Das ist ein Lied meines Lebens. Alexandras Stimme hat mich damals fasziniert – und tut es heute noch. Ich konnte alle ihre Lieder auswendig – und kann sie jetzt noch mitsingen.
Mein Freund, der später mein Mann werden sollte, hat mich gnadenlos ausgelacht. Er fand diese Musik schnulzig. Seine Musik war rockiger – Rolling Stones und Johnny Cash. Wann war Patty Smith eigentlich? Die mochte er auch. Ich Milchbaby war mit ihm in Hamburg bei Otto Walkes und in der Fabrik. Später war ich in Gorleben demonstrieren – da habe ich dann meinen Freund mitgenommen. Gemeinsam sind wir nach Whyl gefahren, nur weggetragen hat uns die Polizei nicht.
Immer haben mich die Lieder von Alexandra begleitet. In Whyl war es: Mein Freund der Baum!
… und heute höre ich Alexandra rauf und runter. Ich will mir die Erinnerungen holen, hervorkramen aus der Versenkung. Habt ihr auch vergrabene? Erzählt ihr mir davon?
Wenn ihr wollt, könnt ihr uns gerne etwas in den imaginären Hut werfen!
karfunkelfee sagt:
1979, Realschule, erster Tag. Ein flammendes Graffitti an der Mauer, rot wie Blut: Rettet Gorleben! Ich wusste nicht was oder wo Gorleben ist und was der Spruch genau bedeutet, doch er klang so lebenswichtig, dass ich mich fragte, warum Gorleben in solcher Gefahr war. Der oder das Gorleben. Was es ein Mensch? Oder ein Ort? Später ließ ich es mir von Eltern erklären, was es mit dem geheimnisvollen Gorleben auf sich hatte. Ich hielt es zuerst für eine Art Philosophie oder einen coolen Gedichtsvers wie die von Rabindranath Tagore oder Heinrich Heine oder so jemandem. Doch als ich verstand um was es ging, bekam ich riesige Angst.
Mein Freund der Baum, Zigeunerjunge…Alexandra. Ich konnte sie alle zur Gitarre. Bis mein erster Freund Gitarre schnulzig fand.
Ich hätte ihn in die Füße schießen sollen. Heute würde ich das tun, weil er mich nicht so mochte wie ich eben war und weil er sich über mich lustig machte.
Ich wollte auch in Gorleben demonstrieren aber meine Eltern ließen mich nicht von zu Hause weg und ich wusste nicht wie ich da hinkommen sollte mit fünf Mark Wochentaschengeld.
LG
Violine sagt:
Ich mag Alexandra auch sehr gern. Habe sie durch meine Mutter kennengelernt, die wohl mal eine LP von ihr besessen hatte, wie sie mir sagte.
Paula sagt:
Die fand ich damals auch toll und war sehr traurig, als sie so jung bei einem Unfall ums Leben kam. Schnulzig fand ich die Lieder nicht, melancholisch schon sehr.
Ich höre selten Musik von „damals“, mein Geschmack hat sich verändert und ich bin immer froh, wenn Musiker von „damals“ alt werden, genau wie ich, und immer noch Musik machen, z.B. STING und STEVIE WONDER: https://www.youtube.com/watch?v=gnZgNYoZkeU (zugegeben, ist auch schon wieder ein paar Jahre her).
Rabenzahn sagt:
Wir hatten es gerade mit dem Spruch meiner Jugend: Ihr habt die Erde nur von Euren Kindern geliehen. Wir hatten damals Atomkraft und sauren Regen, Hafenstraße und Wendland. Heute ist es nicht anders als damals, es nennt sich nur anders. Ich bin ein bisschen stolz auf unsere Kinder.
piri ulbrich sagt:
Willkommen Rabenzahn!
Ja natürlich können wir stolz auf unsere Kinder sein, denn auch diese demonstrieren und setzen sich ein. Ich denke da an Greta – dieses Mädchen imponiert mir!
Momfilou sagt:
Kannte zwar den Namen der Sängerin nicht, aber „Mein Freund, der Baum“ und „Zigeunerjunge“ haben mir immer gefallen, auch heute noch…
piri ulbrich sagt:
✨
Manuela sagt:
Als ich deinen Beitrag las, dachte ich gleich: „Wie wurde das eigentlich in kyrillischer Schrift geschrieben, damals, als ich in der Schule russisch lernte.“ Und so schrieb ich es mir auf, um anschließend in „leo“ nachzuschlagen, ob meine Erinnerungen richtig waren… „Я люью теья“ finde ich ausgesprochen hart klingend während „Je t’aime“ in meinen Ohren einen Wohlklang erzeugt aber Alexandra sah es eben anders…
piri ulbrich sagt:
Ich denke in jeder Sprache ist Ich liebe dich! wunderschön.