Alltag

…oder – Es geht wieder los!

Eigentlich sollten bei diesem Projekt von Ulli auch Bilder gezeigt werden, aber glaubt mir – diese wollt ihr nicht sehen. Beziehungsweise lasse ich euch nicht sehen!

Um 4:00Uhr bin ich wach geworden, weil auf der inoffiziellen Abkürzung –  Privatweg! – an dem Haus, in dem wir wohnen, ein Mann entlang getorkelt ist. Zwar hat er keinen Lärm gemacht, aber die kleinen Bewegungslichtchen und seine Stirnlampe haben ihn verraten. Ich war zu feige, um ihn zu stellen, denn das hätte ich gut und gerne machen können. Nachts, im dunklen jemanden anzusprechen, das traue ich mich dann doch nicht. Hätte ja wer weiß wer sein können.

Ein bisschen viel Konjunktiv. Dafür kommt nun die harte Realität. 

Der Kerle ist wach. Um 4:00Uhr morgens. Er spielt mit dem Tablet. Ich gehe in das Zimmer und kann grad noch sein elektronisches Spielzeug an die Seite schaffen, da stößt es auch schon aus ihm heraus. Er würgt nicht einmal. Es kommt, wie eine Fontäne.  Im hohen Bogen. Grobstückig.  Eirig und astronautig, der Geschmeidigkeit wegen. Wir haben noch keinen Ton miteinander geredet und die Sprache bleibt mir im Hals stecken, während der Kerle kotzt. Ich renne einen Eimer holen. Als ich endlich den aus dem Spülenschrank hervorgezogen habe, ist der Ausbruch auch schon wieder vorbei. Carsten hockt im Bett und guckt sich die Bescherung an. 

Kopfkissen, Bettdecke, Bettbezug, sogar der Teppich  – alle haben partizipiert. Nicht gleichmäßig.  Das Kopfkissen ist eindeutiger Sieger. 

Der Kerle hat mittlerweile seine Sprache wiedergefunden und meint lapidar: „Du Mama, jetzt ist es raus!“

Kategorien: Alltag, Behinderung

22 Kommentare

  1. Oh man … … Hoffentlich kommt nicht noch mehr.

    • Wieso? Wenn dann wäre es längst draußen – jetzt ist fast 10:00Uhr. Aber wir hatten diese Kotzerei mal täglich – jahrelang! Nicht schön, aber unser Alltag.

  2. Alltag, was für ein Wort. Es nimmt den größten Raum im Leben ein. In der Poesie lese ich viel Erbauliches und Schöngeistiges. Da lese ich meistens gelangweilt drüber hinweg.
    Aber wenn wer sich traut und auch über die unappetitlichen Seiten seines Alltags schreibt, mutig und ohne Geziere, pur und mit übernächtigten Gefühlen, packt mich das und bannt mich fest. Es musste eben rausgekotzt werden, ehrlich und unverdünnt. Da ist ein richtiger Mensch hinter Worten. Nicht heilig, blass. Blutvoll, lebendig und echt. So ist das Leben, so ist der Alltag: tägliches Zeugnis. Wer darüber berichtet, legt es ab.
    Lieben Dank und Gruß

  3. Liebe Piri, nein, Bilder sind kein Muss!
    Dein Alltag ist eine alltägliche Herausforderung und weißt du was, ich bewundere dich, wie du das alles wuppst. Ja, ich weiß, dass du auch oft am Rande läufst, wer würde das nicht?
    Ich danke für deinen Beitrag zum Projekt,
    herzliche Grüße
    Ulli

    • Danke Ulli, als ich den Kommentar bei dir schrieb, war auch hier noch nichts. Entschuldige bitte!

      • Wie ich drüben schon schrieb: alles gut, manchmal scheintesmit der Übertragung von hier nach dort etwas zu dauern. Ich hatte mich nur gewundert, zumal ich bei dem Alltagsprojekt immer erst den eingestellten Links folge, dann dort kommentiere und erst dann bei mr, aber nun …
        Ich wünsche dir einen Restsamstag ohne weitere Komplikationen!
        Herzliche Grüße zum Zweiten,
        Ulli

  4. Ach, ich wünsche mir für euch, dass am Ende andere Erleb- und Ereignisse den Tag dominieren. Dein Alltag ist verdammt hart und bewundernswert ist, dass du jeden Tag wieder antrittst. Es ist kein Wunder, dass Carsten nicht essen mag, wenn es so endet. Ich wünsche euch Hilfe.

    • Ja, Hilfe wäre wirklich nötig und wichtig. Nur leider wachsen diese nicht auf Bäumen – sprich, es gibt keine!

      Vielleicht findet sich noch eine Helferin und wir können schwimmen gehen. Drück mir die Daumen.

  5. oh mein gott! das putzen! *würg“. leider das ganze bett samt teppich.
    bei mir war es vor drei tagen nachts der hund, der für wäsche sorgte.
    jetzt hoffen wir mal, dass das bei carsten einmalig war!

  6. Oh je, der arme Kerle, es scheint einiges zu geben, was er nicht verträgt. Ich schaue seit einem Jahr im NDR immer die „Ernährungs-docs“. Sehr beeindruckend wie verschieden alle Menschen sind und welche Nahrungsmittel bei wem was bewirken, das ist wirkich sehr individuell und sehr schwer herauszufinden. Auch das Kauen spielte eine große Rolle in einem Beitrag, weil der Magen/Darmtrakt schlecht im Mund Vorverdautes nicht gut verdauen kann.

    • Carsten hat – wie ich diverse Intoleranzen – aber das ist es nicht. Der Magen ist einfach viel zu klein. Und, wenn er Kummer hat, schlägt das auch sofort auf den Magen. Warum, weshalb er nun wirklich kotzt, das wissen wir auch seit Jahrzehnten nicht genau.

  7. Man hat mir empfohlen, keine Kartoffeln, Tomaten, Mais und Kürbis zu essen, weil mein Darm manchmal verrückt spielt. Lieber soll ich Pastinaken essen wie unsere Vorfahren und heimisches Obst und Gemüse, weil ich keine Indianer-Gene in mir trage, nur europäische und von Afrika uralte.
    Mal sehen, ob es hilft!
    LG Gerel

  8. Liebe Petra, entschuldige, aber ich musste einfach nur lachen. Aber nicht wegen der frühen Stresssituation bei euch, sondern mit welch Lebendigkeit und Wortgewandheit du dies erzählst. Dem Menschlichen stand der Humor gegenüber und nahm Dem Schrecken den Schrecken. LG Manuela

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