Gedanken

außer der Reihe

Verwandtschaftsgeschichten habe ich erfahren – keine schönen. Cousinen geht’s nicht gut. Nein, das ist ja gar nicht wahr. Es ging ihnen sehr schlecht, jetzt wieder besser. Gut ist allerdings was anderes, die Lage hat sich lediglich stabilisiert.

Und ich klage! Nicht zu Unrecht, doch sollte ich demütig sein. Bin ich. Aber auch allein.

In drei Tagen ist das neue Jahr da. Eins, mit meinem Geburtstag. Vor vier Jahren habe ich mehr gehustet – und dann bin ich plumps auf die Nase gefallen und fünf Minuten vor Mitternacht mit Blaulicht in den 29. Februar auf die Intensivstation*. So etwas ist nicht noch einmal nötig. Meinen Auschwitzroman habe ich an die Seite gelegt, lese lieber Bilder- und Viertklässlerromane vor, um abends dann mit diversen Podcast auf den Ohren, Morpheus die Kuscheldecke auszubreiten. Kann man Gin auch warm machen, mangels Rum oder so? Nein, da sträuben sich die Nackenhaare, das ist Frevel! Mein Großvater hat warmes Bier gegen Erkältung getrunken. Doch Bier gibt’s hier nicht…

*nachdem ich schon einen Monat im Krankenhaus war.

Audio, Gedanken, Gedicht

was hast du grad gemacht?

Was hast du grad gemacht?
Geweint!
Ach nein,
lass das sein.
Es tut nicht gut,
macht dicke Augen
und lässt die andern glauben,
du seist allein!

Wenn’s aber doch so ist?
Na, dann ist ja alles gut.

© petra ulbrich

Alltag, Behinderung, Gedanken

mach was

Alleine kann ich mit den Junioren, gerade jetzt im Winter, nicht spazieren gehen. Aber auch mein Hilferuf deswegen verpufft genauso wie die allgemeine Suchanfrage – hier und auf WhatsApp. Stattdessen bekomme ich gesagt: „Mach was! Kümmere dich!“ Ich weiß nicht, was ich noch machen soll?

Bin ich so ein Biest, wenn ich nicht alles hinnehme, wenn ich keine Ratschläge möchte, dafür lieber Hilfe und Verständnis und eine möglichst rasche Auffassungsgabe, damit ich nicht alles fünf oder sechsmal erklären muss, wie die Junioren behandelt – das ist nicht das richtige Wort, denn behandelt werden brauchen sie gar nicht, sie sollen nur so genommen werden, wie sie sind, mit allen Macken. Sie haben nicht umsonst den Behindertenstatus! – also ich möchte nicht immer und immer wieder um Verständnis um unsere Situation werben. Es wird sie doch geben, die Menschen, die zu uns passen! Ich bin bereit Kompromisse zu machen, aber aufgeben mag ich mich nicht. Ich möchte nicht nur Sprüche hören. Ich wünschte mir, dass jemand auch was tut!

P.S.: das schreibe ich mit Tränen in den Augen.

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07:46Uhr – Nachtrag: Wisst ihr, was mich traurig macht? Wir sind da kein Einzelfall, es geht so vielen anderen Familien mit behinderten Angehörigen ähnlich oder genau so!

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Noch ein Nachtrag um 10:51Uhr und ein verzagtes Ende: Was erwarte ich eigentlich vom Blog? Auch hier ein bisschen Verständnis und ab und zu etwas Resonanz – aber wahrscheinlich überfordere ich damit die meisten Leser*innen. Aber so ist nun mal meine Realität.