Gedanken

Eigentlich sollte ich …

… doch mal fragen, wer ich bin? Mich selber fragen; denn jemand anderes gibt mir ja doch keine Antwort!

Es ist verdammt schwer. Leichter würde es mir vielleicht mit ein bisschen Abstand fallen – quasi in dritter Person über mich schreiben. Würde es mir wirklich leichter fallen? Vermutlich nicht. Denn es zeugt, meiner Meinung nach, von wenig Selbstbewusstsein wenn man von sich mit Vornamen spricht. Klingt wieder vorverurteilend, ich weiß.

Also: wer bin ich? Zumindest nicht diejenige, die ich äußerlich vorgebe zu sein. Ich spiele Rollen. Für den einen die, für andere wieder andere. Immer wieder bin ich die Verständnisvolle, aber auch diejenige, die unbequem ist, weil sie so manches infrage stellt. Mein ganzes Wesen wäre ambivalent, sagt eine Freundin: „In einem Satz kannst du zweierlei gegensätzliche Botschaften unterbringen und man kann es dir nicht widerlegen.“ Ich habe Angst vor dem Tag und dennoch weiß ich, dass ich alles schaffe. Ich sehe was hinter dem Berg ist, nur den leichten Weg sehe ich nicht. Nehme stattdessen den, der kurvig und steinig ist und geh ihn auch noch gerne!

Eigentlich bin ich’s leid über mich zu reden. Viel lieber möchte ich ‚sein‘. Angenommen sein, wie ich bin. Gesehen werden. Möchte, dass jemand hinter meine Potemkinsche Dörfer guckt und sieht: dort ist Substanz und nicht nur heiße Luft. Wir wollen doch alle gesehen werden, als die, die wir sind und nicht, als die, die wir vorgeben zu sein! 

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Nachtrag 11:12 Uhr: Schon vor Jahren habe ich das auch schon geschrieben. Bin ich eigentlich gar nicht lernfähig? Oder woran liegt‘s?

Veröffentlicht von piri

Ich bin ganz schön viel und ganz schön wenig, ich bin Mutter, Hausfrau und Dichterin in allen Lebenslagen. Im Autismus-Spektrum bin ich obendrein. In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ❤️ | ✨ Kommentare sind herzlich willkommen.

9 Gedanken zu „Eigentlich sollte ich …“

  1. Izzy sagt:

    Die Reflexion über dein eigenes Selbst ist herrlich ehrlich, verletzlich und zugleich stark. Ich finde mich darin wieder – und du wirst sichtbar, zumindest für mich. Du zeigst mir, dass Selbsterkenntnis ein komplexer, vielleicht nie abgeschlossener Prozess ist, der Angst und Zweifel beinhaltet, aber gleichzeitig eine starke Zuversicht in die eigene Kraft und Einzigartigkeit schenkt.

    1. piri sagt:

      Glaube, Liebe, Hoffnung – ein bisschen fehlt es mir am Glauben. Liebe und Hoffnung ist reichlich vorhanden!

      1. Izzy sagt:

        Vielleicht ist der Glaube auch einfach still und arbeitet im Hintergrund.

  2. Georg Rode sagt:

    „Wer bin ich und wenn ja, wie viele“ nannte Richard David Precht sein frühes Buch, als er noch akzeptabel war,
    Ambivalent schreibst du, komplex nennt es Izzy. Komplex ist das Gegenteil von einfach, böse ausgedrückt „simpel“. Es ist also ein Qualitätsmerkmal für Menschen die es sich nicht leicht machen. Definitiv gehörst du zu diesen Menschen. Auch wenn das Leben dadurch nicht leichter wird, ist es ehrlich und lebendig. Schön, dass du so ein Mensch bist!

    1. piri sagt:

      Das Precht-Buch habe ich nicht gelesen und es interessier mich auch nicht. All dies populärwissenschaftliche Zeugs ist mir suspekt.

      Danke, dass du mich so schätzt – auch wenn du mich nur aus meinen Erzählungen kennst – wie ich bin. Manchmal wäre ich aber schon gerne ein bisschen einfacher.

  3. Trude sagt:

    Ich kenne dich nicht persönlich, denke aber das du ein sehr liebenswerter Mensch bist.

    Du hast deine Stärken und Schwächen und meisterst eure täglichen Probleme mit einer Mutterliebe, die ihresgleichen sucht.

    Ich halte es gerade für deine Stärke, das du deine Ängste und Schwächen zugibst.

    :heart: :rose:

    1. piri sagt:

      Ach Trude – glaub mir, ich würd‘s mir gerne ein bisschen leichter machen. Mit mehr Hilfe, die ich auch annehmen kann, wäre es schön!

  4. wildgans sagt:

    Manchmal denke ich, einfach Betondeckel übers Früher und frisch drauflos leben …

    1. piri sagt:

      Nee! Wenn sich denn frisch drauflosleben könnte. Wir brauchen Menschen um uns herum, die uns dabei helfen. Alleine kann ich nicht mit 2 Rollstuhlnutzenden ins Kino gehen!

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