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kein politischer Beitrag

Lockdown, Shutdown und so weiter – so langsam steige ich nicht mehr durch! Die Zahlen gehen hoch: 22657 Neuinfektionen. Erschreckend! Unermesslich, ich kann sie mir nicht vorstellen – es sind Menschen, die sich angesteckt haben! Hinter jeder Zahl steht ein Schicksal. Manchmal dramatisch und manchmal sehr glimpflich, aber immer ist es eine neue schreckliche Krankheit, die uns vermutlich ab jetzt immer begleiten wird. Es wird Zeit, dass es langsam normal wird, dass wir alle damit normal umgehen und dass Menschen nicht von Menschen getrennt werden, denn das ist ebenso schrecklich, wie die eigentliche Pandemie!

Seit meiner Kindheit wache ich morgens mit Bauchschmerzen auf – mal mehr, mal weniger schlimm. Ich kenne es eigentlich nicht anders, als mit Magenbrummeln. Es ist ein Gefühl wie, wenn man seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Etwas nicht gemacht zu haben, das Empfinden habe ich heute noch. Unzulänglich zu sein, nichts richtig gemacht zu haben oder wenigstens nicht vollständig! Es ist nichts somatisches, es ist reine Psyche! Aber genau das macht mir neuerliches Bauchweh. Schon vor dem Aufstehen gehe ich den Tag durch und denke, dass ich es kaum schaffen kann – ich schaffe es dann doch und eigentlich weiß ich das ja auch. Nur sitzt mein Vater am Bett und sagt mir ins Ohr: „Du musst besser sein, als alle anderen!“ Meine Mutter sitzt auf dem Stuhl und flüstert: „Du kannst das sowieso nicht!“ Ja – und dann macht mal!

Jeden Tag versuche ich es – immer noch – meinen Eltern zu beweisen. Jeden Morgen sage ich mir, dass das nicht nötig ist, weil ich längst erwachsen bin! Wenn überhaupt, dann beweise ich es mir selbst! Auf, los, hopp – ran an den Tag!

Veröffentlicht von piri

In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ☀️ ❤️ Viel lieber als Likes, sind mir Kommentare herzlich willkommen.

11 Gedanken zu „kein politischer Beitrag“

  1. Alice sagt:

    Jau, genau so geht es mir auch, inklusive alter Stimmen. Und dann mach mal! Geht solange gut, bis es eben nicht mehr geht.
    Lieben Gruß
    Alice

    1. piri ulbrich sagt:

      Was haben unsere Eltern da verbockt, dass es noch immer begleitet?

  2. wildgans sagt:

    Du schaffst es. Sogar, als deine Mutter in real manchmal in deiner Stube saß, hast du es geschafft. Aber ich kenn diese Stimmen. Unverschämt ist das. Harte Maßnahmen der Vertreibung sind zu ergreifen, es dauert Jahre- oder man findet diesen Aus-Schalter, dann einfach nur kippen!

    1. piri ulbrich sagt:

      Natürlich schaffe ich das – aber mit welchem Aufwand? Meine Eltern sind tot und dennoch finde ich diesen Schalter nicht. Blind renne ich dran vorbei und strample weiter …

  3. dergl sagt:

    Ich weiß was du meinst und wie du es meinst. Aber das hier „Es wird Zeit, dass es langsam normal wird, dass wir alle damit normal umgehen und dass Menschen nicht von Menschen getrennt werden, denn das ist ebenso schrecklich, wie die eigentliche Pandemie!“ kann man sehr falsch verstehen.

    Warum? Das ist eine Formulierung wie sie die sogenannten Krisenfamilien (die Öffnungen um jeden Preis fordern) und noch extremere Kreise, bishin zu jenen, die in München, Kassel und Co. auf den Straßen sind benutzen, um das Ende aller Eindämmungsmaßnahmen zu fordern und Durchseuchung zu fordern. Ich vermute nicht, dass du das auch willst. Diese Leute sind gewollt oft haarscharf zweideutig, was man nicht immer sofort erkennt. Ich habe ständig deren Pamphete im Briefkasten. Auch dass es wieder normal werden müsse ist eine Formulierung wie von Streeck, der sehr oft falsch gelegen hat, Laschet, Gebauer und Co., die damit dafür werben mehr LongCovid-Fälle oder Tote zu akzeptieren, damit wild geöffnet werden kann.

    Generell kann ich das, was du aussagen willst nachvollziehen und ich verstehe, woher das bei dir/euch kommt, sehe es aber teilweise anders.

    Du bist darauf angewiesen, dass man euch nicht per se von anderen Menschen trennt – check! Ja. Weil bei euch eben viele andere Möglichkeiten Nähe oder Kommunikation herzustellen eine Barriere erschaffen, die ihr durch eure Behinderung nicht abbauen könnt. Für euren Fall ist das richtig. Aber das gilt nicht für alle Menschen. Es gibt sehr viele, die sich einfach nur in gewissen Graden umstellen müssen und sehr viele für die die digitale Kommunikation (als Beispiel die) auch gerade Nähe, Dabeisein und Inklusion erst möglich macht, so dass für sie dort erst der Ort entsteht, an dem Menschen nicht von Menschen getrennt sinds. Es könnte sich um eine Altersfrage handeln, das weiß ich nicht.

    Wie gut kenne ich das „Du musst besser sein als alle anderen“ – „Dieses oder jenes kannst du eh nicht“-Gezerre. Bei uns gab es noch (durch meine Oma) „Du BIST besser und fähiger als alle anderen“ (ich hätte die Firma wieder aufbauen sollen) im Gezerre mit „Darfst du aber nicht sein“ Doppelbindungskommunikation halt.

    1. piri ulbrich sagt:

      Wer mich in die Querdenkerszene steckt, dem ist nicht zu helfen. Davon bin ich sehr weit weg.

      1. dergl sagt:

        ICH weiß das und ich vermute einfach mal, dass diejenigen, die hier regelmäßig lesen das auch wissen. Also hier so generell alle. Kein Problem (vermutlich). Das heißt aber nicht, dass es auch alle anderen wissen. Wenn zum Beispiel wer zufällig kommt oder neu ist. Und es ist ja leider auch so, dass sich mittlerweile viele Leute, denen man das nicht zugetraut hätte in der Richtung bewegen, auch in „Bloggersdorf“. Es kann also irgendwer missverstehen, damit musst du leben. Und die Ecke mit diesen Aussagen ist nicht per se Querdenkerszene, den Denkfehler darf man nicht machen. Das reden auch Leute, die sich längst nicht da sehen, sondern völlig demokratisch, Mitte der Gesellschaft. Gibt’s an ziemlich vielen Schulen etc. mittlerweile (deshalb bekomme ich davon auch so viel mit, wenn sie nicht gerade Ansteckungsparties feiernd durch die Stadt latschen).

        Davon ab, dass diese Szene sich auch gerne ungefragt fremde Aussagen, die in ihr Konzept passen gegen den Willen der Aussagenden aneignet. Da kann man sich zehnmal distanzieren, es nützt nichts. Ein perfides Grüppchen ist das. Ich hoffe, du bleibst verschont.

  4. freiedenkerin sagt:

    Dieses von vor allem meiner Mutter eingetrichterte Anspruchsdenken, besser sein zu müssen als alle anderen, und dieses „Das schaffst du sowieso nicht“ hat mir auch über Jahrzehnte beständig zugesetzt. Seitdem vor etwa einem halben Jahr meine Mutter gestorben ist, löst sich das langsam aber sicher buchstäblich in Wohlbehagen auf. Das wünsche ich dir auch – von Herzen.

  5. Verwandlerin sagt:

    Ich finde es wirklich krass, wie viele Erwachsene immer noch das Gefühl haben, ihren Eltern was beweisen zu müssen.
    Ich muss gestehen, dass ich schon früh (als Kindergartenkind) gemerkt habe, dass man auf die Meinung der Eltern, aber auch der Gleichaltrigen nicht viel geben kann. Die Bilder, die man von mir hatte, unterschieden sich so gewaltig, dass mir sehr schnell klar wurde, dass alle nicht stimmen können. Ich fand mich in keinem wieder. Ich glaube bis heute, dadurch wurde der Grundstein dafür gelegt, dass ich nicht besonders abhängig von der Meinung anderer bin.

  6. Grinsekatz sagt:

    Es hört auch mit dem Tod der Eltern nicht auf, dazu sind diese Glaubensgrundsätze zu tief in uns verwurzelt. Für mich – ist es ein Akt der Gnade meines Schöpfers, wenn ich Frieden spüren darf. Das sind seltene Momente, aber es gibt sie.

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