Behinderung, Familie, Junioren, Kuddelmuddel

Guten Morgen

Meine „Schutzbefohlenen“ sind beide noch im Bett. Der Kerle pennt und das Töchting singt, ich muss ausmisten! Wenn ich denn wüsste, wie! Nach welchen Kriterien schmeiße ich was weg und vor allen Dingen wohin? Seit die Junioren daheim sind, quillt der Mülleimer über. Die kleinen Fläschchen der Astronautenkost sind ökologisch der reinste Wahnsinn – ich habe nur keine Ahnung, wie ich das anders machen soll.

„Wann darf ich denn eigentlich wieder in die Werkstatt?“ Carsten fragt und Wiebke will wissen: „Wann kann ich wieder arbeiten?“ Dass es dem Kerle um seine sozialen Kontakte geht und dem Töchting um die Produktivität, das sind zwei Paar Schuhe – meine Tochter ist zufrieden, wenn sie sich alleine beschäftigen kann, mein Sohn vermisst seine Kumpel und quatschen mit anderen. Er kann nicht mit seinen Freunden telefonieren, er sieht sie nicht, er vermisst sie. Leider kann ich sie ihm nicht ersetzen, ich kann nur dafür sorgen, dass nicht zu große Langeweile aufkommt. Behinderte Menschen sind in diesen Zeiten noch benachteiligter, als sonst sowieso schon. „Wann können wir denn mal wieder schwimmen gehen?“ „… oder in ein Museum?“ Ich wäre schon froh, wenn wir ins Gartencenter kämen, um dort Blumen für die Terrasse zu kaufen. Aber auch da besteht die Pflicht Mund-Nasenschutz zu tragen und Wiebke will das nicht und Carsten bekommt keine Luft darunter. Okay, sie bräuchten ihn nicht, aber die Blicke der anderen Kunden sprechen Bände.

Es gibt viel zu tun. Wir machen was. Aber ich darf auch ziemlich viel organisieren damit es den Junioren nicht so langweilig, wie im Wohnheim wird …

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Nachtrag um 10 : 30 Uhr: Im Mai wird das nichts mehr mit der Werkstatt für die Junioren!

Behinderung, Familie, Fragen, Gedanken

zurückziehen, oder?

Mit den Junioren, mit mir, um mich herum, mit meiner Umwelt und überhaupt – es passieren Dinge, die mich ängstigen, die mir sehr zu schaffen machen, für die ich Verantwortung trage und auch wieder nicht. Dinge, die mir geschehen, die ich nicht will und ganz viel mehr. Mir scheint, dass vieler Menschen Leben in diesen Zeiten fremdbestimmt wird. Meine Fürsorge gilt jetzt meinen Kindern, sie möchte ich nicht so in Stich lassen, wie ich im Moment in Stich gelassen wurde.

Still möchte ich sein, schreien will ich, singen und weinen, nützen wird es mir nichts – und eigentlich möchte ich reden, fragen, klären und wissen. Nur Antworten werde ich keine bekommen!

Familie, Junioren, Kuddelmuddel

„Endlich!“

„Endlich“, so kommt es aus Carsten heraus, „endlich können wir einmal wieder richtig spazieren gehen!“ Dem kann ich mich nur anschließen, denn erstens bin ich wieder soweit fit, dass ich längere Strecken laufen kann und zweitens hatten wir heute Besuch eines befreundeten Ehepaares, das auch gerne draußen ist. Außerdem brauchte ich nicht die volle Distanz schieben – ich konnte auch mal abgeben. Wir waren endlich mal wieder (fast) im Wald, wenigstens am Waldrand und so verging der Nachmittag wie im Flug – fast hätte ich Pflug geschrieben – pflügende Bauern haben wir zwar nicht gesehen, aber dafür viele Spaziergänger mit und ohne Hunde. Die meisten Herrchen oder Frauchen sind mit ihren Nobelkarossen bis zum Seeparkplatz gefahren, haben ihre Vierbeiner einmal um den etwas größeren Teich herumgescheucht und sind dann wieder heim…

Endlich, so sage ich, ist Carstens Hautausschlag besser geworden – ich weiß, da ist noch lange nicht das Ende in Sicht. Aber zumindest juckt es nicht mehr so stark!

„Endlich“, so hat Wiebke gemeint, als wir wieder daheim waren, „endlich ist das Klo nicht mehr weit!“ Und es war auch höchste Zeit, denn das Bächlein rauschte …

„Endlich“, so sagte mir eine Freundin am Telefon, „endlich öffnen die Friseure wieder!“ Sie hat sogar schon für morgen einen Termin bekommen. Dabei finde ich, dass sie gar nicht, wie ein wild gewordener Handfeger aussieht. Die etwas längeren Haare, die noch dazu nicht mit dem Lineal geschnitten sind, stehen ihr viel besser, als der Prinz Eisenherzpottschnitt! Ich habe heute auch noch einmal Haare geschnitten – Wiebkes Pony war viel zu lang – jetzt braucht sie nicht mehr zu schielen …

So, und endlich ist das Risotto fertig, diesmal ist es nicht angebrannt und schmeckt hoffentlich so gut, wie es riecht. Bleibt gesund und habt einen schönen Abend!