Oh je, was bin ich sauer! Habe ich von der Musikerfreundin der Junioren ein Gedichtbändchen geschenkt bekommen, in dem eine Mutter ihre Erfahrungen mit ihrer behinderten Tochter in Versen aufgeschrieben hat. Eigentlich bin ich die richtige Klientel, uneigentlich dann wieder nicht. Schreibe ich selbst Gedichte, zwar nicht (oder nur selten) über meine behinderten Kinder und schon deswegen hat die Freundin gedacht, es wäre was für mich.
Die Gedichte haben mich nicht berührt. Ich empfinde sie als eine Aneinanderreihung von Worten. Für mich haben sie keine Seele. Schade! Was mache ich nun mit dem kleinen Buch? Ich werde es nicht wegwerfen. Aber ich werde es ins Regal ganz nach hinten stellen – vielleicht habe ich in ein paar Wochen einen anderen Zugang.
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Gehts euch manchmal auch so, dass ihr in guter Absicht etwas geschenkt bekommt und dieses bei euch so gar nicht ankommt?
freiedenkerin sagt:
Ich habe mal vor vielen, vielen Jahren von meinen Eltern zu Weihnachten eine Ski-Langlauf-Ausrüstung geschenkt bekommen – obwohl sie ganz genau wussten, dass mir diese Art Wintersport überhaupt nicht gefallen hat, ich war tausendmal lieber als alpine Skifahrerin unterwegs. Ich habe die Langlauf-Ausrüstung dann an eine Freundin verscherbelt, als ich mal wieder in Geldnöten war. Meine Eltern waren mir dann eine sehr lange Zeit beleidigt.
Hab einen schönen Adventssonntag!
piri sagt:
Solche Geschenke kenne ich auch. Eine Kette, die mir MamS geschenkt hat, habe ich mit ihm zusammen umgetauscht. Amüsiert sah er dabei nicht aus!
Dabei bin ich jetzt nicht mal sauer auf die Schenkerin – die Gedichte sind meineserchtens miserabel.
C Stern sagt:
Wem ginge es nicht so, dass er Dinge geschenkt bekommt, die in guter Absicht gewählt wurden, aber eben den Beschenkten nicht erfreuen?
Ich erlebe das immer wieder, wobei ich schon dringend darum bitte, von Geschenken jeglicher Art Abstand zu nehmen. Gerade zu Weihnachten oder an Geburtstagen möchte ich das Schenken von Materiellem unter Erwachsenen sein lassen. In den meisten Fällen gelingt das auch!
Jeder hat doch, was er braucht! Und was er nicht braucht, das macht auch keine Freude.
Bücher bekomme ich keine, weil eigentlich ein jeder weiß, dass ich darin sehr heikel bin. Bevor ich selbst ein Buch für mich wähle, muss ich ein paar Stellen probelesen. Mich muss Sprache berühren. Und natürlich auch der Inhalt. Wo dies nicht der Fall ist, wandern Bücher in offene Bücherschränke, weggeworfen wird kein einziges, denn ganz sicher gibt es andere Menschen, die daran Gefallen finden.
piri sagt:
Doch, ich habe erst gestern Bücher weggeworfen. Sachbücher aus dem 80er Jahren – völlig überholt! Und Liebesschnulzen, die ich niemanden zumuten möchte!
karfunkelfee sagt:
Ich finde Gedichtegeschenke total schwierig. Nur wenn ich wen sehr gut zu kennen vermeine und mir sicher sein kann, dass die Gedichtegeschenke genossen werden können, schenke ich sowas überhaupt . Und gerade Gedichte sind speziell, – auch mich berührt und bewegt nur sehr sehr Weniges aus all dem Vielen, das mich so umgibt. Gedichte, die Dich nicht erreichen, wirken in etwa wie Hustensaft gegen Pickel…
Aber vielleicht könnte jemand anders etwas mit dieser Art von Lyrik anfangen? Wie wäre also ein Platz in einem öffentlichen Bücherregal…?Ist nur so eine Idee. Liebe Grüße
Amélie
piri sagt:
Etwas anderes – nach eine Weile – als ein öffentlicher Bücherschrank kommt nicht infrage. In den Gedichten steckt eine Menge persönliches, nur ist es eben nicht meins und es berührt mich nicht!
karfunkelfee sagt:
Ja, das kann ich auch wieder gut verstehen. Schon ein Dilemma…
Reni E. sagt:
Das ist mir auch schon passiert. Habe mir nichts anmerken lassen. Der gute Wille zählt ja…
Schönen 1. Advent wünscht dir
Reni
piri sagt:
Diejenige, die mir den Gedichtband geschenkt hat, hat die Gedichte ja nicht geschrieben und über das Geschenk habe ich mich sehr gefreut – das hausiert auch gespürt!
dergl sagt:
Auch ich kann deine Frage mit Ja beantworten und ich kann auch verstehen, dass dich das sauer macht. Ich habe in so einer Situation mal vor Wut gekocht :Es gab in meiner Oberstufenklasse die Regel, dass die Klasse Geburtstagsgeschenke macht, die zu beschenkende Person aber überrascht und das Geschenk danach aussucht, wie die Person einschätzt. Ich wusste, dass ich ein Buch bekommen würden, weil sie mit mir nichts anderes anzufangen wussten. Aber ich bekam einen Gedichtband von Erich Fried. Nun kann ich mit Gedichten in den seltensten Fällen etwas anfangen – mir fällt es schwer welche zu lesen, weil ich Sprache anders im Gehirn verarbeite als die meisten Leute – und das hatte ich immer wieder gesagt, entsprechend war ich nicht begeistert.
Mir haben aber auch schon Leute, die wussten, was ich beruflich gemacht habe irgendwelche mich null interessierthabenden Bestseller angeschleppt, oder Leute, die meine Lieblingskünstlerinnen kennen die wirklich häufigsten Bücher über diese Menschen, die es gibt (die ich also teilweise mehrfach geschenkt bekommen habe, weil es die Titel sind, die immer als erstes ausgehändigt werden, wenn man sagt „Ich suche ein Buch über XY“). Da dachte ich mir dann leicht genervt, das es total nett ist, dass man sich diese Künstlerinnen gemerkt hat, aber man hätte vielleicht mal ganz unauffällig auf mein offen stehenden Bücherregal sehen können, dann hätte man gemerkt, dass die Titel bereits vorhanden sind.
piri sagt:
Es ist nicht immer leich!
christineb sagt:
schade, dass es nicht geklappt hat, die schenkerin hat sich sicher gefreut, etwas ihrer meinung sehr passendes schenken zu können. leider ist es für dich beschenkte eine große enttäuschung. wirklich schade, denn du hattest dich sicher drauf gefreut. da hast du recht, dass du es in die hinterste ecke des bücherschrankes räumst. irgendwann mal wirst du wieder drauf stoßen und es nochmals versuchen, wenn es für dich noch nicht lesbar ist, dann wäre es vielleicht etwas für einen bücherschrank, aus dem sich leute bücher nehmen können und andere hineingeben können. ich lege auch öfter mal ein buch im supermarkt auf den packtisch. das machen mehrere. sind immer schnell weg die bücher.
piri sagt:
Ach, so eine große Enttäuschung war das nicht. Ich hatte ja mir keinem Geschenk gerechnet. Dass die Gedichte mir nicht gefallen, konnte die Musikerfreundin ja nicht ahnen und schon gar nicht wissen. Dass mit dem Packtisch ist eine gute Idee – werdeich mir merken.
Georg Rode sagt:
Ich habe tatsächlich mal Socken geschenkt bekommen, der Gipfel der Einfallslosigkeit. Ich hatte das auch so gesagt. Ich wollte sie nicht stillschweigend so annehmen.
piri sagt:
Das kann ich auch: sagen, dass mir ein Geschenk nicht gefällt. Meiner mittleren Schwester habe ich ein Buch von Rosamunde Pilcher mit besten Grüßen zurückgeben und ihr gesagt, dass das nicht so ganz mein Lesestoff ist. Sie war mittelschwer pikiert!
C Stern sagt:
Socken können tatsächlich sehr liebevoll gemeinte Geschenke sein.
Ich kenne sogar zwei Menschen, die sich von mir definitiv Socken wünschen, nämlich selbstgestrickte. Da fließt sehr viel Zeit rein und ganz viel Engagement!
Tatsächlich soll man aber mit einem Geschenk genau das machen, was man möchte – im schlimmsten Falle kann man es weitergeben, denn es gibt immer Menschen, die sich sogar über (alte) Liebesschnulzen freuen (die sind im offenen Bücherschrank immer schnell vergriffen) oder eben auch über Socken.
piri sagt:
Selbstgestrickte Socken sind vermutlich immer heiß begehrt! Liebesschnulzen nicht!
Gerhard sagt:
Mein Bruder schätzt meine Keramik, deswegen schenke ich ihm etwas davon zu Geburtstag, meist für den Garten.
Ich selber feiere nicht Geburtstag. Meine Frau will mir aber immer etwas schenken, zu Weihnachten und zu Geburtstag, aber ich habe eigentlich alles.
piri sagt:
Ach, eine kleine Aufmerksamkeit ist doch nett – kann auch gerne gute Schokolade sein. Und bei deiner Keramik würde ich auch nicht nein sagen! ;)
Nadine sagt:
Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, die Beschenkten ausdrücklich dazu aufzufordern, mit dem Geschenk zu machen, was ihnen beliebt. Sie dürfen es behalten, wenn es ihnen gefällt, sie dürfen und sollen es ansonsten aber ebenso gerne anderswie verwenden als vorgesehen oder weitergeben/ -schenken. Und sie dürfen mir das auch ohne schlechtes Gewissen mitteilen, denn ich freue mich darüber, wenn mein Gegenüber mir so viel Vertrauen entgegen bringt, dass es sich frei und offen äussern mag.
Das funktioniert bislang gut und kommt bei den Beschenkten auch gut an. Zumal ich sowieso und seit Jahren nur noch schenke, wenn es sich ergibt, ob nun jemand gerade etwas feiert oder nicht. Ich „sammle“ mögliche Geschenke für andere und schenke sie, wenn ich finde, dass der Zeitpunkt richtig ist.
Selber erhalte ich zum Glück eher selten Geschenke, was wohl auch damit zu tun hat, dass Menschen mich entweder gut kennen oder aber eben gar nicht kennen und damit auch nicht einschätzen können und dann deshalb vorsichtshalber von Geschenken absehen (was ich sehr vernünftig finde).
piri sagt:
Das finde ich sehr gut. Wenn es nämlich verschenkt ist, dann gehört es dem Schenker ja nicht mehr.