Gedanken

frühmorgens Ende August

Vorm Fenster raschelt es gespenstisch. Ein kleiner Vogel sucht im neuen Laub Schutz vor dem Regen.  Die Kirchturmuhr läutet den Tag ein. Dunkel ist es. Vor vier Wochen war es um diese Zeit schon hell. Der Zeitungsmann hat mich nicht gesehen, wie ich so in der Tür stand und sinnierend ins Leere starrte. Er humpelt ein wenig und ist dennoch flink, wie der Wiesel unterm Dach. Mit dem Kaffee in der Hand sitze ich im Bett, denke darüber nach, ob ich Schwimmsachen an den Bodensee mitnehme? Oder mir dort Gummistiefel kaufe. Noch habe ich nicht einmal die Tasche gepackt. Es raschelt in den welken Blättern. Ist’s etwa gar kein Vogel? Nur der Regen oder eine Maus?

Festzuhalten zu meiner eigenen Information, gefunden bei Buddenbohm und Söhne – Kathrin Passig über Blogs

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨

9 Gedanken zu „frühmorgens Ende August“

  1. dergl sagt:

    Was ein niedliches Mäuschen!

    Der Text von Passig ging vor ein paar Tagen auf Mastodon rum und ich verstehe was sie meint, merke aber für mich selbst auch, dass mich das so nie betroffen hat, denn das, was sie da implizit als Ziel vom Bloggen ausmacht war nie mein Ziel. Folglich hätte es nie einen Zeitpunkt gegeben, wo ich nach der Definition gesagt hätte, ich sei Bloggerin. Vielleicht ist es aber auch so, dass weil eben sich eine Menge der Dinge, für die ich und auch der größte Teil meines Blogorbits das System Blog genutzt haben mittlerweile einfach andere Systeme nutzen, dass diese Definition nicht passt. Gleichzeitig fällt mir z.B. auf Mastodon etwas auf: Leute machen wieder Blogs auf, aber nicht auf klassischen Plattformen oder mit dem Gedanken, den man da vielleicht früher mal hinter hatte, sondern als Orte, um Texte zu lagern, die zu lang für die Systeme sind, auf denen man sich heute austauscht. Da werden dann auch gern Plattformen gewählt ohne Kommentarfunktion oder Layout, weil die Kommunikation über die Inhalte ja sowieso über die anderen Systeme läuft. Und so Sachen wie tumblr scheinen für einige auch gerade wieder interessanter zu werden. Mein Eindruck ist also eher, es ist nicht tot oder langweilig geworden, die Orte haben sich verändert.

  2. Gudrun sagt:

    Nimm sie mit, die Schwimmsachen. Und die Kamera auch. Und Zettel und Stift. Ich wünsche dir eine gute Reise.

  3. quersatzein sagt:

    Schönes Bild, feiner Text.
    Und auch ich würde – wie Gudrun – alles mitnehmen, was von Belang ist.
    Beste Wünsche für die Reise und lieben Gruss,
    Brigitte

  4. andrea sagt:

    hallo piri,
    ich mag deine stimmungsbilder, wie du uns auch hier wieder eines anbietest. mir gefällt, wie du inneres und äußeres erleben nebeneinander stellst, manchmal auch ineinander verwebst. ich mag auch den lakonischen ton.
    ich bin mir nur nicht sicher, ob du auf deine persönliche, private situation rückmeldung haben möchtest oder auf die texte. um das klar zu sagen: ich äußere mich nur zu den texten, gelegentlich berichte ich auch, wo ich an ihnen „andocke“.

    liebe grüße, andrea

    1. piri sagt:

      Es lässt sich nicht trennen – meine persönliche Situation und meine Texte. Lässt sich das überhaupt bei jemanden trennen? Traurig werde ich, wenn ich angegriffen werde, ob meiner Behinderung.

      1. andrea sagt:

        für mich geht es darum, welches erleben/fühlen ein text erstehen lässt (und wie er das macht, denn darin liegt die kunst), nicht darum, was derjenige, der ihn geschrieben hat, erlebt/gefühlt hat, denn das weiß ich ja gar nicht. ich kenne nur den text.
        wobei das für mich nur dann gilt, wenn ich einen gewissen „gestaltungswillen“, bzw. die fähigkeit zur gestaltung sehe. und das sehe ich bei etlichen deiner texte.

        deine persönliche situation – das steht für mich auf einem anderen blatt. da habe ich jede menge respekt, wie du sie meisterst. und ich kann aus verschiedensten gründen da auch recht viel nachvollziehen. aber das ist eben eine „andere geschichte“.

        liebe grüße, andrea

        1. piri sagt:

          Stimmt andrea, der/die Leser*in sieht nur den Text. Aber die Schreiberin trennt nicht. Was rauskommt ist im besten Fall Kunst!

          Danke für dein Verständnis. Wertschätzung der Person und dem, was sie leistet – das sollten wir doch jedem zollen!

  5. Verwandlerin sagt:

    Kathrin Passig, die übrigens als Erwachsene die Diagnose ADHS erhielt, hat mit Sascha Lobig auch das sensationelle und wirklich hilfreiche Buch „Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin“ geschrieben. Kann ich wärmstens empfehlen!

  6. Frau Frogg sagt:

    Danke fürs Festhalten des Passig-Textes. Ich werde sie wohl mal fragen müssen, wie sie mit Bloggen Geld verdient 🙂 Für den Bodensee: Gummistiefel und meine besten Ferienwünsche!

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