Stress

Die Maler sind da, streichen die Hausfassade und machen ganz einfach ihre Arbeit. 
Ich bin innerlich am Beben. Mich stresst allein die Anwesenheit. Ich kann mich in meinem eigenen Umfeld nicht frei bewegen, ich fühle mich beobachtet – nein, das tun sie nicht. Dazu haben sie gar keine Zeit, sie schaffen (wie man im Schwabenland so sagt). Mir macht ihr Dasein körperliche Symptome. Ich werde unruhig, bekomme hohen Puls, knibbele an meiner Nagelhaut herum und schramme haarscharf an einer Panikattacke vorbei. Allein weil andere fremde Menschen mir vermeintlich zu nahe kommen.

Ein typisches (ist es das?) autistisches Problem. Ein wahrliches Schietproblem. Ich kann’s benennen und nicht abstellen. Ich bin in Habachtstellung, bis sie wieder weg sind, kann/werde ich mich in meinen eigenen vier Wänden nicht ungezwungen verhalten. Ojemine, wie ich das manchmal hasse. Rein kognitiv weiß ich, dass keine Gefahr lauert. Emotional stehe ich hochgradig unter Strom!

Kategorien: Behinderung, Gedanken, Kuddelmuddel

13 Kommentare

  1. Mir kommt das sehr bekannt vor, wenn auch nicht in der Stärke. Was hilft? Ich bin nicht die, die Rat schlägt. Nur: volles Nachvollziehen. Und vielleicht- malen?

    • Danke für‘s annähernde Nachvollziehen. Ich kann in solchen Situationen gar nichts machen, bin starr, wie gelähmt, blockiert und im Kopf übervoll.

  2. Ich fühle mit dir. Kann mir vorstellen, wie du dich fühlst wenn Handwerker im Haus sind.
    Mir geht es zumindest so. Ich freue mich wenn sie kommen und freue mich noch mehr wenn sie fertig sind und gehen können. Alles wie gewünscht aussieht.
    Aber ich kann mir auch fast nichts vornehmen, wenn Handwerker bei uns sind.
    Das wollte ich dir mit‍ dem Emoticon sagen.
    Liebe Grüße Maria

    • Danke Maria, für‘s mitfühlen. Mir sind die Menschen – auch wenn sie so nett, wie diese Maler sind – einfach nur zu viel.

  3. Diese Zeilen habe ich einem Freund als WhatsApp geschrieben:
    Die Maler, mein Husten und eine Mail vom Landratsamt – alles in allem viel zu viel Stress für mich. Die Junioren sind dagegen das allerallerkleinste Problem. Scheiß Kuddelmuddelgedankenchaos. Ich möchte eine andere Normalität als die, die ich habe. Eine normale Normalität.

  4. Es ist auch nicht so leicht zu verstehen. Danke für deine Zeilen.

  5. Ich kann es nachempfinden, bei mir ist es ähnlich, nur sicherlich nicht so ausgeprägt.
    Ich habe mich schon einmal geirrt, als du deine Probleme beschrieben hast, was das Maskieren angeht.
    Inzwischen habe ich das schon mehrfach gehört und weiß, dass es mit unserem „Anpassen“ an eine Situation, Menschen oder Umstände nichts zu tun hat.

    • Vermutlich ist das so, dass es Menschen, die nicht im Autismus-Spektrum sind nur ansatzweise nachvollziehen können. Es gibt bestimmt ähnliche Reaktionen, bei mir (ich kann nur von mir sprechen) sind sie körperlich spürbar. Und es hat nichts mit ‚sich zusammenreißen‘ zu tun.

      • Ich glaube, am schwersten fällt es uns vorzustellen, dass man tatsächlich leidet.
        Die meisten reagieren, komm reiss dich zusammen, das tun wir auch. Das trifft es nur überhaupt nicht, wie du ja jetzt auch bestätigst.

  6. Schön, wenn die Fassade wieder schier ist.
    Ich kenne es von mir, was Du beschreibst.
    Ich kann mich nicht entspannen, nicht frei bewegen, bin körperlich „hochgefahren“ und kann das – im besten Fall – erst langsam wieder runter bringen, wenn die Situation (die Menschen) weg sind. Das klappt aber nicht „sofort“, sondern entlädt sich in einer großen Erschöpfung.
    Ich habe von mir erzählt.
    Zusätzlicher Stress oder körperliche Beschwerden machen das Ganze nicht leichter, klar.
    Sonnenscheingrüsse mit Kerzenschein!

    • Wenn‘s denn soweit wäre, dass das Haus wieder schön ist, dann sind die fremden Menschen zumindest auch weg. Der andere Stress, du wirst es nachvollziehen können, ist nicht groß genug.

  7. Kann ich nachvollziehen: wenn Handwerker in meiner Wohnwabe etwas richten (müssen), empfinde und erlebe ich das als ein Eindringen in meine privateste Schutzzone. Puls jagt, ich kann nicht mehr richtig denken, weiß nicht wohin mit mir, es kribbelt mich überall, als stünde ich unter Starkstrom und die Erleichterung, wenn sie endlich wieder weg sind, ist unbeschreiblich.
    Schlimmer ist nur Arztbesuch, insbesondere Zahnarzt.
    Liebe Grüße
    Amélie

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