Alltag, Behinderung

Miniabriss | mit Fortsetzung

Wiebke will im Bett frühstücken. Es ist Sonntagmorgen und somit ist das okay für mich. Sie bekommt ihren Kakao und ein paar Kekse, denn eigentlich ist das Töchting ein Frühstücksmuffel.
Carsten will nicht, aber muss. Wenn man ihn fragt, will er immer nicht. Geschickt ist es, ihm die Astronautenkost im Bett hinzuhalten, damit er nur trinken muss. So haben wir das heute – gerade eben – auch gemacht. Ihr müsst euch das so vorstellen, dass ich neben dem Bett knie, das ca. 15 cm hoch ist* – vom Boden aus. Quasi hocke ich gekrümmt auf dem Teppich und halte ein Fläschchen hochkalorische klebrige Nahrung in der Hand, aus dem der Kerle hastig trinkt. Ich sage noch: „Mach langsam!“, da schießt es auch schon fontänenmäßig aus ihm heraus.

  • zum besseren Verständnis: der Kerle liegt nicht im Bett. Er sitzt in der Hocke aufrecht, denn liegend wäre es eine Quälerei.

Ich schreie
zittere
heule
fange an zu weinen!

Carsten kann nichts dafür. Er ist total bedröppelt. Aus Wiebkes Zimmer höre ich eine ängstliche Stimme. Aber ich kann grad nicht zu ihr. Da höre ich etwas durch die Gegend fliegen. Zum Glück nicht ihr Tablet. Zum Glück nur ein paar Schlümpfe und ihre Uhr.

Der Morgen beginnt mal wieder völlig unentspannt – es kann also nur besser werden!

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Nachtrag: übrigens hat Wiebke eine Stunde später ihren Kakao noch immer nicht ausgetrunken. Ich rede ihr jeden Schluck in den Mund. —> Fortsetzung

Veröffentlicht von piri

In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ☀️ ❤️ Viel lieber als Likes, sind mir Kommentare herzlich willkommen.

3 Gedanken zu „Miniabriss | mit Fortsetzung“

  1. mijonisreise sagt:

    Alles gut … Richtig geschrieben.
    Sag deiner Begleitung von heute bitte, das es nicht okay ist, das man ihr Vorwürfe macht.
    Das darf nicht sein. Es geht darum, die problematische Situation zu klären, indem man das Verhalten durch Konsequenzen und auch durch Lob verändert.
    Vorwürfe haben da nicht zu suchen.

    Und schön, das ihr noch raus gekommen seit

    1. piri ulbrich sagt:

      Es ist richtig und ich habe ihr gesagt, dass sie sich keine Vorwürfe zu machen braucht. Sie weiß es, aber es wird ihr immer wieder von Amtswegen eingeredet. Ich hoffe, dass ich mit dieser Frau in Verbindung bleibe, denn sie verdient es und ihre Tochter auch, dass man ihnen zur Seite steht!

      1. mijonisreise sagt:

        Warum sollte der Kontakt abbrechen? Du hast ihr sicher Hilfe angeboten und ich denke, sie wird nichts dagegen haben, wenn du dich bei ihr meldest, um zu fragen, wie es ihr geht …

Kommentare sind geschlossen.