Alltag, Behinderung, Gedanken

mach was

Alleine kann ich mit den Junioren, gerade jetzt im Winter, nicht spazieren gehen. Aber auch mein Hilferuf deswegen verpufft genauso wie die allgemeine Suchanfrage – hier und auf WhatsApp. Stattdessen bekomme ich gesagt: „Mach was! Kümmere dich!“ Ich weiß nicht, was ich noch machen soll?

Bin ich so ein Biest, wenn ich nicht alles hinnehme, wenn ich keine Ratschläge möchte, dafür lieber Hilfe und Verständnis und eine möglichst rasche Auffassungsgabe, damit ich nicht alles fünf oder sechsmal erklären muss, wie die Junioren behandelt – das ist nicht das richtige Wort, denn behandelt werden brauchen sie gar nicht, sie sollen nur so genommen werden, wie sie sind, mit allen Macken. Sie haben nicht umsonst den Behindertenstatus! – also ich möchte nicht immer und immer wieder um Verständnis um unsere Situation werben. Es wird sie doch geben, die Menschen, die zu uns passen! Ich bin bereit Kompromisse zu machen, aber aufgeben mag ich mich nicht. Ich möchte nicht nur Sprüche hören. Ich wünschte mir, dass jemand auch was tut!

P.S.: das schreibe ich mit Tränen in den Augen.

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07:46Uhr – Nachtrag: Wisst ihr, was mich traurig macht? Wir sind da kein Einzelfall, es geht so vielen anderen Familien mit behinderten Angehörigen ähnlich oder genau so!

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Noch ein Nachtrag um 10:51Uhr und ein verzagtes Ende: Was erwarte ich eigentlich vom Blog? Auch hier ein bisschen Verständnis und ab und zu etwas Resonanz – aber wahrscheinlich überfordere ich damit die meisten Leser*innen. Aber so ist nun mal meine Realität.

Allgemein

Kirchenglocken läuten

Draußen erwacht der zweite Weihnachtsfeiertag. Eine Amsel sitz im Baum vorm Fenster und singt – nicht. Ringsherum in den Fenstern der Häuser ist es dunkel. Nein, der Nachbar zur linken hat schon seit vier Uhr morgens Licht. Er ist allein und kann nicht schlafen. Aber warum weiß ich, dass er so früh aufsteht? Ich war spazieren. Im Dunklen. Viel zu leicht angezogen, wollte spüren und habe es auch. 

Die Stille, den Frieden in den Morgenstunden, keine Hektik und kein ichmussdochnochwastun. Ich habe sie gespürt, die Hand, die mich hält. Bin nicht zum Friedhof. War lange nicht dort. MamS ist nicht da. Vielleicht ist er die Amsel oder der Regentropfen, der im Kerzenschein ins Fenster glitzerte. Aber da kam der Wind und blies – alles war futsch. Was nicht in mir ist, ist auch nicht außen. Mir pocht das Herz und ich fühle so viel Liebe in mir. Wieder läutet die Glocke. Diesmal nur einmal. Im Haus gegenüber wird Licht gemacht und der Rollladen hochgezogen.  Der Tag erwacht  –  ich sollte mein Töchting aufs Klo setzen!

Ach so; gestern Abend haben Beide noch einen Weihnachtsbaum gebastelt!