Behinderung, Gedanken, Junioren

2500 g

Zweitausendfünfhundert Gramm – manche Babies kommen mit sehr viel mehr Gewicht zur Welt, einige Babies brauchen dafür sehr lange. Ich kenne welche, die hatten ein Geburtsgewicht von 760 g und haben sich gemacht! Allen Müttern, die Sorgen haben, gebührt mein Mitgefühl und ganz ehrlich freut es mich – wenn es auch paradox klingt – dass hier im Blog andere Frauen ein bisschen von ihren Sorgen erzählt haben. Herzlichen Dank dafür! Ich würde so gerne jeden einzelnen Kommentar beantworten, aber ich kann emotional nicht – leider!

Also, der Kerle sollte erst mit 2500 g aus der Kinderklinik entlassen werden. Wenn das tatsächlich geschehen wäre, hätte ich mein Kind irgendwann im Herbst heim holen können. Mit ‚Gedeihstörungen‘ ist er auf die Welt gekommen. Das zieht sich bis heute hin. Täglich habe ich Muttermilch abgepumpt, ich kam mir vor, wie eine Melkkuh mit dieser elektrischen Pumpe, täglich habe ich diese nahrhafte Milch per Kühlbox in die Säuglingsstation geschafft – nicht nur für Carsten, auch andere Babies haben profitiert. Denn mein Baby hat nicht getrunken! Der Aufenthalt zog sich hin. Es wurde Februar, ich hatte Geburtstag, es wurde wärmer, Frühling, wir zogen um in eine größere Wohnung vor die Stadt. MamS begann sich auf die Meisterprüfung vorzubereiten – er war viel zu oft auf Schulungen und schon damals war ich einsam. Ich erkundigte mich nach einer anderen Berufsausbildung. 

Anfang Mai, oder war es vier Wochen früher, das erinnere ich nicht mehr so genau, habe ich gestreikt, habe mich mit dem Oberarzt verabredet und meinen Sohn nach Hause geholt. Ohne, dass mir auch nur eine Schwester oder eine Ärztin gesagt hat, wie ich die offenen Bauchwand versorgen soll. Alle waren überfordert. So etwas wie Frühe Hilfen gab es damals noch nicht, keine Hebamme ist zu uns gekommen. Ich bin 20jährig mit einem schwerstmehrfachbehinderten Kind allein gelassen worden. Meine Mutter war jünger, als es Carsten heute ist, die anderen Großeltern waren weit weg und außerordentlich betroffen! Für 20ml Säuglingsnahrung brauchte mein Baby eine Stunde. Auch nachts! Extra für Fütterzwecke besorgte ich mir einen wunderschönen orangefarbenen Ohrensessel in den ich mich hineinkuscheln konnte …

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨

5 Gedanken zu „2500 g“

  1. Gerel sagt:

    Schwierig von Anfang an!
    Ich erinnere mich, als mein erstes Kind mit einer von der Krippe verursachten Ernährungsstörung ins Krankenhaus kam und sich dort eine Lungenentzündung mit Rippenfellbeteiligung zuzog, die ich als scheinbar einzige bei meinem Sonntagsbesuch bemerkte, wie ich täglich ins Krankenhaus ging und ihn nur durch das Glas sehen durfte… Es war schrecklich für mich. Als die Medikamente anschlugen, durfte ich ihn dann jeden Tag eine Stunde im Wagen in den Krankenhausgarten fahren. Und nachdem ich ihn endlich nach Hause holen durfte, sagte meine Kinderärztin nach einer Woche bei der erneuten Vorstellung zu mir, dass sie mir in Pflege eine Eins geben würde.
    Das ist alles lange her. Jörn-Iven ist dann mit knapp 13 Monaten tödlich verunglückt, weil mich mein Betrieb zum Beratungsarzt zitiert hatte und mein siebzehnjährige zukünftige Schwägerin nicht gehört hat, wie er gejammert hat…
    Du hast es trotz aller Widrigkeiten geschafft, dass der Kerle am Leben ist, das ist einfach schön. Ich kann dir dazu nur gratulieren.
    Liebe Grüße
    von Gerel

    1. piri sagt:

      Was ist da passiert? Weswegen hat dein Sohn gejammert, dass er dann gestorben ist? Schrecklich!

  2. Trude sagt:
    1. piri sagt:

      ?

  3. christine b sagt:

    so ein kleinchen, aber er hat es dank dir geschafft, ein toller und so liebevoller mann zu werden.
    gratuliere euch beiden, was ihr da geschafft habt und was du als mama geleistet hast.

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