Behinderung, Gedanken, Kuddelmuddel

krank sein

Nein, ich bin nicht krank – jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn. Das kann ich mir gar nicht erlauben. Zum Glück bin ich wirklich selten erkältet, auch deswegen, weil ich meine Lungenprobleme (hoffentlich) gut in Griff habe. Auch die Junioren sind wenig krank – was ein Segen ist. 

Wenn tatsächlich mal was wäre, so wie vor sechs Jahren, dann geht‘s auch. Aber ein gutes Gefühl habe ich nicht. Eine Lösung auch nicht. Es ist ein großes Dilemma der pflegenden Angehörigen, die das alles komplett alleine stemmen! 

Mir kratzt es gerade im Hals. In der Werkstatt fallen Betreuer mit Husten und Schnupfen aus, allüberall höre ich Menschen jammern, dass sie erkältet sind. Natürlich kein Wunder bei den Temperaturen die verrückt spielen. Ich funktioniere. Letztens wurde ich wieder gefragt, woher ich meine Kraft nehme. Ich weiß es nicht. Ich habe gar keine Zeit darüber nachzudenken und als ich es dann tat, war mir nicht gut.

Ich hoffe so sehr, dass ich nicht auch noch körperlich krank werde und, dass meine Seele (nennt es, von mir aus auch Psyche) gesundet!

Allen, die krank sind – egal wie – wünsche ich gute Genesung.  Jetzt lacht mal.

∙∙∙∙∙

18:10 Uhr – Ich habe überhaupt keine Lust auf die Tränendrüsen zu drücken. Ich funktioniere auch mit Kloß im Bauch, mit kratziger Stimme und juckender Nase. Das ist für mich nicht krank sein. Ich bin auch nicht krank, verdammt noch mal – ich bin nicht krank. Darf es gar nicht sein und mein Doc sagte mir heute Morgen: „Du stehst auch mit Kopf unterm Arm nachts noch auf und drehst die Junioren um!“ Ich will das nicht hervorheben. Es ist einfach so. Punkt! Es ist auch deshalb so, weil‘s keine andere macht. Weil‘s sich niemand zutraut und weil‘s auch niemanden gibt. 

Meine Psyche ist krank. Ich bin neurodivergent, bin im Autismus-Spektrum und AuDHD (was soviel heißt, wie Autistin mit ADHS). Aber ich schweife ab – es ging ja um Erkältung. Glaubt mir, und dafür bin ich dankbar, ich habe ein sehr gutes Immunsystem! Nur eben keins für den seelischen Schmerz. Und das ist es, was ich vermitteln wollte.

∙∙∙∙∙

18:24 Uhr – Ich möchte mit diesem Beitrag niemanden das krank sein absprechen. Es steht mir überhaupt nicht zu, zu urteilen ob der Schnupfen oder die Erkältung schlimm ist. Ich möchte lediglich sagen, dass ich, als pflegende Mutter keine Chance habe – weil niemand da ist – selbst bemuttert zu werden.

Noch ein spitzfindiger Nachtrag: im übrigen finde ich Mimosen wenn sie blühen wunderschön, menschliche Spezies dieser Gattung nerven mich!

Veröffentlicht von piri

Ich bin ganz schön viel und ganz schön wenig, ich bin Mutter, Hausfrau und Dichterin in allen Lebenslagen. Im Autismus-Spektrum bin ich obendrein. In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ❤️ | ✨

7 Gedanken zu „krank sein“

  1. Gudrun sagt:

    Ich würde dir jetzt gerne einen Tee aus einer der ältesten Heilpflanze machen, aus frischem Salbei vom Balkon. Der hilft wirklich bei den Ansätzen einer Erkrankung der Atemwege. Wem der Tee nicht schmeckt, kann damit gurgeln. Im Moment versorge ich so meine Nachbarn und denen hilft es. Vielleicht hat die Tatsache, dass sich jemand kümmert einen großen Einfluss. Und das wünsche ich mir für dich, dass jemand da ist, dir zuhört, einen Tee kocht und dich einfachmal in den Arm nimmt.

    1. piri sagt:

      Es gibt aber leider niemanden der/die sich kümmert.
      Meinen Körper habe ich gut erzogen, der muckt nicht…

      1. Gudrun sagt:

        Ich weiß das, aber ich wünsche es dir sehr.

  2. M. - K. sagt:

    Eine Erkältung ist für mich nicht mit krank sein gleich zu setzen und doch fühlt natürlich jeder anders.
    Ja, man kann versuchen, etwas gut zu erziehen – und ich wünsche Dir, dass es so klappt, mit Deinem Körper.
    Wenn es der Körper nicht darf, dann zeigt es die Seele, wenn irgendwas da ist.
    Und auch das muß nicht mit Krankheit verbunden sein, aber es ist auf jeden Fall ein Zustand.
    Auch da, es fühlt ein jeder für sich.

    Den guten Wunsch von Gudrun kann ich nachempfinden, denn natürlich würde auch ich Dir das gern wünschen. Aber ich kann niemanden herzaubern und so bleibt es dabei, dass Dein Körper hoffentlich nicht muckt.

    Mimosen sind wunderschön.
    Ich habe so einen Kater.. Ein Seelchen. Weiß auch schon die Tierarztpraxis.
    Menschen, die nur leidend sind, kann ich irgendwann nicht mehr trösten und trotzdem ist es nicht an mir, zu urteilen. Auch da bin ich bei Dir.
    Liebe Kerzenscheingrüsse!

  3. Margrit sagt:

    „Jetzt lacht mal“ bin ich gefolgt – so schön! Ein Lächeln hat es mir ins Gesicht gezaubert, dein Lächel-Gesicht.

  4. IMT sagt:

    Liebe Piri,
    ich las deine Zeilen – und musste nicken. Dieses nicht krank sein dürfen hat ja seine ganz eigene Farbe. Man lernt, die Müdigkeit zu tarnen, den Schmerz zu überlisten und den Körper zu überreden, einfach weiterzumachen.

    Und doch bleibt da diese kleine Stimme, die flüstert: „Wer hält dich eigentlich?“

    Ich wünsche dir, dass sie irgendwann Antwort bekommt. Vielleicht nicht heute, aber irgendwann – mit Tee, Zeit und jemandem, der nicht fragt, sondern einfach bleibt.

    Liebe Grüße
    Isabel

    (Und verdammt noch mal – warum bekomme ich eigentlich keine Mitteilung mehr, wenn du was schreibst? Muss ich dringend schauen.)

  5. Anne Seltmann sagt:

    Liebe piri…

    ich weiß, du hast niemanden, der einspringt, wenn du krank bist. Niemanden, der sagt: „Leg dich hin, ich übernehme das.“ Und trotzdem machst du weiter. Du wachst auf, obwohl dein Körper nach Ruhe schreit. Du kümmerst dich, obwohl du selbst Fürsorge bräuchtest. Du trägst die Verantwortung, den Alltag, die Sorgen – und mittendrin trägst du zwei Kinder, die dich mehr lieben, als Worte je ausdrücken können.
    Ich weiß, es gibt Tage, an denen du dich fragst, wie das alles gehen soll. Tage, an denen du am liebsten einfach nur kurz loslassen würdest, um dich selbst wiederzufinden. Doch du tust es nicht. Du bleibst, du hältst durch. Nicht, weil du musst, sondern weil du liebst. Und diese Liebe – sie ist dein Motor!
    Aber du darfst müde sein. Du darfst weinen, wenn keiner sieht. Du darfst dich fragen, warum alles so schwer ist. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen von Menschlichkeit. Niemand sollte immer stark sein müssen. Und doch bist du es – leise, unermüdlich, auf eine Weise, die tief berührt.
    Bitte vergiss nicht: Auch du bist wichtig. Du bist nicht nur die, die gibt – du bist ein Mensch, der Liebe verdient, Fürsorge, Wärme, Ruhe. Wenn niemand da ist, um dich zu halten, dann umarme dich selbst mit dem Wissen, dass du jeden Tag das Unmögliche schaffst.
    Ich sehe dich – mit allem, was du gibst, was du trägst, und was du bist. Eine Mutter, ja, aber vor allem ein Mensch mit einem großen, starken, liebevollen Herzen.

    Herzlichst ♡

    Anne

Kommentare sind geschlossen.