degradiert

Sehr lange Zeit ging es mir nicht gut.

– Oh verdammt, wie schreibe ich das jetzt, dass es nicht als allgemeiner Vorwurf gewertet wird? Und wie schreibe ich es einigermaßen anonym? –

Mir, beziehungsweise den Junioren sind Teilhabegelder zusammengestrichen worden. Auch deswegen, weil wir nicht genügend Helfer*innen haben. Ich war überfordert in den Verhandlungen und hatte, und habe noch, Angst vor einer bestimmten Person. Jetzt schreibt mich diese Person an, ob ich nicht einen Teil der rechtlichen Betreuung der Junioren in andere Hände geben möchte!

Auch jetzt während ich das hier schreibe zittern mir die Knie deswegen. Ich fühle mich bevormundet, fühle mich als nicht handlungsfähig angesehen und empfinde es als eine Übergriffigkeit sondergleichen. Tatsächlich fühle ich mich degradiert.

Ich weiß, dass ich nicht ewig so weitermachen kann, aber mein Wunsch ist es nicht die Entscheidungen aus der Hand zu geben, solange ich noch selbst agieren kann. Mein Wunsch ist, dass ich jemanden habe mit dem ich mich austauschen kann und der gegebenenfalls mit meinem Vertrauen handelt, wenn ich es nicht mehr kann!

Mir laufen die Tränen, ob dieser Bevormundung. Ich fühle mich gerade wieder sehr angstvoll und klein.

∙∙∙∙∙

18:09 Uhr – bevor ich eure Kommentare freischalte, möchte ich sagen, dass ich im Moment diese nicht beantworten kann. Eventuell punktuell später. Ich danke euch jetzt schon sehr für diese Kommentare!

Kategorien: Behinderung, Gedanken, Junioren

6 Kommentare

  1. Liebe Petra, ich verstehe deine Gefühle. Das ist ja regelrecht entmündigend und das ohne Grund.
    Das beste ist wohl, es dankend abzulehnen und zu ignorieren. Selbst wenn es gut gemeint ist.
    Ich wäre auch sehr sauer. Da sein Bedarf an Hilfe ja eine andere ist.

  2. Ich habe das jetzt gelikt, weil ich deine Offenheit schätze.

    Ich finde das ist eine absolute Unverschämtheit. Da suchst du definitiv Hilfe, bekommst keine bzw. keine ausreichende und dir wird daraus noch ein Strick gedreht.

    Unglaublich, unsere Behörden! Denn so ein Brief kann euch ja nur vom Amt erreicht haben.

  3. Das Gefühl darf sein. Ich wünsche Dir, dass dieser vertrauensvolle Mensch in Dein Leben treten möge, der Dich kraft- und verständnisvoll begleitet, sich für Dich/für Euch stark macht – da, wo es selbst nicht geht.

  4. Vielleicht hat diese Person sich missverständlich ausgedrückt. Beamtendeutsch ist manchmal für „Normalsterbliche“ schon höchst unverständlich. Vielleicht solltest du nachhaken, wie das nun in Klardeutsch gemeint ist – bitte nicht böse sein, ich weiß, ich habe keinerlei Recht, Ratschläge zu erteilen.
    Lieb-drück

  5. Die überraschende Frage, ob du einen Teil der rechtlichen Betreuung der Junioren in andere Hände geben möchtest, kann wirklich ganz schön verunsichern. Vor allem, wenn sie von einer angstbesetzten Person ausgeht. Dein Leben ist und war schließlich immer ganz darauf ausgerichtet, mit dieser Verantwortung zu leben. Ein Leben „ohne“ ist vermutlich schwer oder gar nicht vorstellbar. Mit all deiner Erfahrung und dem Wissen, lässt sich das nicht einfach so aus der Hand geben. Es war hoffentlich zunächst „nur“ eine Frage, die rechtliche Betreuung zu teilen und kein Beschluss über deinen Kopf weg. So eine Frage kann dich vielleicht dazu bewegen einiges für euch drei zu überdenken und wenn möglich abzusichern.
    In dem Zusammenhang frage mich gerade, ob und wie Menschen mit Behinderung, bei für sie so wichtigen persönlichen Dingen mitbestimmen können, wer sie unter welchen Umständen betreuen und pflegen soll. Kann eine Mutter und gesetzliche Betreuerin, für den Fall, dass sie es einmal nicht mehr kann, eine Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung für ihre volljährigen Kinder erstellen? Es wird in jedem Fall nicht einfach werden, wenn das Thema für dich und dein geordnetes Autistenleben, irgendwann zur großen Herausforderung wird. Ich wünsche dir allen Mut nicht aufzugeben, um die Unterstützung zu finden, die ihr euch wünscht.

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