Behinderung, Junioren, Kuddelmuddel

und jetzt?

Jetzt ist Mitternacht vorbei, die Gespenstergeschwister schlafen.

Bis ich Carsten im Bett drehe, vergeht noch über eine Stunde. Wiebke habe ich gerade zurück in ihrs geschoben – der Po hing schon wieder auf viertel nach drei! Wie man so schlafen kann ist mir ein ewiges Rätsel. 

Der Aggregat für die Kühlkammer springt immer dann an, wenn ich gerade kurz vor dem wegdrömmeln bin – ein Mordsgetöse. Das muss mitten in der Nacht nicht sein. Die eine Schaltuhr, die noch in der Kruschtelschublade liegt, werde ich gleich morgen früh dazwischenstecken. Stille ist gerade in schlaflosen Zeiten Gold wert. 

Ich klinge schon wie eine alte Frau.  Da ein Wehwehchen und hier nächtlicher Harndrang.

Früher war es (wirklich) besser, da bin ich aufgestanden, habe die Junioren gedreht und gewendet und war keine 2 Minuten nachdem ich wieder im Bett war, in Morpheus Arme gesunken und habe geschlafen. Heute könnte mir dieser Gott sanfte Liedchen trällern, ich wäre eher genervt, als dass ich sanfte Träume hätte.

…die nächste Nachrichtensendung möchte ich aber schon gerne verpassen. 

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Nachtrag am nächsten Morgen: Wiebke badet gerade und Carsten tut‘s gleich und heute ist Sonntag und außerdem Dreikönigstag (wir sind ev/luth.) und morgen geht’s wieder in die Werkstatt. Der Alltag hat uns wieder – was für ein Glück?

Alltag, Behinderung, Junioren, Kuddelmuddel

Küchenalltag

Ulli Gau hat ein Projekt, das sie Alltag nennt. Unserer/meiner ist ein so ganz anderer, als ihrer und wahrscheinlich auch eurer.

Eigentlich koche ich gerne – und so ist meine Küche auch relativ gut ausgestattet. Messer sind mir wichtig. Oder soll ich lieber schreiben, waren es?

Bekanntlich mäkeln die Junioren am Essen herum und deswegen stelle ich mich nicht mehr so häufig in die Küche und zaubere ein fulminantes Mahl. Nur das Käsemesser – aber ich habe noch ein richtig schönes anderes – das gebrauchen wir sehr regelmäßig. Denn der Kerle mag leckeren Gryère Käse und Wiebke liebt Camembert. Dazu Schüttelbrot und für mich einen Grünen Veltliner…

Ja, und jetzt beim Schreiben weiß ich auch, was ich demnächst einmal wieder auftische!

Sehr gerne würde ich einmal wieder mit jemanden zusammen kochen. 

Behinderung, Kuddelmuddel

Jahreswechsel

Ehrlich, ich habe Angst davor – nicht vor den Silvesterfeierlichkeiten und auch nicht vor dem langen Abend. Carsten und Wiebke interessiert das ‚olle‘ Fernsehprogramm nicht – wir machen, beziehungsweise sie machen sich ihr eigenes. Wenn der Programmpunkt kommt, dass sie ins Bett gehen wollen, dann ist der da und dann gehen sie schlafen. Das ist völlig in Ordnung! Feuerwerk und Böllerei mögen sie nicht. Da sind sie wie Hunde und möchten am liebsten unterm Tisch liegen, sich die Ohren zuhalten und darauf hoffen, dass der Spuk bald vorbei ist. Das war schon immer so und das wird sich sicherlich auch nicht mehr ändern.

Ich habe Angst, dass ich zusammenklappe, wie schon so manche Silvesternacht seit MamS tot ist. In dieser Nacht bin ich noch mehr allein – fühle mich noch einsamer, komme mir total isoliert und von der Welt abgeschnitten vor. Es geht schon los! Ich habe massive Atemprobleme, kann den angesammelten Schleim aus den Bronchien nicht abhusten. Mein Magen tut weh, die Knie sind zittrig und in der Gegend ums Herz herum ist ein Eisenring gespannt…

Ich vermisse, auch nach so vielen Jahren, meinen Mann. Vermisse seine Silversterbetriebsamkeit und morgen früh – das weiß ich jetzt schon – werde ich den Brunch im Würth-Museum vermissen. Auch, wenn ich mich darauf vorbereiten kann, wird es mich wie immer, wie ein Hammerschlag treffen.

Woanders feiern, geht wegen der Junioren nicht. Dazu sind sie dann doch zu behindert und sind kognitiv nicht in der Lage auswärts ein neues Jahr begrüßen zu können. Ihr Bett muss jederzeit greifbar sein – das ist für sie Sicherheit. Deren Sicherheit geht immer vor. Ich halte die Fassade aufrecht und hoffe nicht, dahinter zu zerbröckeln…