Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren, Kuddelmuddel, Musik

erzähl mir nichts

Erzähl mir nichts davon, dass es dir auch nicht besser geht, als all den anderen auch.
Erzähl mir nichts davon, dass deine Haare viel zu schnell wachsen und du sogar graue bekommst.
Erzähl mir lieber, wie du es geschafft hast deine Selbstbehauptung aufzubauen, ohne andere zu verletzten!

Momentan fällt es mir sogar schwer, mich gegenüber meinen behinderten Junioren zu behaupten, so erschöpft bin ich. Nicht unbedingt körperlich – eher emotional und psychisch. Jeden Schiet muss ich abfangen, in jeder Hinsicht. Es fängt an, wenn ich den Kerle und das Töchting morgens wasche und dabei diskutieren muss, weil sie ja in der Nacht nicht dreckig werden konnten, weil sie  doch ’nur‘ geschlafen haben. Klingt lustig – aber jeden Morgen? Oder rasieren? Oder Haare kämmen? Alles wird kommentiert und mit teilweise genölten Lauten untermalt!

Erzähl mir nicht, dass das deine Kinder auch gemacht haben und dass sie im Trotzkopfalter ebenso schwierig waren.
Erzähl mir lieber, wie du damals die Ruhe bewahrt hast – aber erzähl mir nicht, dass das eine Episode war. Bei mir ist es eine über 40 Jahre währende Episode!

Behinderung endet nicht irgendwann und ist kein einmaliger (oder absehbarer) Zwischenfall. Behinderung ist immer und ewig.

 Erzähl mir nicht, dass ich meine Kinder in ein Heim geben könnte, dann wäre meine Arbeitsbelastung nicht mehr da.
Erzähl mir auch nicht, dass du das nicht leisten könntest – was man alles leisten kann, ist mehr, als man sich vorstellen kann!

Ich bin dabei, mir Hilfe zu suchen. Wer mich kennt, weiß das. Gerade jetzt in Coronazeiten ist es noch einmal schwerer und gute Therapeuten wachsen nicht auf Bäumen und gute Zuhörerinnen sind rarer denn je. Freizeiten finden nicht statt. Kurse gibt es keine und dass die Band seit über einem Jahr nicht geprobt hat, das wisst ihr – ich bin (fast) alleinige Alleinunterhalterin!

Kuddelmuddelgedankenchaoskarussellgeschichten
https://youtu.be/7WbKQqHfbQs

Veröffentlicht von piri

In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. | Viel lieber als Likes, sind mir Kommentare herzlich willkommen.

7 Gedanken zu „erzähl mir nichts“

  1. christine+b sagt:

    liebe petra, ich kann nur wieder schreiben, was für eine wunderbare, liebende mutter du bist, dass du das alles schaffst für deine kinder! das ist großartig!
    es ist viel zuviel in diesen schweren zeiten, das du stemmen mußt.
    hoffentlich geht alles bald weser halbwegs seinen normalen gang und du kommst auch wieder mehr zu dir selber.

    1. piri sagt:

      Danke – es wird irgendwann alles besser. Momentan bin ich einfach nur unruhig!

  2. Verwandlerin sagt:

    Ich traue mich nix zu schreiben, denke, du könntest es in den falschen Hals bekommen.

    Liebe Grüße
    Marion

    1. piri sagt:

      Ich habe doch nur einen Hals :)

      1. Verwandlerin sagt:

        Na, dann hoffen wir mal, dass es der richtige ist …

  3. Fundevogelnest sagt:

    Nein ich erzähle nichts, kenne mich aber teilweise wieder, dabei sind es doch erst viel weniger Jahre und die Probleme objektiv betrachtet vermutlich geringer.
    Extrem hilfreich war und ist für mich das Buch „Herausforderndes Verhalten vermeiden“ Bo H. Elven, weil es da weniger um Erziehung als um Stressreduktion geht.
    Liebe Grüße
    Natalie

    1. piri sagt:

      Danke für das Verständnis! Genau das Buch hatte ich tatsächlich schon einmal in der Hand – ich werde es mir besorgen. Ich lese viel und etwas werde ich mitnehmen. Der Kerle ist ein geborener Politiker, er diskutiert ohne Ende und erklärt wortreich warum was wieso genau so sein muss und nicht anders. Das Töchting hat inzwischen von diesem guten Lehrer gelernt und alles wird beredet. Nur manchmal ist der Ton und/oder die Wortwahl ein bisschen grenzwertig. Auf jeden Fall langwierig!

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