aushalten

Lieber die Straßenseite wechseln, wenn der Ehemann der kürzlich verstorbenen Nachbarin sich nähert. Das Essengehen mit der frischgetrennten Freundin vermeiden, weil man nicht mehr weiß, wie man sie noch trösten soll. Den Krankenbesuch hinauszögern, weil das Leid nicht mitanzusehen ist. Haben wir das Aushalten verlernt? Einfach wachen. Auf andere oder sich selbst aufpassen. Nicht in Aktionismus verfallen oder weglaufen, sondern Trauer und Schmerz, Verzweiflung und Hilflosigkeit, Streit und Disharmonie zulassen und aushalten – miteinander zumindest für eine Weile. […]  © Ulrike Berg

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Wie ist das bei euch? Könnt ihr aushalten? 

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Eigentlich wollte ich heute über das Nichtgesehen werden meiner Junioren schreiben. Habe ich so auch indirekt …

Kategorien: Behinderung, Gedanken

15 Kommentare

  1. Hallo Piri,
    könntest du näher erklären, was du unter „Nichtgesehenwerden“ verstehst? Nur wenn du magst, ich vermute, darunter versteht jeder etwas anderes …?!

    • Hab ich mit dem Text doch indirekt. Behinderte Menschen werden oft genauso wenig gesehen, wie Bettler, Trauernde, etc. pp.

  2. Aushalten? Früher so ziemlich gar nicht. Da dachte ich immer, man müsse doch helfen …
    Heute ist mir klar, dass einfach da zu sein oft schon die Hilfe ist.

  3. Wenn man Worte findet, sollte man sie sagen. Die Starken müssen für die Schwachen, die Trauernden und Hilfsbedürftigen da sein – nein, sie müssen nicht, aber sie sollten, wenn sie es können. Verlangen kann man es nicht.

  4. Scheint nur nicht mehr wirklich angesagteinfach da zu sein…I feel you…

  5. Ich kann ganz gut aushalten. Muss aber einsehen, dass das manchmal gar nicht so gut ist. Weil es oft das Gegenteil von Endlich-mal-den-Mund-aufmachen von Stopp-Sagen.

    • ist esmöglich, dass wir uns missverstanden haben wegen dem aushalten? ich meine das Leid der anderen aushalten, sie sehen und nicht den Kopf abwenden, die anderen sein lassen ohne sie oder die Situation ändern zu wollen. sie aber wahrnehmen und nicht weggucken.

      • O Mist, ich dachte irgendwie, weil es dir selbst so schlecht geht usw. Aber ich hatte da die ganze Nacht noch nicht geschlafen gehabt. Und „aushalten können“ ist irgendwie ein sehr mit schlimmen Erinnerungen verbunden bei mir, daher vielleicht auch. Entschuldige bitte!!

  6. Als ich vor vielen Jahren im Krankenhaus arbeitete, drohte man mir an, mich nach Hause zu schicken, wenn ich nicht aufhöre, mich ständig zu kümmern und mir keine Zeit mehr für mich nehme zum Essen und Ausruhen. Jetzt kann ich niemand mehr umbetten, aber ich hätte das Maß, mit den Kräften hauszuhalten. Ich kann aushalten, da sein, zuhören, reden, vorlesen, Schattenspiele an die Wand bringen, Hand halten, trösten… Das genügt aber keinem.

    • Doch manchmal reicht es schon, einfach nur da sein. Tatkräftige Hilfe ist auch nötig, aber erst mal sehen und nicht weggucken (darum geht es) ist schon wichtig.

  7. Ich muss gerade aushalten können, obwohl es für mich mitunter ein sehr schweres Thema ist. Ich habe über viele Jahre ausgehalten – manchmal aber auch nicht. Dann, wenn mich zuviel Leid von anderen Menschen geradezu überrollt hat.
    Aber meistens war ich da. Nicht immer mit Worten, sondern einfach mit seelischer Zugewandtheit. Es war auch oft sehr faszinierend, wie Kinder das wahrgenommen haben. Gerade, weil ich oft nicht soviel gesprochen habe, sondern mir von ihnen ihre Leidensgeschichten angehört habe oder sie einfach gefühlt habe, wenn sie wütend waren. Sie weinen ließ – und manchmal auch einfach nur toben. Ich habe mich bemüht, ihnen die Zeit zu geben, die sie für ihre Gefühle brauchten. Das ist heute ein großes Thema, denn oft verstehen Menschen nicht, dass Gefühle rausmüssen. Man will eher ein Pflaster draufgeben. „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ – Wenn ich sowas nur höre … Soviel Unfug!
    Zeit für Zuwendung ist auch dort Mangelware, wo sie so notwendig wäre … DAS ist für mich oft kaum auszuhalten, dieser Fokus auf Themen, die nicht so wichtig sind.
    Irgendwann aber wird das Aushalten so schmerzhaft, dass ich darauf achten muss, nicht wieder auszubrennen. Es ist jedenfalls sehr wichtig, zu fühlen, wieviel man sich zumuten kann! Diesen Punkt habe ich schon mehrmals übersehen …
    Nachdenkliche Grüße –
    und Dankeschön für einen sehr guten Text!
    C Stern

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