Behinderung, Familie, Junioren

Was für eine Nacht

Wie viele Stunden ich geschlafen habe, kann ich nicht sagen. Sehr oft war ich wach. Das Kopfkissen war zu flach. Das Kopfkissen war zu hoch. Das Kopfkissen zu fest und meine rechte Körperhälfte hat gekribbelt und wehgetan. Besonders die Schulter – Arthrose! Verschleiß! Rechts konnte ich nicht liegen und links war es eine Tortur. Mit einer zusätzlichen alten Wolldecke, die schwer auf mir lag, konnte ich zur Ruhe kommen. Vielen Autisten geht das so, dass sie etwas Schweres brauchen. Es gibt sogar Gewichtsschlafdecken zu kaufen, mir reicht es oft, den Druck auf die Unterschenkel und Füße zu erhöhen. Heute Nacht brauchte ich ihn überall. 

… und dann habe ich geträumt. Vom Alkohol. Vom heimlichen Trinken. Von Doppelkorn und davon, dass eine bekannte Frau – ich konnte sie nicht erkennen, aber ich war es nicht – meine Kinder im Rausch versorgt hat. Ich konnte nur zugucken. Ich war ja unter der schweren Decke! Es war bedrohlich. Angstbeladen. Mehrmals bin ich aufgestanden in der Nacht, habe nach dem Kerle und dem Töchting geguckt. Schlafen – sie haben geschlafen! Wie Carsten allerdings in dem Gestank schlafen kann, verstehe ich nicht. Seine Ausscheidungen sind die eines erwachsenen Mannes! 

Im eigenen Bett kam der Traum wieder und ein alter Bekannter. Der, vom fallen, in ein tiefes schwarzes Nichts. Jetzt habe ich das Gefühl, ich falle immer noch und nicht nur meine rechte Körperhälfte schmerzt. Alle Gelenke sind dick, tun weh und ich verfluche meine Schmerzmittelallergie.

Heute Mittag bringt uns eine befreundete Mutter Essen vorbei. Ich bin so dankbar – alles wird gut! Aber erst einmal dürfen die Junioren baden …

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨ Hier gibt es die Möglichkeit etwas in den, wenn auch nur virtuellen Hut zu werfen. Herzlichen Dank!

10 Gedanken zu „Was für eine Nacht“

  1. Ursula sagt:

    Ach Petra. das klingt gar nicht gut …..
    Alles Liebe!!!

    1. piri ulbrich sagt:

      Ich kann damit umgehen, du kennst mich doch!

  2. christahartwig sagt:

    Eine Allergie gegen ALLE Schmerzmittel? Das kann und möchte ich mir nicht vorstellen. – Unter einer schweren Decke würde ich auch Alpträume bekommen. Oder nein, ich würde vom Druckschmerz aufwachen. Oft kann ich nicht mal die Beine aufeinander legen, ohne dass es mir wehtut. Ich fürchte mich also eher davor, irgendwann gar keine Zudecke mehr zu ertragen und nachts volles Rohr heizen zu müssen. – Aber ich schätze mal, Autisten sind wir beide nicht.

    1. piri ulbrich sagt:

      Es gibt Opiate, die ich als Schmerzmittel vertrage. Aber die machen abhängig und so versuche ich möglichst ohne auszukommen. Und, auch wenn es nicht so scheint – ich habe eine autistische Diagnose, kann dies aber gut kompensieren. Doch das strengt mich sehr an. Im realen Leben merkt man das auch viel mehr, als hier im Blog.

      1. christahartwig sagt:

        Auch wenn wir alle durch “Rainman” etwas gelernt haben mögen, aber wirklich verstanden, was Autismus für die Betroffenen bedeutet, habe ich trotzdem nicht. Bei Dir jedenfalls wäre ich nicht darauf gekommen. – Ich wünsche Dir einen wirklich guten Schmerztherapeuten – auch für die Junioren.

        1. piri ulbrich sagt:

          Ach Rain Man ist doch auch nur einer von vielen. Autismus hat unglaublich viele Facetten.

  3. freiedenkerin sagt:

    Solch unruhige und fast schlaflose Nächte kenne ich leider auch sehr gut… Und ich behelfe mir ebenfalls mit einer alten und sehr schweren Wolldecke… Und diese wirren Träume…
    Ich fühle mit dir.

    1. piri ulbrich sagt:

      Auch Wiebke mag es, wenn die Decke ein bisschen schwerer ist. Heißt ja nicht unbedingt, dass sie wärmer sein muss. 😉

  4. Grinsekatz sagt:

    Gedanken an Flucht – wer hätte die nicht manchmal, an deiner Stelle?
    Hoffentlich war dein Tag heute besser.

    L.G., Reiner

    1. piri ulbrich sagt:

      Keine Fluchtträume, Fallträume! Ist das mit Flucht gleichzusetzen? Ich sehe es so, dass ich in ein Ungewisses falle.

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