Behinderung, Kuddelmuddel

Hallo

Manchmal – nein sehr oft ist das so! – fühle ich mich überfordert! Aber auch das stimmt nicht, denn wenn ich mich besser abgrenzen und auch mal etwas einfordern würde, dann bekäme ich die Hilfe, die ich brauche und würde nicht alles selbst machen.  

Zu einem Großteil bin ich fremdbestimmt und bestimme selber fremd. Daran ist nicht zu rütteln, das liegt an der Behinderung der Junioren und an den Umständen. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Aber meine ständigen Schuldgefühle, eigentlich allen gegenüber, aber am meisten den Junioren geschuldet, lassen mich strampeln und strampeln und immer noch mehr machen.

Ich komme mir vor wie Rudi – unsere neue Handpuppe! Er sitzt auch leicht bedröppelt da, fühlt sich einsam und ausgenutzt. Jetzt hat er seine Schuldigkeit getan und wird einfach hingesetzt und dann sitzt er. Ob er auch Bauchgrummeln hat? Keine Ahnung, ich habe es jedenfalls! Dieses lange Wochenende hat mich geschafft und ich habe es gemeistert. Gut habe ich es gemacht, ich habe die Herrschaften bedient, habe ihnen Essen gemacht, sie unterhalten, durch die Gegend kutschiert, mir Ausflugsziele und Spiele ausgedacht und alle haben es als selbstverständlich hingenommen. Ich bin als erste aufgestanden und habe nebenbei die Pfannen, Töpfe, Teller, Tassen und Besteck in der Küche dahin zurückgeräumt, wo sie hingehören. Mein Bruder hat keinen Handschlag gemacht – ich habe aber auch nicht gefragt, hätte mir das gar nicht erlauben können, denn er hätte nur noch mehr gebruddelt. Ich liebe meinen Bruder und ich weiß um seine Eigenheiten. Ich kenne seine, verquere, Geschichte und seine Behinderung. Mit ADHS und Asperger-Syndrom  hat er es weit gebracht und muss sich in seinem Leben oft genug verbiegen. Als Kinder unsrer Eltern haben wir es alle nicht leicht gehabt. Im Prinzip haben sie ganze Arbeit geleistet und einen Haufen verkorkster Menschen erzogen. Sie hatten es selbst nicht einfach und alles auf die Eltern schieben – das ist zu einfach! Wir sind erwachsen und schon lange keine Kinder mehr…

Meine Geschwister haben dennoch einen Vorteil. Sie brauchen nur für sich selbst sorgen, sich um sich selber Sorgen machen und ihr eigenes Leben gestalten. Ich habe für drei Leben zu sorgen. Damit meine Kinder nicht verhungern, muss ich sie entweder füttern oder ihnen immer und immer wieder sagen, dass sie essen und trinken müssen. Ich ziehe sie an und wieder aus, setze sie aufs Klo, bringe sie ins Bett etc. pp. Alles nicht nur manchmal …

 

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨

4 Gedanken zu „Hallo“

  1. christine+b sagt:

    der rudi hat schon vorteile gegenüber dir, der kann auch sitzen und sich erholen, während du alles managen mußt und nicht zur ruhe kommst.
    schön, dass ihr besuch hattet, hat euch sicher allen gut getan und das wochenende etwas abwechslungsreicher gemacht, wenn es auch für dich wieder mehr arbeit brachte .

  2. Reni+E. sagt:

    Großen Respekt! Passe auf dich auf. Ich drücke dir die Daumen, dass du ganz bald Unterstützung bekommst.
    Liebe Grüße
    Reni

  3. Christa+Hartwig sagt:

    Nur für sich selbst sorgen zu müssen, tut den wenigsten Menschen wirklich gut. – Damit will ich nicht sagen, dass Du froh sein solltest, eine Aufgabe zu haben. Ich bewundere Dich aufrichtig und wünsche Dir viel Kraft und alle Hilfe, die du bekommen kannst. Und wenn Du sie bekommen kannst: NIMM SIE AN! Ich schreibe es fett, weil ich selbst im Annehmen gar nicht gut bin.

    1. piri sagt:

      Hilfe suchen, Hilfe fordern, sie dann annehmen können, wenn sie angeboten wird, das ist ein ganzes Paket. Wenn es denn als solches angeboten wird! Aber wenn’s irgendwo hakt? In meinem Fall gibt es einfach zu wenige Menschen, die kompetent helfen können und Hilfe, die zwar von Herzen kommt, aber behindert ist kontraproduktiv.

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