Alltag, Behinderung, Junioren, Kuddelmuddel

Atem

Mir stockt der Atem! Zunehmend fällt es mir schwer die Normalität zu wahren. Nicht, dass ich es nicht schaffe, aber die nicht zu durchschlafenden Nächte fordern ihren Tribut. Wie der Kerle und das Töchting den mangelnden Schlaf kompensieren und dabei immer noch so fröhlich sind, das verblüfft mich sehr. Ich bewundere sie dafür! Selbst huste ich, was meine Lungen hergeben. Komme nicht zum Arzt und erhalte dafür Rüffel. Nur, wie soll ich das machen? Zwei rollstuhlfahrende Menschen mitnehmen oder sie allein Daheim lassen? Immerhin sind die Junioren ein paar Stunden am Tag ( um einiges weniger, als sonst) im Förder- und Betreuungsbereich. Diese Zeit brauche ich auch um all das zu erledigen was ansteht. Einkaufen, putzen, Wäsche waschen etc. pp. Zeit für mich? Mangelware – war es schon immer und ist es jetzt noch mehr.

Schnell, schnell daran denken, dass ich vor einem Jahr mit fast 40° C Fieber selbst ins Krankenhaus gefahren bin. So sehr, wie damals, huste ich nicht mehr. Was danach kam, gönne – Vorsicht Ironie – ich niemanden. Es war der Vorhof der Hölle! Heute bin ich weit entfernt und doch ziemlich nah. Gesund bin ich noch lange nicht! Auch wenn es kein COVID-19 war, fünf Minuten vor zwölf war es allemal!

Gedanken

heute so gedacht

Wir verirren uns im Leben, aber das Leben weiß, wo wir sind. Alles was man tut, ist richtig!

Okay, akzeptabel, aber auch wirklich verinnerlicht?

Behinderung, Familie

Vorsicht Tränen

Wie viele Menschen haben heute Morgen schon geweint? Wie vielen hat es den Magen zusammengezogen? Wie viele sitzen voller Angst – nicht ängstlich, das ist etwas anderes – daheim vor ihrer Tasse Kaffee oder Tee? So wie das Kaninchen vor der Schlange, beziehungsweise vor Corona!

Dabei habe ich vor der Krankheit keine Angst, natürlich den gebührenden Respekt und kann die Beschränkungen gut nachvollziehen – halte sie auch ein, aber sogar die Fenster des Nachbarhauses wischen sich das verschmierte Mascara nicht mehr ab – es bleibt einfach im Regen hängen. Wie auch der salzige kleine Tropfen unter meinem linken Auge nicht abzuschütteln ist. Die roten, gelben, bunten Blätter wollen gar nicht tanzen heute. Sie kleben auf der Straße, auf den Gehwegen und wenn sie fallen, an den wenigen Menschen fest. Die Welt scheint still zu stehen und rast dennoch in einem Affenzahn dem Abgrund entgegen. Meine Geduld ist demütig und doch möchte ich aufmüpfig schreien: Vergesst nicht die, die am Rand stehen! Vergesst nicht die Menschen, die sowieso schon alleinstanden. Abstand halten ist richtig. Aneinander denken ist wichtig, aber es auch vermitteln und zeigen ist wichtiger. Was haben wir eigentlich gelernt? Was ist haften geblieben aus dem Lockdown im Frühjahr? Sollen wieder die Alten, Kranken, Behinderten weggeschlossen werden? Ist das die Lösung, die Menschen, die am gefährdetsten sind zu separieren? Was passiert mit deren Seele oder nennt es Psyche?

Meine Seele weint! Nicht nur meine Seele, mein Körper weint. Ich merke, dass ich dieses Jahr sehr stark an meine Grenzen komme und schon gekommen bin. Mein eigener persönlicher Shutdown, die Krankheit, die mit Corona nicht zu tun hat, hat mich physisch und psychisch gebeutelt und ich merke, es hängt noch an mir wie Pech und Schwefel. Nur leider kann ich es nicht einfach abschütteln …

Tränen trocknen, hinterlassen aber ein merkwürdig juckendes Gefühl auf der Wange. Heute muss ich nur meine Tränen abwaschen. Bald auch wieder die der Junioren und ich wäre so dankbar – es würde mir jemand dabei helfen!