Rummelplätze waren mir schon als Kind viel zu voll, unübersichtlich und laut. Meine dicke Schulfreundin konnte das nicht verstehen, war es doch ihr Lebenselixier, wenn die Schausteller in der Stadt waren. Sie war Feuer und Flamme und jeden Tag auf dem Platz. Zu der Zeit sahen wir uns noch seltener. Zu der Zeit war ich noch weiter im Wald. Meine Freundin erzählte von Zuckerwatte, kandierten Äpfeln und gruseligen Geisterbahnfahrten. Sie blühte auf, wenn sie vom Nervenkitzel auf der Achterbahn sprach. Ich brauchte das alles nicht, ich hatte schon Muffensausen genug, wenn ich den Schienenwagen zuschaute, wie sie langsam hochgezogen und dann durch die Bahn geschossen wurden. Einmal habe ich das gemacht, einmal und nie wieder.
Und doch fahre ich jeden Tag Achterbahn. Emotionale Achterbahn. Wenn der Kerle mal wieder nicht isst und spuckt und das Töchting zusammenzuckt wenn er auch nur ein bisschen anders hustet. Wenn wir Plätzchen backen oder ins Theater gehen. Wenn Madame mit nasser Hose im Café sitzt und wir gerade Kakao bestellt haben. Heute wollen wir ins Marionettentheater, eine zupackende Helferin begleitet uns, aber ich weiß noch nicht, ob der Kerle das durchhält. Er hängt in den Seilen …
Georg Rode sagt:
Dass du anders bist, als andere Menschen weißt du ja. Ich sage aber lieber, dass du jemand Besonderes bist! Deine Achterbahnfreundin würde im Leben nicht das schaffen, was du täglich leistet und schon gar nicht das Niveau deiner Gedanken.
piri sagt:
Jeder Mensch ist besonders und einzigartig. Das, was ich mache ist genau das, was ich machen muss – nenn es Bestimmung oder auch Schicksal. Es ist, wie es ist – manchmal gut, manchmal weniger.
Gerel sagt:
Ja, Piri, so ist das wohl……..1
Seid herzlich gegrüßt von Gerel
piri sagt:
Tut mir leid, ich verstehe oft den Bezug deiner Kommentare nicht!
karfunkelfee sagt:
Kirmes macht mir auch Angst- laut, Gedränge, zu viele Gerüche. Das verwirrt mich. Achterbahn fuhr ich zwar, meiner Kinder zuliebe- doch ich sang ein Hallelujah wenn wir heile wieder im Hafen landeten. Doch die innere Achterbahn kenne ich ebenso – sie begleitet mich jeden meiner Tage, inklusive Loopings.
Diese Seelenbeben, die mir den Boden unter den Füßen schon oft genug wegzogen.
Zuletzt als ich meine sterbenskranke Mam zum Schluss auch Palliativ begleitete und pflegte.
Dieses innere Schwanken, die Übelkeit nebenbei und dann die Verantwortung für einen hilflosen Menschen stemmen. Mir fiel jetzt nur dies zu erzählen ein…es soll aber kein Vergleich sein, bitte.
Hab das zur Pflegereform von Dir gelesen, bin dem Link gefolgt.
Liebe Grüße von Amélie ✊
piri sagt:
Alles gut, dein Vergleich war doch gut. Richtig gut sogar. Er zeigt mir auf, dass ich nicht alleine bin.