Gedanken

Teebeutelsprüche

Genau so was, wie Horoskope – passt immer! Oder Tarotkarten legen. Die Aussagen sind kryptisch. Je nach Auslegung können sie so oder anders gedeutet werden. Eindeutig, unmissverständlich sind sie fast nie und oft liest man das, was man sowieso schon weiß. Bestätigung also.

Momentan trinke ich viel Tee. Auch welchen mit Teebeutelsprüchen. Ich sammle und stecke sie in den Ikebanaigel. Ich habe noch keinen doppelten Spruch. Sie sind unerschöpflich. Ehrlich – ich mag die Sprüche. Aber glauben tu ich nicht dran.

Behinderung, Gedanken, Junioren

rote Mützen

Rote Mützen schlagen keine roten Nasen. Unter dem wolligen ist es warm, die Nasen sind kalt und irgendwie auch der ganze Körper. Töchting hat sich kostenlos eine Blasenentzündung geholt – nasse Hosen im Winter ähneln einer Katastrophe. „Ich kann gar nicht so schnell zittern, wie ich friere!“ Dieser Uraltspruch ist vom Kerle – ich zittere mit. Unser Haus ist schlecht isoliert! Gestern habe ich ein Gespräch mit Marlene Engelhorn aus der Dlf Audiothek | Deep Talk | Aktivistin und Millionenerbin | Engelhorn: „Ich will gerne Steuern zahlen“ gehört! Faszinierend, wie sie über Geld spricht? Letztens hatte ich gefragt, ob man zu viel Geld haben kann. Sie sagt ja! Ich hätte gerne ein bisschen mehr und würde dann für meine Junioren eine Umgebung schaffen, dass sie nicht frieren müssten… 

… ganz ohne Mützen – rot oder andersfarbig!

Gedanken, Gedicht

Epitaph im Winter

die feigenblüten sind gegessen
ein wenig schnee mitte dezember
gegen vier uhr begräbt man ein kind
gelber himmel
das tierfell des bergs der nördlichen talseite

schlangengrau die feigenbaumrinde
für die reben hat morgantini
schon im herbst die pfeiler gesetzt
es wird kälter
sagt er im vorbeigehen           er kommt den paßweg
er sagt            mario hat nur sechs tage gelebt

Alfred Andersch

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Ich gebe zu, dieses Gedicht heute ist harter Tobak und dennoch hat es eine Poesie, die mich gefangen hat. Alfred Andersch ist sehr, sehr speziell. Mir ist in diesen kalten Wintertagen das morbide außerordentlich präsent. Ich träume vom Tod und den Toten – sie sind mir sehr nah. Viel zu nah. Es macht mir Angst. Es erinnert mich an meine eigene Vergänglichkeit.