Behinderung, Gedanken

eigentlich

Eigentlich ist ja schon wieder eine Einschränkung. Aber manchmal trifft‘s eigentlich ganz gut: denn ich möchte einen meiner Morgen erzählen. Ich möchte Verständnis wecken – für mich und andere Menschen im Autismusspektrum, mit daraus resultierenden Angststörungen. Aber ich möchte es nicht zu öffentlich machen und doch wieder und dann doch wieder nicht! Weil ich Angst habe, an den Pranger gestellt zu werden. Wenn auch nicht öffentlich, so denn in den Köpfen der Leser*innen, die dies Blog als Boulevard sehen. Und für die, die nicht kommentieren und in ihren Köpfen die besten Ratschläge haben.  Ich möchte Verständnis (nein das ist das falsche Wort), ich möchte wertgeschätzt werden. Wertschätzung ist das Zauberwort!

Aber bekomme ich das in einem Blog? Die Antwort weiß ich selbst: ist gar nicht so schlimm, wie ich’s in meinem Szenario gestalte!

Es bleibt noch einen passwortgeschützten Beitrag zu schreiben. Doch liest diese überhaupt jemand? Außerdem würde ich gerne wollen, dass manche Menschen meine geschützten Beiträge lesen, sie aber das Passwort nicht angefordert haben. Ich könnte es ihnen schicken!? Nee, könnte ich nicht, denn ich dränge niemanden etwas auf. Sie fragen vielleicht auch nicht, weil sie keine Abfuhr bekommen möchten. Dilemma. Schon wieder diese Ambivalenz!

Nichtsdestotrotz werde ich in der nächsten Zeit (Passwortanfrage) geschützte Beiträge schreiben, in denen ich meine Zerrissenheit besonders am Montagmorgen schildern möchte. 

Je besser ein autistischer Mensch “funktioniert”, desto mehr Funktionieren wird erwartet, und desto weniger Unterstützung bekommt er. Die Anstrengung hinter dieser Leistung sieht niemand. Gut zu “funktionieren” bedeutet nicht, keine Unterstützung zu benötigen.

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨

2 Gedanken zu „eigentlich“

  1. Werner Kastens sagt:

    Passwort-geschützt heisst ja nichts anderes als: Grenze gezogen, von Dir gegenüber anderen. Das erschwert natürlich Kommunikation und Meinungsäusserung. Ich denke aber, dass man sich Wertschätzung auch ein wenig erarbeiten muss. Wie sollen wir Dich sonst schätzen lernen, wenn wir nicht in Dich hineinsehen dürfen/sollen?
    Ich glaube, Du machst Dir zu viele Sorgen und zu viele Wenn-und-Abers schränken Dich ein. Und ich glaube, dass entgegen Deiner Ängste viele Leser Dir gegenüber sicherlich viel Empathie empfinden werden und sich freuen, von Dir lernen zu können, wie man das Leben trotzdem meistert.

    1. piri sagt:

      Du hast natürlich recht. Aber Grenzen ziehen heißt ja nicht gleich Ausgrenzung, sondern ist auch Schutz! und nein, Wertschätzung sollten wir jedem Lebewesen per se zollen, denn das sollte uns das Leben wert sein.
      Leider gibt es zu den Leser*innen die mir wohl gesonnen sind, auch welche die mir die Pest an den Hals wünschen. Es gibt Menschen, die denken, dass ich mit dem Asperger-Syndrom kokettiere. Dem ist ganz bestimmt nicht so – ich gäb was drum normal zu sein.
      Vielleicht ist es wirklich keine gute Idee geschützte Beiträge zu schreiben. Aber als Boulevardzeitung möchte ich mein Weblog auch nicht wissen. Da komme ich mir vorgeführt vor!

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