Behinderung, Gedicht

morgens

Schwebend im Bett
der Tag ruft die Schwerhörenden
viel zu früh
selbst aufstehen fällt
schon nicht leicht
für andere sich sorgen
diese anziehen
ihnen Nahrung geben
– geistige und ganz reale –
aufs Klo setzen
sich selbst und die anderen
nebenbei Betten waschen
Kaffee machen
Kakao
Müsli, das nicht gegessen wird
Pumuckl zum hunderttausendsten
Autorenngeräusche
Koffer packen für‘s schwimmen
Hab ich auch an die Ersatzhosen gedacht?
Kaffee ist kalt
kalter Kaffee macht schön
wie viel kalten Kaffee habe ich schon getrunken?
Will ich davon noch schöner werden?
Die Beine zurück aus den Wolken holen
fest stehen
auf dem Boden der Tatsachen
einzementiert sein
im Gefüge
der Unabdingbarkeiten

© piri ulbrich

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Wieder und immer wieder kommt bei mir der Gedanke auf, dass dies Blog nicht die richtige Plattform für einen mir so wichtigen Austausch ist. Es ist zu komplex, zu viel oder zu wenig Öffentlichkeit. Zu viel gebe ich preis, zu wenig zum verstehen. Verstanden werden, ist eine Sache; sich verstanden fühlen, die andere.
Danke für‘s lesen.

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨

10 Gedanken zu „morgens“

  1. M. - K. sagt:

    Ich habe Dich gern gelesen und wahrgenommen.
    Viel Spaß im Schwimmbad!

    1. piri sagt:

      Danke – wenigstens eine! Mir scheint, das ist das Los der Pflegenden Angehörigen; sie werden sukzessive übersehen.

  2. o)~mm sagt:

    Deine Zeilen klingen nach getaktet sein und fremdbestimmt, was auf Dauer frustriert. Auszeiten für beide Seiten wären hier gut.
    Ich weiß, dass es nicht einfach so machbar ist und kann auch gut nachvollziehen, wenn du im Blog nicht das findest, was dich weiterbringt. Es sind nur vorbeilesende Menschen, die nicht in die Tiefe gehen, vermute ich. In einem speziellen Forum ist es vielleicht anders.
    Die Frage wäre für mich, ob du eher einen ganz anderen Austausch für dich mögen würdest, der nicht auf dem Hintergrund der pflegenden Angehörigen, Autistin, Mutter zweier Kinder mit Behinderung etc. sondern ganz andere, dich erfreuende, aufbauende Themen? Ich weiß es nicht, stelle mir diese Fragen nach dem Gedankenanstoß durch deine Worte…

    Liebe Grüße,
    Syntaxia

    1. piri sagt:

      Hallo Syntaxia! Danke, dass du dir Gedanken machst – ich finde das sehr nett von dir. Auszeiten für mich zu finden ist schwierig; die Junioren haben genügend. Es ist die Krux der pflegenden Angehörigen, dass sie Zeit haben wenn andere Menschen mit ähnlichen Interessen diese nicht haben. Abends kann ich nicht weg, weil ich die Junioren nicht alleinlassen kann. Darf ich fragen woher du weißt, dass das nicht einfach ist?

      Zum Forum: es gibt keins, jedenfalls keins, das meine/unsere Thematik zum Austausch hat.

      Zu deiner indirekten Frage; Ich bin das alles und nicht nur ein Teil. Ich mag mich nicht zerteilen oder nur ein Bruchteil zeigen. Meine Gedichte handeln eher selten von Behinderung und werden kaum wahrgenommen. Das ist mein Hauptaugenmerk – ich möchte, dass meine Gedichte (an)erkannt werden. Das geht aber auch nur mit dem Hintergrund meiner Geschichte. Über Blümchen und Kätzchen mag ich nicht schreiben…

      Danke Syntaxia, für deinen sehr aufschlussreichen Kommentar. Danke für deinen Mut, denn ich weiß dass ich viele Menschen durch meine schroffe Art leider immer wieder vor den Kopf stoße.

      P.S.: ich bin ein Ganzes und als das möchte ich wahrgenommen werden. Vielleicht bleibe ich in nächster Zeit nur bei Gedichten und schreibe Tagebuch nur als PRIVAT. Herzlichst, piri

    2. piri sagt:

      Noch ein Nachtrag: Ich möchte auch gerne die Problematik der pflegenden Angehörigen, die so überhaupt keine Lobby haben, öffentlich machen. Denn ich bin hier zwar ein Einzelschicksal, aber auf gar keinen Fall generell ein Einzelfall. Wir sind in Deutschland viele, die auf sich alleingestellt sind und oftmals in Stich gelassen werden!

      1. o)~mm sagt:

        Liebe Piri,
        ich dachte es gäbe Foren, weil es eigentlich für so viele Themen Selbsthilfegruppen und Foren gibt. Aber ich kenne mich auch nicht aus. Bin selbst gar kein Gruppenmensch.
        Ich habe 14 Jahre als Logopädin gearbeitet und mein Schwerpunkt lag auf neurologische Erkrankungen und Menschen mit Behinderung. Erst habe ich im Therapiezentrum in Baiersbronn gearbeitet und viele Schicksale kennengelernt. Dann hatte ich eine eigene Praxis und habe auch Hausbesuche gemacht…

        Vielleicht ist es doch ganz gut, wenn du deine Themen hier öffentlich machst, deine Gedichte transportieren einen Inhalt, den du dadurch gut mit dem privaten Hintergrund belegen kannst.
        Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Bloggerinnen, die viele Follower haben und sehr viele Kommentare erhalten, selbst überall dabei sind. Es muss sehr anstrengend und zeitintensiv sein, wenn man immer überall kommentiert, damit der Kontakt bleibt. Bei Facebook mag das anders sein – kenne ich nur vom „Hörensagen“..

        Liebe Grüße in den Sonntag,
        Syntaxia

        1. piri sagt:

          Foren sind oftmals sehr speziell und Facebook habe ich nicht, will ich auch nicht. Ich danke dir ganz herzlichst für dein Gedankenmachen.

  3. momfilou.wordpress.com sagt:

    Du meisterst aber doch diese „Bühne Blog“ gut!!! Deine Gedichte lese ich sehr gerne.

    1. piri sagt:

      Danke für‘s gerne lesen.

    2. piri sagt:

      Jetzt muss ich noch mal auf die „Bühne“ antworten. Ich sehe mein Blog nicht als Bühne, das wäre entschieden zu kurz gegriffen und viel zu populistisch. Mag sein, dass ich mich zu sehr am Wort aufhänge – aber ich spiele nichts vor!

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