten kann, ihren Ursprung kenne, dann kann ich freier sein. So fühlt es sich für mich an.
Liebe Grüße!
piri sagt:
Was habe ich anderes geschrieben?
Tut mir leid, ich bin grad ein bisschen pissig, weil ich mich nicht verstanden fühle.
M. - K. sagt:
Ich kenne Ängste.
Und ich weiß, dass Therapeuten, insbesondere Traumatherapeuten, viel zu wenig vorhanden sind, viel zu wenig Plätze anbieten können.
Alle vier Wochen ein Gespräch – das ist besser, als nichts, aber eigentlich ist es auch so verdammt wenig!
Ich maße mir nicht an, Deine Ängste zu verstehen, liebe Petra, aber ein so einschneidendes Ergebnis, welches gezeigt hat, wie schmal die Grenze zwischen leben und nicht-leben verläuft, das ist schon etwas, was man im besten Fall mit Unterstützung verarbeiten kann.
Dazu kommt aber auch Deine persönliche familiäre Situation. Du trägst immense Verantwortung und wenn Du ausfällst, dann ist es nicht einfach „sehr doof“, sondern gleicht einer Katastrophe.
Wie sollte man angesichts dieser Bausteine, die wir nun durch Deinen Blog kennen dürfen, nicht schon in Existenzängste geraten.
Dazu kommen dann sicher ganz viele Facetten von Dir, Deinen Erfahrungen und so weiter, die auch mitmischen und das alles zusammen kann enorme Ängste generieren – soweit alleine das von außen verstehen.
Ich wünsche Dir, dass die Erleichterung über den kardiologischen Befund etwas hilft und dass Du weiterhin und vielleicht noch mehr, Begleitung bekommen kannst!
Ich mag auch noch etwas zum unteren Teil Deines Themas schreiben.
Ich finde es toll, dass Ihr am Sonntag bowlen geht.
Ich habe das schon sehr lange nicht mehr gemacht und wüsste jetzt nicht, wie ich es bewerkstelligt bekäme, hätte aber Lust darauf. Vielleicht eine Anregung.
Ich habe mich also zuerst für Euch gefreut und fast zeitgleich habe ich gedacht, „puh, für eine Stunde, da hat Petra vorher und nachher unglaublich viel zu tun, damit diese Stunde Aussenzeit möglich wird“.
Vielleicht ist das ein Stück der Anerkennung, die Du Dir wünschst, ich schreibe einfach das auf, was ich sofort gedacht habe.
Und wünsche Euch morgen einen schönen „faulen“ Tag, mit Entspannung für alle und am Sonntag viel Spaß!
Liebe Grüße!
piri sagt:
Danke
Margrit sagt:
Danke, piri, das war schon eine sehr besondere Reaktion auf einen kleinen Kommentar.
Anne Seltmann sagt:
Guten Morgen piri!
Man möchte sofort losstürzen…ne, nicht man…ich möchte sofort losstürzen um dich sofort in den Arm zu nehmen. Ohne Worte, einfach dich nur für den Moment halten und dir eine Schulter bieten. Die brauchst du am Dringendsten! Aber du bist zu weit weg
Zu deinen Ängsten: Denke daran, dass es normal ist, Ängste zu haben, und dass der Weg zu ihrer Bewältigung Zeit und Geduld erfordert. Und…Ängste haben eine wichtige Funktion im menschlichen Leben, da sie als Schutzmechanismus dienen. Nicht alles kann man aufdröseln, vielleicht ist das ja auch gar nicht gut. (ich bin da ja kein Experte) Aber du musst diese irgendwie bewältigen und ihr nicht zu viel Macht über das eigene Leben zu geben.
Puh…vielleicht war das grad doof geschrieben, aber ich hab das Herz auf der Zunge
Ein ganz lieben Gruß an dich und die Junioren
Anne
piri sagt:
…und jetzt weine ich – ein bisschen sind es auch Freudentränen, denn dein Kommentar, liebe Anne, trifft mich tief im Herzen. Dankeschön
Anne Seltmann sagt:
Amélie sagt:
Moin liebe piri,
Ja, ich kann nachvollziehen, was in Dir vorgeht. Hops gegangen bin ich schon mal, bin eine NTE. Ängste aufdröseln klingt gut. Wie ein verworrenes Knäuel im Kopf, bei dem Du mit Verstand und Willen etwas ordnest und ordentlich aufwickelst. Meine Ängste kennen viele Arbeitsbilder. Ich sehe immer einen Mechanismus und der blockiert manchmal, nein, eher oft. Dieses: jetzt reiss dich doch mal am Riemen! hörte auch ich sehr oft und jedes Mal tut das Weh, ist das wie ein Hieb des Unverständnisses oder der Selbstgerechtigkeit anderer. Am allerschlimmsten sind die, die es „nur gut mit mir meinen“. Dieser Satz schimmert kotzgrün in mir.
Dann bist Du eben mal kratzbürstig. Zu Recht. Eine Angststörung kann das Leben so einschränken! Du gibst nicht auf, mach ich auch nicht. Für die nicht, die mich lieben. Aber das fällt manchmal sehr schwer.
Alles Gute wünscht dir (trotzdem)
Amélie
piri sagt:
Was ist eine NTE? Ach bitte erklärt doch eure Abkürzungen!